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Sibirischer Rhabarber

Selektiver Wirkmechanismus

Datum 27.10.2014  13:25 Uhr

Von Christiane Berg, Hamburg / Vor allem aus Angst vor Brustkrebs möchten Frauen mit Wechseljahresbeschwerden häufig lieber Phytopharmaka als Estrogene einnehmen. Risikoarme, aber effektive pflanzliche Alternativen zur Hormonersatztherapie in den Wechseljahren nannte Dr. Rainer Lorch, München, auf einer Veranstaltung der Dr. Loges GmbH, Winsen.

Die Hormonersatztherapie lindere zwar in der Mehrzahl der Fälle effektiv die Beschwerden, doch sei sie auch mit deutlichen Gefahren verbunden, so der Gynäkologe. Das habe im Jahr 2002 die WHI-(Women’s Health Initiative)-Studie gezeigt. Als eine der weltweit größten Studien zur Hormonersatztherapie ergab die WHI-Studie, dass das Risiko für thromboembolische Ereignisse um 111 Prozent, für Schlaganfälle um 41 Prozent, für Brustkrebs um 24 Prozent und für kardiovaskuläre Erkrankungen um 22 Prozent stieg. Aus Angst vor den genannten Risiken, vor allem vor Brustkrebs, fragten seine Patientinnen vielfach nach pflanzlichen Alternativen gegen ihre Wechseljahresbeschwerden, so der Gynäkologe.

Phytoestrogene

Lorch verwies in diesem Zusammenhang auf Soja sowie phytoestrogenhaltige Extrakte aus Traubensilberkerze (Cimifuga racemosa), Rotklee und Sibirischem Rhabarber (Rheum rhaponticum), die erfolgreich zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden zum Einsatz kommen. Mit Blick auf die Effek­tivität bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen und Ängstlichkeit sei in wissenschaftlichen Untersuchungen die Überlegenheit von Extrakten des Sibirischen Rhabarbers beschrieben worden, berichtete der Referent. Dessen Inhaltsstoffe, die Rhaponticum-Estrogene (Desoxy)rhaponticin und (Desoxy)rhapotigenin, ähneln als Hydroxystilbene dem Rotwein-Inhaltsstoff Resveratrol. Ihre Aktivitäten seien den selektiven Estrogenrezeptormodulatoren (SERM) vergleichbar, so Lorch.

Nachweislich aktivieren die Rhaponticum-Estrogene als selektive Liganden lediglich β-Estrogenrezeptoren und wirken so antiproliferativ, anxiolytisch, antidepressiv und antientzündlich. Die α-Estrogenrezeptoren, die für die Tumorgenese und das Wachstum estrogenabhängiger Karzinome wie bei Brust- oder Gebärmutterschleimhautkrebs verantwortlich sind, werden nicht aktiviert, sondern im Gegenteil, durch die Aktivierung der β-Östrogenrezep­toren sogar positiv moduliert und gegebenenfalls sogar »herunter reguliert«. Das Phytotherapeutikum hat somit keinerlei Auswirkungen auf die Entstehung von Krebs­zellen im Uterus oder in der Brust, so der Gynäkologe.

Lorch nannte die Ergebnisse einer randomisierten, placebokontrollierten multizentrischen Doppelblindstudie aus dem Jahr 2007. Bei 109 Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden besserte sich nach 12-wöchiger Gabe eines Rheum rhaponticum (ERr 731®)-Spezialextraktes signifikant der sogenannte Menopause Rating Scale (MRS II)-Gesamtscore, mit dem die Beschwerden erfasst werden. Mit anderen Worten: »Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzbeschwerden, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, physische und geistige Erschöpfung, sexuelle Probleme, Harnwegsbeschwerden, Scheiden­trockenheit, Gelenk- und Muskelbeschwerden wurden deutlich reduziert«, so Lorch.

Vorteile und Grenzen

Beobachtungs-Studien über zwei Jahre hätten manche Befürchtung entkräftet: Weder die Endometriumdicke nahm zu, noch wurden Leberwerte, Blutdruck oder Körper­gewicht negativ beeinflusst. Abführend wirkende Anthrachinone enthalte Rhapontikrhabarber nicht, sodass auch diese Nebenwirkung ausgeschlossen werden könne.

Gemäß einer zwölfwöchigen Ultra-low-dose-Hormonstudie aus dem Jahr 2007 wirkte der Rhabarberextrakt ERr 731® bei Hitzewallungen vergleichbar gut wie eine niedrig dosierte Hormonersatztherapie mit 0,5 mg 17β-Estradiol und 0,1 mg Norethisteronacetat.

Im Jahr 2010 wurde die Studienlage zusammenfassend bewertet und dabei auch Erkenntnisse der »Mammakarzinom-Risikofaktoren-Erhebungs« (MARIE)-Studie einbezogen. Die MARIE-Studie hatte sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben, die Gefahr der Entstehung von Brustkrebs durch Phytotherapeutika genauer zu untersuchen. Sehr kleine Fallzahlen lassen vermuten, dass ERr 731® das Brustkrebsrisiko eventuell verringert. Dazu müssen allerdings noch weitere Untersuchungen folgen. Derzeit wird das »Bestehen oder der Verdacht auf einen estrogenabhängigen Tumor« im Beipackzettel als Gegenanzeige genannt.Da die selektive Aktivierung des β-Estrogenrezeptors durch Rhaponticum-Rhabarber jedoch nicht den Knochenstoffwechsel beeinflusst, werde die Hormonersatztherapie bei Patientinnen mit Osteoporose- und Frakturrisiko gegebenenfalls dennoch unumgänglich, so Lorch. /

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