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Koloskopie

Der Darm muss sauber sein

Darmkrebs ist die einzige Krebsart, die sich durch Vorsorge annähernd verhindern lässt. Bei regelmäßiger Koloskopie können fast alle Polypen gefunden und abgetragen werden. Dennoch rangieren kolorektale Karzinome in der Krebsstatistik weit vorne. Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebsart und betrifft insgesamt rund 14 Prozent der Tumor­patienten. Gleichzeitig ist Darmkrebs hinter Lungen- und Brustkrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todes­ursache. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gab es im vergangenen Jahr fast 64 000 Neuerkrankungen in Deutschland. Rund 27 000 Menschen versterben jährlich an Darmkrebs.

Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte der Betroffenen erst nach dem 70. Geburtstag daran erkranken. Nur 10 Prozent trifft es vor dem 55. Lebensjahr – jenem Jahr also, ab dem jeder gesetzlich Versicherte zur Früherkennung auf Krankenkassenkosten eine Koloskopie machen lassen kann. Diese kann alle zehn Jahre wiederholt werden. Alternativ ist alle zwei Jahre ein Okkultbluttest möglich. Menschen mit familiär erhöhtem Darmkrebsrisiko – etwa ein Drittel der Betroffenen – zahlt die Krankenkasse die Darmspiegelung altersunabhängig (siehe Kasten).

 

Sofort entfernt

Die Koloskopie ist unangefochtener Goldstandard bei der Früherkennung, ihr Nutzen ist erheblich. Denn zwei Drittel der entdeckten Karzinome sind dann noch in den Stadien I und II, wo die Heilungschancen 90 Prozent betragen. Dagegen befinden sich bei Koloskopien, die aufgrund von Beschwerden der Patienten vorgenommen werden, nur 40 bis 50 Prozent der Tumoren in der Frühphase. Dickdarmgeschwulste wachsen recht langsam. 10 bis 15 Jahre dauert es, bis sich aus Zellwucherungen in der Darmschleimhaut über zunächst gutartige Polypen dysplastische Varianten oder Adenome entwickeln. Schon die gutartigen Vertreter sondern zum einen meist okkultes Blut in den Darm ab. Zum anderen sind diese Vorstufen bei einer Darmspiegelung gut sichtbar und können sofort ohne Schmerzen entfernt werden. Der große Vorteil der Koloskopie ist also, dass Krebs und seine Vorstufen nicht nur diagnostiziert, sondern unmittelbar behandelt werden können, weil Mediziner bei der Untersuchung auch Instrumente wie Zangen und Drahtschlingen über das Endoskop einführen und auffälliges Gewebe entfernen können.

Doch sämtliche Vorteile hin oder her: Besonders beliebt ist die Screening-Koloskopie nicht. Weniger als die Hälfte aller 55- bis 74-jährigen Deutschen, Männer noch etwas weniger als Frauen, haben in den letzten zehn Jahren eine Koloskopie in Anspruch genommen.

Umgerechnet auf ein Jahr nehmen somit weit weniger als 20 Prozent der Zielgruppe diese Art von Lebens­versicherung vor Darmkrebs in Anspruch. Darüber deuten auch Angaben der Felix-Burda-Stiftung nicht hinweg, nach denen sich bis Ende 2010 rund 100 000 Darmkrebsfälle verhindern ließen und bei fast 47 200 Patienten die Tumoren frühzeitig erkannt wurden.

Koloskopie-Häufigkeit abhängig vom Befund

Zur Früherkennung von Darmkrebs können Versicherte ab einem Alter von 55 Jahren eine Darmspiegelung auf Kosten der Krankenkasse vornehmen lassen.

 

  • Ist der Befund dabei unauffällig, sollte die Unter­suchung im Abstand von zehn Jahren wiederholt werden.
  • Ansonsten ist der Zeitpunkt für die nächste Kolos­kopie von der Histologie abhängig. Bei kleinen hyperplastischen Polypen, die kleiner als 1 Zentimeter sind, genügt die Kontrolle nach zehn Jahren.
  • Bei neoplastischen Polypen, auch Adenome genannt, sollte die Kontrollkoloskopie nach fünf Jahren erfolgen. Und bereits nach drei Jahren, falls höhergradige Veränderungen der Darmschleimhaut vorliegen.

Angehörige von Risikogruppen sollten mit einer Screening-Koloskopie nicht bis zum 55. Geburtstag warten. Verwandten ersten Grades von Patienten mit erblichen Kolorektal-Karzinomen wird geraten, sich erstmals zehn Jahre vor dem Alterszeitpunkt, zu dem der Verwandte erkrankt war, komplett koloskopieren zu lassen, spätestens aber im Alter von 40 bis 45 Jahren. Auch Rauchern, Diabetikern und Angehörigen ersten Grades von Patienten mit nicht erblichem Darmkrebs werden intensivierte Vorsorgeprogramme empfohlen.

Großputz im Darm

Die Hürde, eine Koloskopie vornehmen zu lassen, scheint nicht nur allein die Untersuchung selbst zu sein, sondern auch die Darmreinigung zuvor. Freilich ist diese auch heute noch kein Spaziergang, dennoch viel angenehmer als noch vor einigen Jahren, weil sich die Trinkmenge erheblich verringert hat. Damals mussten die Betroffenen 4 bis 6 Liter einer salzigen Abführlösung trinken. Deshalb mangelte es oft an der Motivation, die Darmreinigung bis zum Ende durchzuhalten. Übelkeit und Erbrechen waren weitere häufige Gründe, die Vorbereitung zur Darmspiegelung abzubrechen. Es häuften sich abgesagte oder verschobene Endoskopien.

 

Für die Reinigung steht eine Vielzahl von Präparaten zur Verfügung. Am häufigsten werden dabei Polyethylenglykol (PEG)- und Natriumphosphat-Lösungen eingesetzt. Daneben gibt es zahlreiche weitere Einzelsubstanzen wie Pico- oder Kaliumsulfat sowie Kombinationsregime. Doch nicht nur die Substanz, sondern auch der Zeitpunkt beziehungsweise die Häufigkeit der Einnahme ist für die Gründlichkeit der Reinigung entscheidend. Prinzipiell sind Natriumphosphat-Lösungen in Deutschland ausschließlich für die auf zwei Zeitpunkte verteilte Einnahme zugelassen, andere Substanzen können auch auf einmal verabreicht werden.

Zwei geteilt macht sauber

Jedoch: Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) spricht sich in ihrem Positionspapier zur Darmreinigung für die gesplittete Gabe einer PEG-Lösung aus. Das sei derzeit das beste Darmvorbereitungsverfahren, und zwar unabhängig vom Zeitpunkt der Koloskopie. Dabei wird das Abführmittel an zwei verschiedenen Zeitpunkten eingenommen: Ein Teil der Lösung sollte am Abend vor der Untersuchung getrunken werden, der zweite am Morgen zuvor. 

Eine aktuelle Metaanalyse mit insgesamt 13 487 Teilnehmern, die im April im Fachjournal Gastroenterology veröffentlicht wurde, belegt, dass dieses Splitting die Qualität der Reinigung im Vergleich zu anderen Zeitregimen erhöht. Die Überlegenheit des gesplitteten Einnahmemodus lässt sich Gastro­enterologen zufolge damit erklären, dass sich bei zweiteiliger Gabe die Zeit zwischen der Einnahme der letzten Dosis und der Koloskopie verkürzt.

 

Weniger trinken

Das Trinkpensum konnte im Lauf der Jahre auf etwa 2 bis 3 Liter reduziert werden, da PEG mit Vitamin C/Natriumascorbat kombiniert wurde. Vitamin C entwickelt einen verstärkenden Effekt auf PEG, das Wasser ins Darmlumen zu ziehen. Das große Volumen regt die Darmbewegung an. Eine prospektive Studie zeigt die Gleichwertigkeit gegenüber der Vier-Liter-Lösung. Zusätzlich empfiehlt sich jedoch, einen weiteren Liter klarer Flüssigkeit zu trinken. Das können etwa Wasser, klare Brühe oder Obstsäfte ohne Fruchtfleisch sein. Auch diese Menge kann aufgeteilt werden.

 

Im Vorfeld ist keine Diätkost mehr notwendig. Randomisierte Studien zeigen, dass mit jedem Schritt der Lockerung diätetischer Einschränkungen eine identische oder verbesserte Darmreinigungsqualität erzielt wird. Daher wird eine normale Ernährung bis zum Abendessen am Vortag der Koloskopie empfohlen. Am Vortag der Koloskopie sollten nur noch wenige Ballaststoffe und kein kernhaltiges Obst oder Gemüse verzehrt werden. Nach dem ersten Schluck Abführlösung ist nur noch klare Flüssigkeit erlaubt. Gekühlt empfinden die Betroffenen die Lösung als angenehmer. /

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