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Allergien im Winter

Apfel, Nuss und Mandelkern

13.11.2013  12:33 Uhr

Von Annette Immel-Sehr / Beim Thema Allergie denken viele zunächst an den Frühling, schließlich ist dies die Jahreszeit der umherfliegenden Haselnuss-, Birken- und Gräserpollen. Doch Allergien haben das ganze Jahr Saison. Wer auf Nüsse und Äpfel allergisch reagiert, dem machen die typischen Knabbereien der Advents- und Winterzeit keine Freude. Auch eine Hausstaub­milbenallergie macht sich in der Heizsaison häufig besonders unangenehm bemerkbar.

Nicht genug, dass sich Pollenallergiker aus Furcht vor den Heuschnupfen-Symptomen im Frühjahr oft kaum vor die Tür trauen. Viele von ihnen entwickeln zusätzlich eine sogenannte pollenassoziierte Lebensmittelallergie, die sie das ganze Jahr begleitet. Experten sprechen auch von einer Kreuzallergie.

Die Ursache liegt in der Ähnlichkeit bestimmter Proteine. So enthalten Äpfel beispielsweise ein Protein, das dem Allergen-Eiweiß in Birkenpollen stark gleicht. Und zwar so stark, dass das sensibilisierte Immunsystem des Allergikers beide Eiweiße nicht unterscheiden kann und auf den Verzehr des Apfels mit einer allergischen Reaktion antwortet. Die meisten pollenassoziierten Nahrungsmittelallergene sind hitzeempfindlich, sodass Allergiker beispielsweise Apfelkuchen und Apfelmus meist gut vertragen können, selbst wenn ein frischer Apfel bei ihnen Beschwerden auslöst.

Für etwa die Hälfte der Pollen-Allergiker gilt: Wer auf Birke, Erle und Hasel reagiert, verträgt Nüsse und einige Obstsorten aus der Familie der Rosengewächse schlecht. Auch bei anderen Pollen-Allergien kommt es häufig zu typischen Kreuzallergien (siehe Tabelle).

Häufige Kreuzallergien bei Pollenallergikern

Allergie gegen?… Kreuzallergie gegen?…
Birkenpollen Stein- und Kernobst (Apfel, Aprikose, Birne, Pfirsich, Pflaume, Kirsche), Haselnuss, Mandel, Karotte, Kartoffel, Kiwi
Beifußpollen Sellerie, Karotte, Fenchel, Petersilie, Koriander, Senf
Gräserpollen Kartoffel, Tomate, Getreidemehle, Erdnuss

Pelziges Gefühl im Mund

Die Symptome einer pollenassoziierten Lebensmittelallergie sind deutlich milder als die einer primären Lebensmittelallergie. Ärzte bezeichnen die Beschwerden einer solchen Kreuzallergie als »orales Allergiesyndrom«. Unmittelbar nach dem Essen, beispielsweise einer Mandel, reagieren die Schleimhäute in Mund- und Rachen. Juckreiz an den Lippen, ein pelziges Gefühl auf der Zunge oder am Gaumen gehören dazu. Je nach individueller Empfindlichkeit treten zudem Magen-Darm-­Beschwerden oder ein Neurodermitisschub auf.

Im Unterschied dazu rufen primäre Allergien meist sehr viel schwerere Symptome hervor – bis hin zu einem tödlich verlaufenden anaphylaktischen Schock.

Gefährliche Nussplätzchen

Bei einer Nussallergie ist die Zuordnung schwierig: Es kann sich sowohl um eine Kreuzallergie als auch um eine primäre Allergie handeln. Erdnussproteine zählen zu den häufigsten Allergenen, die eine primäre Allergie auslösen. Besonders problematisch bei einer Erdnussallergie ist, dass bereits kleine Mengen des Allergens eine lebens­bedrohliche allergische Sofortreaktion auslösen können.

In den USA und Großbritannien soll etwa 1 Prozent der Bevölkerung von einer Erdnussallergie betroffen sein, was Experten auf den umfangreichen Verzehr von Erdnussprodukten in diesen Ländern zurückführen. In Deutschland ist die Erkrankung weniger häufig, doch Epidemiologen beobachten eine leichte Zunahme. Erdnussproteine sind hitzestabil, Rösten erhöht ihre Allergenität sogar. Ihr Name täuscht, denn die Erdnuss ist eigentlich eine Hülsenfrucht. Somit treten oft Kreuzreaktionen zu anderen Hülsenfrüchten auf, vor allem zu Soja.

Hinsichtlich Allergien sind hierzulande vor allem Haselnüsse und Walnüsse relevant. Je nach Sensibilisierungsgrad reagiert jeder Allergiker mit unterschiedlich starken Beschwerden – in manchen Fällen kann es auch hier zu einer anaphylaktischer Reaktionen kommen. Die Betroffenen sollten wissen, dass die in Nüssen enthaltenen allergieauslösenden Proteine hitzestabil sind.

Therapie heißt Verzicht

Bei einer Lebensmittelallergie ist die wirksamste Maßnahme, das betreffende Lebensmittel konsequent zu meiden. Das ist leichter gesagt als getan, denn beispielsweise Nüsse sind in vielen Produkten enthalten. Die versteckten Nusszutaten bergen das Risiko, dass der Allergiker versehentlich ein Lebensmittel mit dem für ihn gefährlichen Allergen verzehrt. Deswegen sollten Betroffene beim Einkauf von verpackten Lebensmitteln das Zutatenverzeichnis genau studieren. Eine gute Empfehlung ist auch, sich von einer allergologischen Fachkraft beraten zu lassen. Diese kann dem Patienten helfen, Gefahren besser zu erkennen und sich nicht unnötig bei der Lebensmittelauswahl einzuschränken.

Manchmal gelangen Allergene unbeabsichtigt bei der Herstellung, bei der Lagerung oder beim Transport in ein Lebensmittel. Damit sie nicht für mögliche schwere allergische Reaktionen haftbar gemacht werden, drucken viele Hersteller vorsorglich Warnhinweise auf die Verpackung – zum Beispiel »kann Spuren von Nüssen enthalten«.

Heizsaison problematisch

Hausstaubmilben-Allergiker leiden im Winter oft besonders heftig. Im Herbst stirbt zwar ein Großteil der Milben, doch sie lassen ihre Exkremente zurück. Und die – und nicht die Tierchen selbst – lösen die Allergie aus. Der Kot der Milben zerfällt und verbindet sich mit dem Hausstaub. Die Luftströme an den Heizkörpern wirbeln den Staub auf, sodass die Beschwerden der Hausstaubmilben-Allergiker in der Heizsaison am stärksten sind.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Menschen in der kalten Jahreszeit vermehrt im Haus aufhalten. Was hilft, sind konsequentes regelmäßiges Stoßlüften, feuchtes Wischen und Staubputzen mit einem feuchten oder Microfaser-Tuch.

Hausstaubmilben leben vor allem in Matratzen, Polstern, Kissen und Decken. Um sich das Jahr über besser gegen die Milben und deren Exkremente zu schützen, können Allergiker so genannte Encasing-Bezüge benutzen. Dies sind spezielle Überzüge für Matratzen, Kopfkissen und Decken, die Mensch und Hausstaubmilbe voneinander trennen. Die extrem kleinen Poren der Bezüge – die Porengröße entspricht etwa der eines Sterilfilters – halten Exkremente und Milben sicher ab.

Medikamentöse Hilfe

Können Diät beziehungsweise Encasing-Bezügen die allergischen Symptome nicht verhindern, hilft den Patienten ein Arzneimittel aus der Gruppe der Antihistaminika und je nach Schweregrad ein Präparat mit Cortison. Bei pollenassoziierten Lebensmittelallergien bessert sich oft die Lebensmittelunverträglichkeit, wenn die Patienten eine Hyposensibilisierung gegen die verursachenden Pollen durchführen lassen. Auch bei der Hausstaubmilbenallergie kann eine Hyposensibilisierung dauerhafte Hilfe schaffen. Eine reine Lebensmittelallergie lässt sich mit dieser Methode jedoch nicht behandeln. /

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ais(at)immel-sehr.de

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