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Sportangebote

In Bewegung bleiben

Datum 24.08.2015  11:04 Uhr

Von Diana Haß / Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung neigen dazu, sich zu schonen. Häufig fällt ihnen jede Bewegung schwer oder schmerzt sogar. Dennoch ist sie wichtig. Als wissenschaftlich erwiesen gilt: Bewegung lindert die Beschwerden und verhindert, dass sich der Zustand der Gelenke verschlechtert.

Routiniert schnallt Gerlinde B. Gewichtsmanschetten um ihre Handgelenke. Dann befestigt sie ein Thera-Band an einem Geländer. Aufrecht sitzend zieht sie das Band gegen den Widerstand an ihren Körper – und kräftigt so Muskelpartien im Arm- und Schulterbereich. Seit rund 23 Jahren ist die Berlinerin an Rheumatoider Arthritis erkrankt. In den ersten zehn Jahren ihrer Erkrankung gab es noch nicht so wirksame Medikamente wie heute. Daher sind ihre Gelenke während dieser Zeit schon relativ stark zerstört worden. Wegen dieser Arthroseschäden ist die berufstätige Berlinerin, die sich ehrenamtlich sehr in der Deutschen Rheuma-Liga Berlin engagiert, inzwischen auf den Rollstuhl angewiesen. Sport macht sie trotzdem. Seit fast drei Jahren trainiert sie mindestens an fünf Tagen in der Woche eine Stunde lang alle Muskelgruppen und mobilisiert ihren Rücken. Mit Erfolg, wie sie berichtet: »Es hat nach einigen Wochen der Effekt eingesetzt. Ich merkte, dass ich längere Strecken mit dem Rollstuhl fahren kann.«

Angst vor Bewegung

So gezielt und diszipliniert wie die Berlinerin trainieren allerdings längst nicht alle Menschen, die an Rheuma­toider Arthritis erkrankt sind. Und das ist schlecht. Denn die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt auch chronisch Kranken wie Rheumapatienten gut zwei Stunden moderate körperliche Aktivität pro Woche. Dies erreichen viele Rheumapatienten nicht. In Deutschland ergaben die Daten der sogenannten Kerndokumentation der Arbeitsgemeinschaft der regionalen kooperativen Rheumazentren (AGRZ) aus dem Jahr 2013 stattdessen folgendes Bild: Etwa ein Drittel der dort behandelten Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen ging keinerlei sportlicher Aktivität nach. Je nach Alter gaben nur zwischen 19 und 42 Prozent der Patienten an, dass sie sich sportlich bewegen. Zum Vergleich: Bei den Gesunden reicht der Anteil der sportlich Aktiven von 29 bis 70 Prozent.

Der Grund für diese Trägheit ist leicht nachvollziehbar: Wegen ihrer Schmerzen schonen sich die meisten Rheumapatienten. Doch wer Bewegung vermeidet, setzt häufig einen Teufelskreis in Gang. Denn sich zu schonen, kann den Verlauf der Krankheit verschlimmern. »Die Notwendigkeit, Menschen und insbesondere die mit muskuloskelettalen Beschwerden in Bewegung zu bringen, ist unumstritten«, sagt Professor Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga e.V. und Fachärztin für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Rheumatologie.

Vielfältige Angebote

Weil Bewegung so wichtig ist, machen die Verbände der Deutschen Rheumaliga eine Vielzahl an Bewegungs- und Sportangeboten. Das Besondere daran: Alle Angebote richten sich ausschließlich an Erkrankte und berücksichtigen ihre speziellen Bedürfnisse. In einer Gruppe zu trainieren, hat sich bewährt. Dort können sich die Patienten austauschen und die Teilnehmer bringen Verständnis für die Einschränkungen des Einzelnen auf. Teilweise werden dort neue Kontakte geknüpft. Feste Gruppen erhöhen zudem die Motivation, regelmäßig teilzunehmen. Scheu davor, nicht mithalten zu können, muss in einer Gruppe mit Rheumapatienten niemand haben.

Grundsätzlich werden die Gruppen von speziell geschulten Trainern geleitet. Diese achten darauf, dass kein Teilnehmer seine Gelenke überstrapaziert und die Übungen richtig ausgeführt, um Fehlstellungen zu vermeiden. Die Angebotspalette umfasst eher langsame und gelenkschonende Sportarten wie Walking, Aqua-Jogging, Radfahren, Tanzen, medizinische Trainingstherapie, Krafttraining oder auch Yoga im Sitzen.

Spezielle Übungen

Als besondere Bewegungstherapie für Rheumakranke wurde das sogenannte Funktionstraining entwickelt, das sowohl im warmen Wasser als auch als Trockentraining stattfinden kann. Ziel des Trainings ist es, die Beweglichkeit zu fördern sowie die Funktionen einzelner Körperteile zu verbessern. Das spezielle Training lindert Schmerzen und beugt Funktionsverlusten vor. Als ergänzende Leistung zur Rehabilitation erstatten Krankenkassen und Rentenversicherung die Kosten für das Funk­tionstraining, das bundesweit etwa 12 000 Gruppen anbieten. »Die Nachfrage ist steigend, sodass eine bedarfsgerechte Versorgung vor allem mit den besonders interessierenden Warmwasser-Bewegungsangeboten eine echte Herausforderung darstellt. Es fehlt vielerorts an Bädern. Die Wartelisten sind teilweise lang«, stellt die Deutsche Rheuma-Liga fest.

Training im Wasser

Dass das Training im Wasser bei Rheumapatienten besonders beliebt ist, liegt nahe. Schließlich entlastet der Auftrieb die Gelenke. Das warme Wasser lockert und entspannt die Musku­latur. Beim Training werden noch zusätzlich weitere Auftriebsmittel wie Schwimmbretter, Schwimmweste, Stäbe, Hanteln oder Bälle genutzt. Vom Beckenrand aus macht der Therapeut oder die Therapeutin die Übungen vor. Mithilfe der Auftriebsmittel und des Wasserwiderstands können die Teilnehmer ihre Muskulatur sehr gut kräftigen. Auch Dehnungsübungen sind im Wasser sehr effektiv. Übungen im Trockenen haben dagegen den Vorteil, dass die Patienten sie auch Zuhause trainieren können. Außerdem können sie einige rückenfreundliche Bewegungsmuster für Alltagssituationen selbstständig üben und beim Trockentraining sehr schnell merken, wie sie Gelenke richtig bewegen und mobilisieren können.

Obwohl die Übungen im Wasser sehr beliebt sind und ihre Berechtigung haben, spricht auch Vieles für eine Gymnastik im Trockenen. Letztlich muss jeder Betroffene selbst entscheiden, welche Methode für ihn die beste ist.

Medizinisches Training

Bei der medizinischen Trainingstherapie (MTT) steht der Muskelaufbau im Vordergrund. Hierbei machen die Patienten ein Krafttraining an Geräten und mit leichten Gewichten. Einige Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Rheuma-Liga organisieren in Zusammen­arbeit mit örtlichen Physiotherapie­praxen MTT-Guppen speziell für Rheumakranke unter Berücksichtigung der Besonderheiten ihrer Erkrankung. Die Dülmenerin Hildegard Mang hat damit gute Erfahrungen gemacht: »Gezielte Bewegungsabläufe sorgen dafür, dass nicht nur die Gelenke ernährt werden, sondern der erzielte Muskelaufbau stützt auch das Skelett. Ich bin wieder beweglicher. Gleichzeitig beuge ich auch anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen vor. Wichtig für mich ist, ohne Leistungsdruck weiteren körperlichen Einschränkungen vorzubeugen, den sozialen Kontakt mit anderen Menschen zu erleben und trotz Handicaps mit Freude aktiv zu sein.«

Neues Angebot

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in die Bewegungs- und Sportangebote der Rheuma-Liga mit ein. Das ist auch bei dem Bewegungsprogramm »aktiv-hoch-r«. der Fall. Dieses Programm entwickelte Professor Klaus Pfeifer von der Universität Erlangen-Nürnberg mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Bund. »aktiv-hoch-r« richtet sich vor allem an Menschen zwischen 25 und 50 Jahren, bei denen eine rheumatische Erkrankung zwar bekannt ist, diese aber bisher kaum oder nur geringe funktionelle Einschränkungen zur Folge hat. Das Programm soll rheumatisch erkrankte Menschen frühzeitig und langfristig an körperliche Aktivität und körperliches Training heranzuführen. In diesem Jahr werden erste Trainer ausgebildet. 2016 sollen die regionalen Verbände »aktiv-hoch-r« nach und nach anbieten.

Gezielt den Rücken stärken

Wer sich dazu entschließt, selbstständig zu trainieren, sollte Sport- und Bewegungsübungen grundsätzlich mit dem Arzt absprechen. Das gilt nicht nur für die Rheumatoide Arthritis, sondern beispielsweise auch bei Rückenschmerzen. »Gymnastik mit Gewichten ist sicherlich eine sehr gute Sache bei Rückenschmerzen, wenn man sie gezielt einsetzt.

Vor allem sollte man gegen Widerstand arbeiten, das heißt, Übungen zum Beispiel mit einem Thera-Band machen. Wenn man diese gezielt macht, um die langen Rückenstreckermuskeln zu trainieren, sind sie sehr hilfreich. Daneben ist das Training der Bauchmuskulatur und der Rumpfstabilität entscheidend«, betont Karsten E. Dreinhöfer, Chefarzt für Orthopädie am Medical Park Berlin Humboldtmühle und Professor an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Auch Gerlinde B. freut sich inzwischen über einen starken Rücken. Und: Sie kann sich ein Leben ohne Sport kaum noch vorstellen. »Mein Sport ist für mich inzwischen eine schöne Notwendigkeit«, sagt sie. /

Weitere Informationen

Die Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. macht Menschen mit rheumatischen Erkrankungen aller Art Sport- und Bewegungsangebote. Informationen zum Download und den Kontakt zur Rheuma-Liga vor Ort gibt es unter www.rheuma-liga.de

Patienten, die am Funktionstraining teilnehmen möchten, brauchen eine ärztliche Verordnung, die jeder niedergelassene Arzt ausstellen kann. In der Regel fördern Krankenkassen das Funktionstraining für die Dauer von einem oder zwei Jahren.

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