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Trockenes Auge

Durchblick bei Tränenersatzmitteln

Datum 10.08.2015  10:52 Uhr

Von Verena Arzbach / Tränenersatzmittel lindern Beschwerden bei trockenen Augen. Aber welches Präparat passt am besten zu den Beschwerden des jeweiligen Patienten? Für kaum eine andere Indikation steht eine solche Vielzahl unterschiedlicher Präparate in der Selbstmedikation zur Verfügung. Wenn PTA den Überblick bewahren und Vor- und Nachteile verschiedener Zubereitungen kennen, können sie ein passendes Mittel empfehlen.

Ein Gefühl wie »Sand im Auge«, Brennen, trockene und rote Augen, Juckreiz, Blendempfindlichkeit, verschwommene Sicht beim Lesen und – paradoxerweise – auch tränende Augen bei Reizen wie Sonne oder Wind: Das können allesamt Symptome eines trockenen Auges sein. Hinter dem sogenannten Sicca-Syndrom, auch Keratokonjunktivitis sicca genannt, kann entweder ein tatsächlicher Mangel an Tränenflüssigkeit stecken, weil die wässrige Schicht vermindert ist oder fehlerhaft von den Tränendrüsen produziert wird. Oder – und das ist der häufigere Grund für trockene Augen – die Tränenflüssigkeit verdunstet aufgrund einer gestörten Lipidschicht zu schnell.

Der gesunde Tränenfilm besteht aus drei Schichten: einer Mucin-Schicht, der wässrigen Phase und einer dünnen Lipidschicht, die vor Verdunstung bewahrt (siehe auch Grafik auf Seite 25). Der Film enthält außerdem keimtötende Substanzen, die das Auge vor Infektionen schützen. Beim trockenen Auge ist dieser Schutz vermindert: Langfristig drohen deshalb Entzündungen, etwa eine chronische Binde- oder Hornhautentzündung. Das trockene Auge ist also nicht nur eine Befindlichkeitsstörung und sollte nach ärztlicher Diagnose unbedingt behandelt werden.

Häufig betroffen

Im Alter verändert sich die Zusammensetzung des Tränenfilms, da weniger Mucin produziert wird. Postmenopausale Frauen sind durch die Hormonveränderung in den Wechseljahren oft von trockenen Augen betroffen. Eine der häufigsten Ursachen des Sicca-Syndroms ist eine nicht-entzündliche Meibomdrüsen-Dysfunktion (MDD). Dabei arbeiten die Meibomdrüsen, die die äußere Lipid-Schicht des Tränenfilms produzieren, nicht richtig, und der Tränenfilm verliert an Stabilität. Nicht zuletzt können trockene Augen auch als Folge von Erkrankungen wie Diabetes, rheumatischen Erkrankungen oder Neurodermitis auftreten, oder sie können Nebenwirkung von Arzneimitteln sein (zum Beispiel trizyklische Antidepressiva, Betablocker, Neuroleptika, topische Glaukompräparate und Dekongestiva).

PTA oder Apotheker sollten Kunden, die über trockene Augen klagen, im Beratungsgespräch daher nach Begleiterkrankungen und dauerhaft eingenommenen Medikamenten fragen. Auch der Lebensstil und Umweltbedingungen, zum Beispiel trockene Raumluft, Bildschirmarbeit und/oder geringe Trinkmengen, können den Tränenfilm ungünstig beeinflussen. Sie sind zwar keine direkten Auslöser der Symptomatik, unterstützen aber das Beschwerdebild. Da ein Sicca-Syndrom so viele verschiedene Ursachen haben kann, sollte die PTA im Beratungsgespräch stets zur Abklärung beim Augenarzt raten.

Erst mit Wärme behandeln

Bevor Tränenersatzmittel zum Einsatz kommen, sollte der Patient die Augen vorbehandeln. Die Basistherapie ist Wärmezufuhr in Kombination mit einer Reinigung der Lidränder: Dazu legt sich der Betroffene morgens und abends warme Kompressen (in etwa 40 °C warmes Wasser getauchte Wattepads) fünf Minuten lang auf die geschlossenen Augen. Wärme macht die Lipide geschmeidiger, sodass sie leichter aus den Drüsen kommen. Unterstützend kann der Patient mit einem Wattestäbchen unter sanftem Druck senkrecht zur Lidkante massieren, um das Fett aus den Drüsen zu drücken. Gleiches kann auch mit einer speziellen Wärmebrille (Blephasteam®) erreicht werden.

Tränen zum Tropfen

Helfen die Maßnahmen nicht, stehen PTA und Apotheker eine ganze Reihe rezeptfreier Tränenersatzmittel zur Verfügung, um den Tränenfilm bei trockenem Auge zu ersetzen. Grundsätzlich sollte die Behandlung in der Selbstmedikation immer befristet sein oder nur dann dauerhaft erfolgen, wenn der Augenarzt eine Diagnose gestellt und eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen hat. Welches Präparat die PTA für den jeweiligen Kunden auswählt, ist abhängig von der Symptomatik. Brennen die Augen stark, ist meist eine Lipidstörung im Rahmen einer MDD der Grund für das Sicca-Syndrom. Ein Fremdkörpergefühl ist dagegen eher ein Indiz für eine wässrige Sekretionsstörung.

Welches Sicca-Präparat bei wem am besten wirkt, ist allerdings kaum vorhersagbar. Der Patient muss eventuell verschiedene Zubereitungen ausprobieren, um die optimale zu finden. Zur Beratung gehört auch, dem Patienten die richtige Applikation genau zu erklären. Für Patienten, die sich bei der Anwendung von Augentropfen schwer tun, gibt es spezielle Tropf- und Dosierhilfen.

Präparate mit Hyaluronsäure eignen sich für alle Formen des trockenen Auges. Sie haben ein gutes Wasserbindungs- und Haftvermögen und steigern die Viskositäts des Tränenfilms deutlich. Zudem senken sie seine Osmolarität. Beispiele für Hyaluronsäure-Präparate sind Artelac® Rebalance/-Splash, Biolan®/-Gel, Hylo-Comod®, Hyabak®, Thealoz® Duo oder Vismed®.

Bei leichten Beschwerden

Polymere wie Polyvinylalkohol (Liquifilm®/-O.K.) und Povidon (Lac-Ophthal® MP/-sine, Lacri-Stulln®, Oculotect fluid/ sine PVD®, Protagent®/ -SE, Vidisept®, Wet-Comod®) haben ebenfalls ein gutes Wasserbindungsvermögen. Sie sind klar, gut verträglich, haben jedoch nur wenig Einfluss auf die Viskosität des Tränenfilms und verbleiben auch nicht allzu lange im Auge. Die Präparate eignen sich besonders bei milden, eher selten auftretenden Beschwerden. Cellulose-Derivate wie Hypromellose (zum Beispiel Artelac®/-EDO, Berberil® DryEye/ Sic-Ophtal®) oder Carmellose (Cellufresh®, Cellumed®, Celluvisc®) steigern die Viskosität des Tränenfilms stärker als Polyvinylalkohol und Povidon und wirken auch etwas länger als diese. Sie sind für mäßige bis ausgeprägte Beschwerden geeignet.

Gele zur Nacht

Höher viskose Augengele mit Carbomer (Lac®-Ophthal® Gel /sine Gel, Liposic® Augengel, Siccapos® Gel, Thilo-Tears®/-SE Gel, Vidisic®, Visc-Ophthal® sine) verbleiben länger im Auge und können bei stärkeren Beschwerden Linderung verschaffen. PTA oder Apotheker können sie auch empfehlen, wenn der Patient nicht so häufig tropfen möchte oder kann. Augengele sollten insbesonders zur Nacht eingesetzt werden, da sie das Sehen etwas stärker beeinträchtigen als Tropfen.

Hochviskos sind auch Augengele mit Naturstoffen wie dem Tamarindensamen-Polysaccharid (Visine® müde Augen sensitiv). Das Gel verflüssigt sich im Auge beziehungsweise beim Lidschlag schnell. Präparate mit Hydroxypropyl-Guar (Systane® Balance, -Ultra) bilden im Auge ein Mucin-artiges Gel. Die Flüssigkeit wird nach dem Eintropfen ins Auge gelartig – ohne die Sicht relevant zu beein­trächtigen.

Zeigen wässrige Tränenersatzmittel keinen Erfolg oder ist das trockene Auge die Folge einer chronischen Blepharitis, also einer Lidrand-Entzündung, können lipidhaltige Sicca-Produkte Abhilfe schaffen. Sie enthalten mittelkettige Triglyceride (etwa in Artelac Lipids® oder Visine® Trockene Augen) oder Phospholipide (in Systane® Balance). Darüber hinaus gibt es Sojalecithin in Form liposomaler Lidsprays (Omnitears®, Tears Again®, Lipo Nit®).

Kompetent beraten

Wichtige Hinweise für die Beratung in der Apotheke: Sicca-Produkte sollen regelmäßig (»by the clock«), nicht nur bei Beschwerden, angewendet werden. Je stärker und belastender die Symptome sind, desto höher sollte die Viskosität der Zubereitung sein. Unkonservierte Präparate sollten dabei immer bevorzugt werden, insbesondere wenn sehr häufig getropft wird. Auch Träger weicher Kontaktlinsen sollten nur künstliche Tränen ohne Konservierungsmittel verwenden, da sich diese in der Kontaktlinse anreichern und zu Hornhautschäden führen könnten. Bei harten Kontaktlinsen können Tränenersatzmittel mit und ohne Konservierungsmittel verwendet werden.

Vor allem das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid wirkt negativ auf den Tränenfilm und die Augenoberfläche und kann den Zustand eines trockenen Auges verschlechtern. Bei unkonservierten Augentropfen haben Kunden die Wahl zwischen Einmaldosis-Ophtiolen und Mehrdosen-Behältnissen, zum Beispiel Comod® oder Airless®. Letztere sind zwar praktisch, da bis zu sechs Monate haltbar, aber auch etwas komplizierter anzuwenden. Viele Sicca-Präparate enthalten auch moderne Konservierungsmittel, die das Epithel nicht schädigen, zum Beispiel Natriumperborat oder Polyquad (Polidroniumchlorid, etwa in Systane®). Das Konservierungsmittel Oxyd (Oxychlorokomplex, etwa in Artelac Rebalance®) ist ebenfalls ein gutes Beispiel für moderne Konservierung. Die Substanz zerfällt im Auge und wird durch Enzyme zu Sauerstoff, Wasser und Salz umgesetzt. /

Augentropfen richtig anwenden

Augentropfen korrekt ins Auge zu befördern, ist für viele Patienten schwierig. PTA oder Apotheker können ihnen die richtige Applikation in der Apotheke genau erläutern und zeigen.

  • Hände gründlich waschen, Kontaktlinsen vor der Anwendung herausnehmen (und frühestens 15 Minuten nach der Applikation der Augentropfen wieder einsetzen).
  • Kopf leicht in den Nacken legen. Das untere Augenlid mit dem Zeigefinger vorsichtig etwas nach unten ziehen.
  • Blick nach oben richten. Am besten einen festen Punkt fixieren, so wird Blinzeln unterdrückt.
  • Die Augentropfflasche oder die EDO nah über das Auge halten, aber nicht direkt berühren. Einen Tropfen in den Bindehautsack tropfen.
  • Anschließend Lid loslassen und das Auge für 30 Sekunden bis 1 Minute schließen. Dabei die Augen leicht hin und her bewegen, um die Tropfen im Auge zu verteilen.
  • Eventuell bei geschlossenen Augen leicht mit dem Zeigefinger auf den Augenwinkel an der Nase drücken. So verzögert sich der Abfluss über den Tränen-Nasen-Kanal.
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