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Interview

Aus dem Takt geraten

Datum 24.10.2013  10:56 Uhr

Von Annette van Gessel / Herzrhythmusstörungen verunsichern die Betroffenen stark. Viele möchten ihr Herz unterstützen, indem sie Mineralstoffpräparate einnehmen. Zur Bedeutung von Magnesium und Kalium befragte PTA-Forum den Arzt Michael Meixner, Allgemeinmediziner und Ernährungsmediziner in Witzenhausen.

PTA-Forum: Welche Rolle spielen Kalium und Magnesium bei Herzrhythmusstörungen?

Meixner: Kalium erfüllt gleich mehrere wichtige Aufgaben im Zusammenhang mit dem Herzrhythmus. Zum einen stabilisiert es das Ruhepotenzial der Zellmembran. Außerdem wird Ka­lium für die Erregungsbildung und -leitung benötigt und es spielt als Cofaktor spezifischer Enzymsysteme eine Rolle. Magnesium wirkt anders. Es erhöht die Erregungsschwelle und steuert Ionenkanäle. Des Weiteren verlängert es die Erholungsphase und die Leitungszeit.

Magnesium wirkt gefäßerweiternd und dient als Cofaktor des Enzyms Natrium-Kalium-ATPase. Zudem ist es wichtig für den Erhalt der Kaliumkonzentration in der Zelle. Eine Substitu­tion des Kaliums sollte daher vorzugsweise in Kombination mit Magnesium erfolgen.

PTA-Forum: Welche Faktoren können einen Kalium- und Magnesiummangel verursachen?

Meixner: Eigentlich sichert unsere Nahrung die ausreichende Versorgung mit Kalium und Magnesium. Allerdings nur, solange wir uns ausgewogen ernähren und genügend Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Menschen mit Nierenfunktionsstörungen können erhebliche Mengen dieser Mineralstoffe verlieren. Dasselbe gilt bei Durchfallerkrankungen, den Missbrauch von Abführmitteln aber auch bei starkem Schwitzen. Patienten, die dauerhaft Diuretika einnehmen, verlieren ebenso massiv Kalium.

PTA-Forum: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Herzrhythmusstörungen und einem Ungleichgewicht zwischen den Elektrolyten Kalium und Magnesium?

Meixner: Ein Kalium-Magnesium-Ungleichgewicht verursacht bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit, Herz­insuffizienz oder Hypertonie oft Herzrhythmusstörungen. Übrigens begünstigen nicht nur die eben genannten Diuretika Elektrolytmangelzustände, sondern auch andere Medikamente, wie Laxanzien. Auch größere Mengen von Lakritz können – aufgrund des enthaltenen Glycyrrhizins – einen Kaliummangel und damit gefährliche Kammerarrhythmien auslösen. Bevor ein Arzt Patienten mit Rhythmusstörungen ein Arzneimittel verordnet, sollte er daher stets deren Elektrolytstoffwechsel prüfen. Je nach Ergebnis wird er dann zunächst den Kalium- und Mag­nesiumhaushalt normalisieren.

PTA-Forum: In welchen Fällen wirkt die Kalium-Magnesium-Substi­tution antiarrhythmisch?

Meixner: Zunächst muss der behandelnde Arzt Ursache und Art der Rhythmusstörung untersuchen. Handelt es sich um die gefürchteten Torsade-de-pointes-Tachykardien oder um ventrikuläre Extrasystolen, befürworten Experten heute eine Magnesium-Substitution. Dies gilt auch bei Vorhofflimmern und Tachykardien, das heißt Herzrhythmusstörungen mit einem Anstieg der Herzfrequenz. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Digitalis-haltige Arzneimittel als Auslöser nennen. Darüber hinaus wissen wir, dass die klassischen Antiarrhythmika häufig zum einen selbst proarrhythmisch wirken, also Arrhythmien begünstigen, und zum anderen negativ-inotrope Effekte zeigen. Diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen werden durch bestehende Elektrolytstörungen, also Hypokaliämie und Hypomagnesiämie, verstärkt. So empfehlen Spezialisten sehr häufig eine dauerhafte Gabe von Kalium plus Magne­sium, um die genannten Risiken zu senken.

PTA-Forum: Patienten mit Herzrhythmusstörungen nehmen oftmals Präparate mit Kalium und Magnesium ein, um ihre Beschwerden zu bessern. Wie beurteilen Sie das?

Meixner: Grundsätzlich ist es richtig, einen Mangel an Kalium als auch an Magnesium auszugleichen. Denn eine Mangelsituation macht die Herzmuskelzellen anfälliger für Herzrhythmusstörungen. Dabei sollte man wissen, dass ein Kaliummangel nur effektiv ausgeglichen werden kann, wenn die Magnesiumwerte im Normbereich liegen Ein Magnesiummangel wiederum verstärkt die Symptome eines Kaliummangels.

Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen empfiehlt es sich, Ka­lium und Magnesium an der oberen Grenze des empfohlenen Konzentra­tionsbereichs einzustellen, zum Beispiel auf einen Kaliumwert von 4,4 Millimol pro Liter und auf einen Magnesiumwert von 0,9 Millimol pro Liter. Allerdings sollte bei Herzbeschwerden immer alles in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt geschehen.

Die Selbstmedikation mit einem Kalium- und Magnesium-haltigen Präparat ist auch in der Prävention sinnvoll. Gerade wenn ein Kaliummangel abzusehen ist, zum Beispiel, wenn sich äl­tere Menschen Fernreisen unternehmen und deswegen von ihrem gewohnten Speiseplan abweichen. Auch klimatische Veränderungen können sich auf den Kaliumspiegel auswirken, schließlich erhöht starkes Schwitzen den Mineralienverlust. In solchen Fällen halte ich die prophylaktische Einnahme von Kalium und Magnesium, auch in Verbindung mit weiteren herzaktiven Mikronährstoffen, zum Beispiel Folsäure sowie den Vitaminen B12 und B3 für durchaus sinnvoll. /

Weitere Informationen zum Interviewp­artner

Michael Meixner betreibt eine Praxis in Witzenhausen. Er ist unter anderem Facharzt für Allgemeinmedizin, Arzt für Diabetologie und Ernährungsmedizin DGE. Lange Jahre war er als Lehrbeauftragter für All­gemeinmedizin tätig. Mit seiner großen Mikronährstoffexpertise engagiert er sich gerade in der Präventivmedizin und bietet in seinen Praxen die umfassende Beurteilung des Funktionszustandes des Herz-Kreislauf-Systems an.

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