Risiko auf Reisen |
| 10.08.2015 10:52 Uhr |
Von Verena Arzbach / Vor der Ankunft am Urlaubsort liegt meist eine anstrengende Reise – und die ist oft verbunden mit langem Sitzen im Flugzeug, Bus oder Auto. Gerade bei Risikopatienten besteht die Gefahr, dass sich dabei ein Blutgerinnsel bildet. Bereits einfache Übungen und Maßnahmen können vor einer gefährlichen Thrombose schützen.
Beim einem Mittel- oder Langstreckenflug oder bei der Bus- oder Autofahrt zum Ferienziel müssen Reisende lange sitzen, oft beengt und in unbequemer Position (daher auch die Bezeichnung »Economy Class Syndrom«).
Dabei kann ein venöses Blutgerinnsel entstehen, eine tiefe Venenthrombose. Denn bei langem Sitzen kann das Blut nicht mehr frei im Bein zirkulieren. Es staut sich in den Beinvenen und dickt ein. So kann sich ein Gerinnsel bilden, das den Blutfluss beeinträchtigt. In vielen Fällen löst sich dieser Blutpfropf ohne Beeinträchtigung wieder auf. Doch er kann sich auch von der Gefäßwand ablösen und in die Lungenarterien ausgeschwemmt werden. Dort kann er sich festsetzen, die Gefäße verstopfen und zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen. Patienten nehmen – wenn sie überhaupt Symptome bemerken – zunächst (einseitige) Schmerzen oder ein Kribbeln im Bein wahr, es kann auch anschwellen und rot werden. Alarmzeichen einer gefährlichen Lungenembolie sind Atemnot und Brustschmerzen. Reisende sollten während und auch mehrere Tage nach einer Reise verstärkt auf solche Anzeichen achten.
Je länger, desto gefährlicher
Das Risiko für Blutgerinnsel erhöht sich ab einer Reisedauer von vier Stunden und steigt mit zunehmender Dauer an. Mediziner unterscheiden zudem drei Risikogruppen: Besonders gefährdet bei langem Sitzen sind Patienten, die bereits eine Thrombose oder Embolie hatten, die kurz zuvor operiert wurden oder solche, die unter Herz- oder Tumorerkrankungen leiden. Schwangere, Übergewichtige, Raucher und Personen über 60 Jahre haben ein mittleres Thrombose-Risiko. Auch Menschen mit Krampfadern oder Venenschwäche und Frauen, die orale Kontrazeptiva oder Hormonersatzpräparate einnehmen, zählen zur mittleren Risikogruppe. Liegen mehrere Faktoren bei einem Patienten vor, steigt die Gefahr entsprechend. Gesunde Menschen haben ein niedriges Risiko: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Reisethrombose erleiden, ist gering.
Vor dem Reiseantritt blutverdünnende Medikamente einzunehmen oder Kompressionsstrümpfe zu tragen, ist für Gesunde daher in der Regel überflüssig. Mit einigen einfachen allgemeinen Verhaltensweisen und Übungen (siehe Kasten) können gesunde Reisende das Risiko einer Thrombenbildung senken. So werden die Muskeln angeregt, die Tätigkeit der Venen und damit den Blutfluss in Richtung Herz zu unterstützen.
Kompression senkt Risiko
Reisenden mit mittlerem und hohem Risiko empfehlen Ärzte Kompressionsstrümpfe der Klasse 1 zur Prävention. Meist genügen Wadenstrümpfe. Sie üben Druck auf die Gefäße aus und erleichtern so den Blutfluss. Zur einmaligen Gabe von niedermolekularem Heparin, das kurz vor der Reise in das Unterhautfettgewebe der Bauchdecke oder des Oberschenkels injiziert wird, raten Experten nur bei hohem Risiko nach einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung. Ausdrücklich nicht zur Prophylaxe empfohlen wird Acetylsalicylsäure (ASS). Denn der Wirkstoff wirkt primär im arteriellen Bereich, nicht im venösen. Die Blutverdünnung ist daher nicht dort wirksam, wo sie nötig ist. /