Krank und doch gesünder |
15.08.2017 13:12 Uhr |
Manche Menschen scheinen trotz einer chronischen Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD besser vor Atemwegsinfektionen geschützt zu sein als Personen, die keine Lungenbeschwerden haben. Sie haben seltener Infektionen oder bleiben sogar ganz verschont. Warum das so sein könnte, haben jetzt Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Universität Marburg untersucht.
Bei der Analyse von Tieren mit chronisch entzündeten Lungen fanden sie auf der Lungenschleimhaut viel mehr Antikörper als in gesunden Tieren. Auch waren Mäuse mit Lungenerkrankung besser vor einer Infektion mit Streptococcus pneumoniae geschützt. Wahrscheinlich können Erreger durch die vielen Antikörper schon früh gebunden und abgefangen werden, noch bevor sie dem Körper Schaden zufügen, teilt das HZI mit.
Wie kommt es zu der hohen Konzentration an Antikörpern auf der Lungenschleimhaut? Die Forscher entdeckten, dass ein bestimmtes Protein namens pIgR (polymerer Immunglobulin-Rezeptor) auf Epithelzellen, also der Oberfläche der entzündeten Lungen, in großer Menge produziert wird. Als Transporterprotein ebnet pIgR Antikörpern aus dem Lungengewebe den Weg in den Innenraum der Lungenbläschen. Je mehr Protein vorhanden ist, desto mehr schützende Antikörper werden auf die Lungenschleimhaut abgegeben. Möglicherweise können so einige Betroffene die Infektionen durch den erhöhten Antikörperschutz abwehren, während andere schutzlos bleiben, vermuten die Autoren. Ob pIgR tatsächlich auch im Menschen in großer Menge produziert wird, muss noch geklärt werden. (ew)