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Beratung Schwerkranker

Den anderen stärken

31.07.2017  14:21 Uhr

Von Isabel Weinert / Die richtigen Worte finden, nicht in Floskeln abgleiten und gut beraten – diese Gratwanderung im Gespräch mit schwer kranken Menschen fällt nicht immer leicht. Psycho­onkologin Doris Lintz und Apothekerin Dr. Anke Ernst, beide vom Krebsinformationsdienst KID, zeigen Wege für eine gelingende Kommunikation und Beratung auf.

PTA-Forum: Was hilft, Berührungsängste im Gespräch mit an Krebs erkrankten Menschen abzulegen?

Lintz: Viele Krebspatienten wünschen sich im Alltag ein Stück Normalität im Umgang mit anderen statt einer Sonderbehandlung. Wenn man unsicher ist, inwieweit Betroffene über die Erkrankung sprechen möchten, lässt die offene Frage »Wie geht es Ihnen?« gewisse Freiheiten, wie detailliert er oder sie darauf antworten möchte.

Um herauszufinden, was Krebs­patienten bei ihrem Besuch in der Apotheke helfen könnte, kann die einfache Frage wertvoll sein: »Gibt es etwas, dass ich für Sie tun kann?«.

PTA-Forum: Gibt es im Gespräch mit schwerkranken Menschen Sätze und Ratschläge, die man besser vermeiden sollte?

Lintz: Der Impuls, dem Gegenüber ein aufmunterndes Wort mit auf den Weg zu geben, ist nachvollziehbar. Allzu pauschale Aussagen wie »Sie schaffen das schon!« oder »Das wird schon wieder!« werden jedoch von Betroffenen nicht unbedingt als hilfreich erlebt. Zudem werden Krebspatienten sehr oft über Angehörige, Nachbarn und Bekannte mit Erfahrungsberichten anderer konfrontiert, (»Ich kenne jemanden, der hatte eine ähnliche Diagnose …«), und nicht selten bekommen sie ungefragt Ratschläge zur Lebensführung. Hier empfiehlt es sich, eher zurückhaltend zu bleiben, wenn der oder die Betroffene nicht aktiv danach fragt.

PTA-Forum: Was hilft, dem Krebskranken im Gespräch wirklich etwas zu geben?

Lintz: Viele Patienten erleben während ihrer Klinikaufenthalte und Therapien Zeitdruck bei den Behandlern und oft wenig Ruhe für Gespräche. Eine ganz wichtige und wertvolle Hilfe ist daher das Zuhören und das Angebot, bei Fragen aus dem pharmazeutischen Themenbereich jederzeit zur Verfügung zu stehen.

PTA-Forum: Was unterscheidet Mitgefühl von Mitleid?

Lintz: Viele Krebspatienten fürchten sich regelrecht davor, mitleidig angeschaut zu werden. Oft verbindet sich damit die Angst, von der Umwelt nur noch auf die Krankheit reduziert und als schwach und hilfsbedürftig regelrecht abgeschrieben zu werden. Mitleid kann aber auch bedeuten, dass sich jemand so vom Leiden des Betroffenen mitreißen lässt, dass seine eigene Hilflosigkeit den Umgang mit dem Erkrankten erschwert.

Mitgefühl hingegen meint eher, mitzuempfinden, ohne sich dabei selbst in der Leidensgeschichte des anderen zu verlieren. Mitgefühl macht es eher möglich, den anderen nicht ausschließlich als leidenden Kranken zu sehen, sondern auch mit seinen Stärken und Fähigkeiten, um die Situation zu bewältigen. Es hilft auch, zunächst eher zuzuhören und zu schauen, was gerade gebraucht wird, statt Betroffene sofort mit Informationen und Ratschlägen zu versorgen.

PTA-Forum: Welche fachliche Hilfestellung dürfen PTA und Apotheker an Krebs erkrankten Menschen geben, welche nicht?

Ernst: Bei jedem Kontakt mit Patienten gibt es auch Grenzen, die man kennen und beachten sollte. Eine davon ist die Grenze zwischen Information und Bera­tung im engeren Sinn. PTA und Apotheker dürfen vor allem über pharmazeutische Fragen beraten. Krebspatienten brauchen zum Beispiel häufig Unter­stützung, wenn es darum geht, Arzneimittel-Wechselwirkungen zu beurteilen. Im Alltag ist das nicht selten ein Thema bei Patientinnen und Patienten, die über Jahre nur ambulant behandelt werden und weitgehend eigenverantwortlich orale Krebsthera­pien einnehmen, wie etwa eine Antihormontherapie bei Brustkrebs oder Tyrosinkinasehemmer bei chronisch myeloischer Leukämie (CML).

Eine fachliche Beratung spielt für diese Betroffenen besonders dann eine wichtige Rolle, wenn sie zusätzlich freiver­käufliche Arzneimittel oder Nahrungs­ergänzungsmittel einsetzen wollen. Dass diese Präparate zu Wechselwirkungen mit der eigentlichen Krebstherapie führen können, wissen die meisten Patienten nicht. Oft steht hinter der Frage nach solchen Produkten auch ein Problem mit Nebenwirkungen der Krebstherapie – ebenfalls ein Beratungsthema in der Apotheke.

PTA und Apotheker sind häufig auch die ersten Ansprechpartner für Patienten mit medizinischen Fragen und seelischen Nöten. Dann kommt es darauf an, die richtigen Ansprechpartner für den Betroffenen zu wissen, also zu erkennen, wann der ­Patient einen Arzt, psychoonkologische Unterstützung oder eine sozialrecht­liche Beratung braucht.

PTA-Forum: Welche Präparate und Verfahren sollte man als PTA oder Apotheker keinesfalls empfehlen?

Ernst: PTA und Apotheker können auf jeden Fall sicherstellen, dass Krebs­patienten Produkte mit überprüfter pharmazeutischer Qualität anwenden, wenn sie auf freiverkäufliche Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen wollen. Ganz besonders gilt dies bei der komplementären Krebsbehandlung. Beispiele sind Präparate aus dem Bereich der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), Weihrauch-Kapseln oder Tees. Beraten PTA zu Mitteln aus dem Bereich der komplementären und alternativen Krebstherapien, müssen sie Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abwägen. So gibt es Präparate von großer Popularität, die jedoch ernsthafte gesundheitliche Risiken bergen können. Aus diesem Grund sind sie teilweise von der Arzneimittelbehörde als bedenkliche Arzneimittel im Sinne des § 5 AMG eingeordnet worden. Ihre Abgabe ist unzulässig, und von ihrem Einsatz müssen PTA in jedem Fall abraten. Das gilt zum Beispiel für Amygdalin sowie für Amygdalin-hal­tige Arzneimittel­zubereitungen oder die Natriumchlorit-haltigen Präparate Miracle Mineral Supplement (MMS). Bei anderen häufig nachgefragten Mitteln, vor allem bei pflanzlichen Präparaten sowie Teedrogen, sollten PTA mögliche Interaktionen mit Arzneimitteln überprüfen.

Sofern ärztlicherseits nichts dagegen spricht, kann man verschiedene Pflegeprodukte empfehlen, die den Haut-Neben­wirkungen unter Chemotherapie, zielgerichteter Therapie und Strahlentherapie vorbeugen können beziehungsweise, mit denen man sie behandeln kann. Auch eine Beratung hinsichtlich eines guten Sonnenschutzes kann je nach Jahreszeit für Patienten hilfreich sein. /

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