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Hämorrhoiden

Schmerzhafte Schwellungen

Obwohl Hämorrhoidalleiden zu den häufigsten nicht-infektiösen Krankheiten gehören, ist das Schildern der Symptome für viele Patienten unangenehm. Um Betroffene richtig zu beraten, sollten PTA und Apotheker die Beschwerden richtig deuten und die Grenzen der Selbstmedikation kennen.
Caroline Wendt
15.08.2017  13:12 Uhr

Was umgangssprachlich als Hämorrhoiden bezeichnet wird, ist eigentlich eine krankhafte Vergrößerung dergleichen. Denn Hämorrhoiden hat jeder Mensch: Das sind schwammartige Schwellkörper am Darmausgang, bestehend aus einem Arterien- und Venengeflecht. Diese Polster ermöglichen zusammen mit dem Schließmuskel den Feinverschluss des Afters und verhindern den Austritt von Gasen und Flüssigkeiten. Füllt sich der Enddarm, spannt sich der innere Schließmuskel an und unterbricht so den venösen Rückfluss aus den Hämorrhoiden. Diese schwellen dadurch an und sorgen so für die Feinabdichtung.

Bei einem Hämorrhoidalleiden kommt es zu einer dauerhaften, knotenförmigen Schwellung dieser Polster, was mit Brennen, Juckreiz, Nässen, Schmerzen und/oder Blutungen einhergeht. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Etwa eine ballaststoffarme Kost und zu wenig Bewegung begünstigen ein Hämorrhoidalleiden. Neben einer erblich bedingten Bindegewebsschwäche können Übergewicht, zu starkes Pressen beim Toilettengang oder jahrelanges schweres Heben zu einem Hämorrhoidalleiden führen. Aber auch der regelmäßige Gebrauch von Abführmitteln kann zu Problemen führen. Ist der Stuhl dauerhaft zu weich, muss sich der Schließmuskel beim Stuhlgang nicht mehr weiten, und die Hämorrhoiden können nicht mehr abschwellen.

Hohes Risiko

Schwangere leiden aufgrund des Drucks, den das Gewicht des Kindes ausübt, oft unter hämorrhoidalen Beschwerden. Zudem haben sie hormonell bedingt ein schwächeres Bindegewebe. Kaffee, Alkohol oder scharfe Gewürze führen hingegen nur zu Beschwerden, wenn schon eine pathologische Veränderung des Gefäßpolsters vorliegt.

Beschwerden vorbeugen

  • ballaststoffreiche Ernährung: Vollkorn­brot, Müsli, Obst, Gemüse
  • ausreichend Flüssigkeit: 2 Liter pro Tag trinken
  • beckenbodenschonende Bewegung: schwimmen, wandern, radfahren, Beckenbodengymnastik
  • bei Obstipation Quellmittel wie Leinsamen verwenden
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Unterwäsche aus Baumwolle tragen, um übermäßiges Schwitzen zu vermeiden
  • Toilettengang ohne Hetze und Pressen, keine stunden­langen Sitzun­gen
  • gute Analhygiene: Nach dem Toiletten­gang mit weichem Toiletten­papier sanft abtupfen, eventuell Einmalwaschlappen und Wasser verwenden

Bei einem Hämorrhoidalleiden Grad I sind häufig noch keine Symptome vorhanden. Die Beschwerden nehmen mit dem Schweregrad zu. Gleiten die Hämorrhoiden im weiteren Krankheitsverlauf nach außen, kommt es zu einer gestörten Feinkontinenz, kleine Mengen an Flüssigkeit, Schleim und Stuhl können Verunreinigungen in der Unterwäsche hinterlassen. Die Haut wird durch das austretende Sekret gereizt, sie brennt und juckt dadurch. Der Druck beim Toilettengang auf die Hämorrhoiden kann starke Schmerzen verursachen. Klemmt der Schließmuskel die Hämorrhoiden ein, verstärkt sich der Schmerz noch. Zusätzlich verursacht das Einklemmen ein Fremdkörpergefühl im Anus. Die Patienten deuten den dumpfen Druck oft als unvollständige Entleerung. Hier beginnt ein Teufelskreis: Die Betroffenen gehen immer wieder auf die Toilette und verursachen durch starkes Pressen eine vermehrte Blutansammlung in den Hämorrhoiden.

Meistens gehen Patienten erst zum Arzt, wenn sie starke Schmerzen verspüren. Wenn Kunden aufgrund einer Eigendiagnose in der Apotheke eine Hämorrhoiden-Creme verlangen, sollten PTA und Apotheker darauf hinweisen, dass diese ihre Beschwer­den ärztlich abklären lassen. Helles Blut am Toilettenpapier ist nicht immer durch Hämorrhoiden verursacht, auch Brennen oder Jucken kann andere Ursachen haben. Etwa Analfissuren, Analthrombosen, Ekzeme, Pilzinfektionen oder Herpes müssen ausgeschlossen werden. Wenn das Blut dunkel ist, ist ein Arztbesuch dringend notwendig. Bereits geronnenes Blut kann ein Hinweis auf Darmpolypen oder kolorektale Tumoren sein. Auch ein plötzlich einsetzender, intensiver Schmerz sollte umgehend ärztlich abgeklärt werden.

Hilfe aus der Apotheke

Hämorrhoidale Beschwerden des Schweregrades I und II können in der Regel mit Salben und Zäpfchen gut gelindert werden. Bei Schmerzen oder Juckreiz eignen sich besonders Lokalanästhetika. Die betäubende Wirkung von Präparaten mit Lidocain oder Quinisocain (zum Beispiel in Posterisan® akut Salbe oder Zäpfchen beziehungsweise Haenal®akut Salbe) setzt schnell ein und hält bis zu acht Stunden an.

Stadien des Hämorrhoidalleidens

Stadium Beschreibung Symptome
Grad I Hämorrhoiden sind von außen nicht sichtbar, leichte Schwellung bei Enddarmspiegelung zu erkennen. Häufig ohne Symptome, hellrotes Blut am Toilettenpapier oder auf der Stuhloberfläche
Grad II Hämorrhoiden gleiten beim Pressen aus dem After heraus, ziehen sich anschließend wieder spontan zurück. Blutungen, Blut kann aus dem After tropfen. Nässen, Brennen, Jucken, Fremdkörpergefühl
Grad III Hämorrhoiden gleiten beim Pressen aus dem After heraus, ziehen sich nicht mehr spontan zurück, können aber manuell zurückgeschoben werden. Blutungen, Nässen, Brennen, Jucken, Fremdkörpergefühl, Schmerzen, Stuhlinkontinenz
Grad IV Hämorrhoiden sind dauerhaft außerhalb des Anus. Wie bei Grad III

Gerbstoffhaltige Präparate wirken austrocknend, antiinflammatorisch und juckreizstillend. Sie sind geeignet, wenn die Symptome Nässen und Brennen im Vordergrund stehen. Basisches Bismutgallat (beispielsweise Mastu® Salbe, Bismolan® Salbe) oder pflanzliche Gerbstoffe aus Hamamelis (zum Beispiel Faktu® Lind, Haenal® fact Hamamelis, Hametum® oder Posterine®, je als Salbe oder Zäpfchen) oder Eichenrinde (zum Beispiel Wala® Quercus Salbe, Zäpfchen) vermindern durch ihre adstringierende Wirkung das Nässen von Wunden. Zur unterstützenden Therapie können PTA und Apotheker Sitzbäder mit Kamillenextrakt (wie Kamillosan®), Eichenrindenextrakt (zum Beispiel Wala® Quercus-Essenz) oder synthetischen Gerbstoffen (zum Beispiel Tannolact® oder Tannosynt® flüssig) empfehlen.

Bei starken Beschwerden kann der Arzt eine corticoidhaltige Creme zur Entzündungshemmung verschreiben. PTA und Apotheker sollten den Patienten darauf hinweisen, dass die immunsuppresive Wirkung des Gluco­corticoids eine anschließende Pilzinfektion begünstigen kann.

Wie kann man vorbeugen?

Zu Prophylaxe eignen sich pflegende Präparate, die einen wasserabweisenden Schutzmantel bilden (zum Beispiel Posterisan® protect). Der Gleiteffekt erleichtert zudem den Stuhlgang. Weitere wundheilungsfördernde und protektiv wirksame Präparate sind ein Hydrokolloidgel mit Polyhexanid (Valoproct®) und ein kühlendes Gel mit einem Wirkstoff-Komplex aus Aloe barbadensis (Hemoclin® Gel).

Halbfeste Zubereitungen werden zwei- bis dreimal täglich, am besten nach dem Stuhlgang, aufgetragen. Bei Verwendung eines Applikators müssen Patienten darauf achten, die Tube zusammengedrückt wieder herauszuziehen, damit die Salbe nicht in die Tube zurückgezogen wird. Hämorrhoiden-Zäpfchen sollen nur so tief eingeführt werden, dass sie noch tastbar sind. Ansonsten werden sie durch den Reflex der Ringmuskulatur an den Hämorrhoiden vorbeigedrückt, die Konzentration des Arzneistoffs am Wirkort ist dann nicht ausreichend hoch. Eine Alternative sind Hämotamps: Ein Mullstreifen fixiert das Zäpfchen im richtigen Bereich, wo es kontinuierlich Wirkstoff abgibt.

Reicht eine lokale Behandlung nicht aus, lassen sich Hämorrhoiden im Stadium Grad I und II etwa durch eine Verödung mit Polidocanol oder eine Gummibandligatur behandeln. In fortgeschrittenen Stadien kann eine Operation nötig sein. /

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