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Neu im August

Premiere für zwei Arzneimittel

10.08.2015  10:52 Uhr

Von Sven Siebenand / Seit Anfang August sind Edoxaban (Lixiana® 15, 30 und 60 mg Filmtabletten, Daiichi Sankyo) und Naloxegol (Moventig® 12,5 und 25 mg Filmtabletten, AstraZeneca) auf dem deutschen Markt verfügbar. Während Edoxaban als Antikoagulans zum Einsatz kommt, wird der zweite Neuling zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation angewendet.

Auf dem Markt der Antikoagulanzien hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Mit Dabigatran (Pradaxa®), Rivaroxaban (Xarelto®) und Apixaban (Eliquis®) stehen drei relativ neue Wirkstoffe zur oralen Einnahme zur Verfügung. Seit Anfang August ist mit Edoxaban nun ein vierter Vertreter der Klasse der sogenannten neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) auf dem Markt erhältlich. Wie bei Rivaroxaban und Apixaban handelt es sich dabei um einen Hemmstoff des Blutgerinnungsfaktors Xa. Dieses Enzym nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der Gerinnungskaskade ein. Arzneistoffe, die den Faktor Xa hemmen, verhindern die Bildung von Thrombin und infolgedessen die Entstehung von Thromben.

Die Zulassung von Edoxaban umfasst die Prävention von Schlaganfällen und systemischen embolischen Ereignissen bei Erwachsenen mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor wie Bluthochdruck, Alter ab 75 Jahren, Diabetes oder Schlaganfall in der Vorgeschichte. Als nicht-valvulär bezeichnet man Vorhofflimmern, das nicht durch eine undichte Herzklappe (Valvula) verursacht ist. Ärzte können Edoxaban darüber hinaus zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie zur Prävention rezidivierender TVT und LE verordnen.

Die richtige Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 60 mg. Patienten können die Filmtabletten zu oder unabhängig von den Mahlzeiten schlucken. Die Dosis sollte bei Patienten mit mäßig bis stark eingeschränkter Nierenfunktion, einem Körpergewicht von bis zu 60 kg oder bei gleichzeitiger Behandlung mit Inhibitoren von P-Glykoprotein (P-gp), wie Ketoconazol, Dronedaron, Erythromycin und Ciclosporin, auf 30 mg reduziert werden. Der Grund: P-gp-Hemmer beeinträchtigen die Ausscheidung von Edoxaban aus dem Körper. Bei gleichzeitiger Gabe zusammen mit P-gp-Induktoren wie Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital oder Johanniskraut, sollte Edoxaban nur mit Vorsicht angewandt werden.

Dosisanpassungen können auch notwendig sein, wenn die Therapie zwischen Edoxaban und anderen Antikoagulanzien umgestellt wird. Dafür gibt es in der Fachinformation von Lixiana genaue Vorgaben. Weiter findet sich dort folgende Information: Edoxaban wird vorwiegend im oberen Gas­trointestinaltrakt resorbiert. Somit besteht bei Arzneimitteln oder Krankheitszuständen, welche die Magenentleerung beschleunigen und die Darmmotilität steigern, die Möglichkeit einer verringerten Wirkstofffreisetzung und Resorption von Edoxaban.

Wenn die Antikoagulation zur Reduktion des Blutungsrisikos bei einem chirurgischen oder sonstigen Eingriff vorübergehend abgesetzt werden muss, dann ist Edoxaban so bald wie möglich und vorzugsweise mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff abzusetzen. Nach dem Eingriff ist die Behandlung mit dem Antikoagulans wiederaufzunehmen, sobald eine entsprechende Hämostase erreicht ist. Hierbei muss der Arzt beachten, dass die gerinnungshemmende therapeutische Wirkung von Edoxaban innerhalb von ein bis zwei Stunden einsetzt.

Heilberufler müssen bei Edoxaban einige Kontraindikationen beachten. So ist der neue Wirkstoff bei Patienten mit aktiver Blutung, Lebererkrankungen, die die Blutgerinnung beeinträchtigen, schwerem unkontrolliertem Bluthochdruck oder Erkrankungen, die für den Patienten in einem signifikanten Risiko für schwere Blutungen resultieren, tabu. Er darf ferner nicht bei Schwangeren oder Stillenden sowie nicht bei Patienten angewendet werden, die bereits mit einem anderen Antikoagulans behandelt werden.

Sehr häufig wurden in Studien unter Edoxaban-Therapie Blutungen aus der Haut und dem Weichgewebe, Nasenbluten sowie Vaginalblutungen beobachtet. Generell können Blutungen überall im Körper auftreten und schwer verlaufen oder sogar tödlich sein. Weitere häufig auftretende Nebenwirkungen sind Anämie, Ausschlag und anomale Ergebnisse bei Leberfunktionstests.

Mittel gegen Opioid- induzierte Verstopfung

Opioide entfalten ihre analgetische Wirkung durch Bindung an μ-Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Sie können aber auch an μ-Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt binden, was zur Opioid-induzierten Obs­tipation (Opioid-Induced Constipation, OIC) führen kann. Die OIC ist die häufigste Nebenwirkung einer Schmerztherapie mit Opioiden, die den Erfolg einer Schmerztherapie negativ beeinflussen kann.

Naloxegol ist ein pegyliertes Naloxon-Derivat aus der Gruppe der Opioid-Antagonisten. Der Wirkstoff blockiert selektiv die peripheren μ-Opioid-Rezeptoren im Gastrointestinaltrakt und wirkt so einer Verstopfung entgegen. Aufgrund der Pegylierung kann Naloxegol die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und gelangt nicht in das Zen­tralnervensystem. Die analgetische Wirkung gleichzeitig verabreichter Opioide wird daher nicht beeinflusst. Indiziert ist Naloxegol zur OIC-Behandlung bei Erwachsenen, die auf Laxanzien bislang unzureichend angesprochen haben.

Die empfohlene Dosis beträgt 25 mg einmal täglich. Eine niedrigere Anfangsdosis von 12,5 mg kann der Arzt Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Niereninsuffizienz verschreiben, oder Patienten, die moderate CYP3A4-Inhibitoren einnehmen, die die Wirkung von Naloxegol verstärken. Bei Patienten, die schwache CYP3A4-Inhibitoren einnehmen, ist keine Dosis­anpassung erforderlich. PTA und Apotheker können dazu raten, Naloxegol morgens einzunehmen, um Darmentleerungen während der Nacht zu vermeiden. Patienten sollten die Filmtabletten auf nüchternen Magen mindestens 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit des Tages oder zwei Stunden nach dieser einnehmen.

Der neue Wirkstoff ist bei Patienten kontraindiziert, die ein erhöhtes Risiko eines gastrointestinalen Verschlusses (Blockierung des Darms) haben, oder bei Krebspatienten, bei denen ein hohes Risiko einer gastrointestinalen Perforation besteht. Naloxegol darf zudem nicht zusammen mit starken CYP3A4-Inhibitoren, etwa Clarithromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Telithromycin, Ritonavir, Indinavir, Saquinavir oder großen Mengen Grapefruitsaft, eingenommen werden. Der Grund hierfür ist, dass starke CYP3A4-Hemmer den Blutspiegel von Naloxegol stark ansteigen lassen.

Die Anwendung des neuen Wirkstoffs bei schweren Leberfunktionsstörungen ist zwar nicht kontraindiziert, wird aber auch nicht empfohlen. Ebenso wird Naloxegol auch bei Patienten, die starke CYP3A4-Induktoren einnehmen, zum Beispiel Carbamazepin, Rifampicin und Johanniskraut, nicht empfohlen. Auch die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen. Es besteht die Gefahr, dass beim Fetus oder dem gestillten Neugeborenen, dessen Mutter einen Opioidrezeptor-Agonisten einnimmt, durch Naloxegol ein Opioid-Entzug ausgelöst wird.

Als häufigste Nebenwirkungen traten in Studien Bauchschmerzen, Durchfall, Kopfschmerzen und Blähungen auf. Die meisten, den Darm betreffenden Nebenwirkungen waren mild bis mittelschwer, traten im frühen Stadium der Behandlung auf und klangen bei fortgeführter Behandlung wieder ab. /

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