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Brustkrebs

Nicht jede Frau braucht eine Chemo

25.11.2013  15:26 Uhr

Von Annette Mende / Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Verschiedene Tumoren erfordern unterschiedliche Therapien, je nachdem, welche Rezeptoren die Krebszellen auf der Oberfläche tragen. In bestimmten Fällen können Ärzte der Patientin sogar die Chemotherapie ersparen.

Brusttumoren empfangen über Rezeptoren auf ihrer Oberfläche verschiedene Wachstumsreize. So können beispielsweise das weibliche Geschlechtshormon Estrogen oder der sogenannte epidermale Wachstumsfaktor das Tumorwachstum anregen. Welche der entsprechenden Rezeptoren auf der Tumorzelle vorhanden sind, ist wichtig für die Auswahl geeigneter Medikamente.

Neben dieser Einteilung nach Rezeptorstatus müssen Ärzte für die Therapieplanung noch weitere Fragen beantworten: Wie groß ist der Tumor? Wie weit hat er sich ausgebreitet? Sind Lymphknoten befallen? Von diesen Kriterien hängt es ab, ob der Chirurg die Brust bei der Operation erhalten kann und ob zusätzlich eine Bestrahlung und/oder eine Chemotherapie notwendig sind.

Welche Therapie sich für die jeweilige Patientin am besten eignet, ist nicht immer leicht zu entscheiden. Einerseits muss die Behandlung so aggressiv sein, dass der Tumor nach Möglichkeit komplett verschwindet und nicht mehr neu wächst. Andererseits soll die Therapie für die Patientin so verträglich wie möglich sein. Wichtige Informationen dazu liefern sogenannte Gen­expressions­tests.

Diese Tests kommen beispielsweise für Frauen mit Estrogen-Rezeptor-positivem Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall infrage. Dabei wird in einer Gewebeprobe des Tumors die Aktivität verschiedener Gene bestimmt. Das Testergebnis erlaubt eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, mit der der Tumor wiederkommt, sich also ein Rezidiv bildet. Davon hängt auch ab, ob die Frau eine Chemotherapie benötigt oder nicht.

In Deutschland heißen die Tests beispiels­weise Oncotype DX®, Mamma­Print® oder EndoPredict®. In der Regel müssen die Patientinnen die Kosten von 3180 Euro (Oncotype DX), 2675 Euro (MammaPrint) beziehungsweise 1800 Euro (EndoPredict) selbst tragen oder eine Kostenübernahme als Einzelfallentscheidung bei ihrer Krankenkasse beantragen. »Pathologen konnten bis September dieses Jahres die Kosten des EndoPredict-Tests als ambulante ärztliche Leistung über die Krankenkasse abrechnen«, sagte Dr. Georg Kox, Geschäftsführer des in Köln ansässigen Herstellers Sividon Diagnostics, gegenüber PTA-Forum. Bei den anderen beiden Tests war das nicht möglich, da diese nicht von zugelassenen Leistungserbringern vorgenommen werden, sondern von Labors in den USA beziehungsweise in den Niederlanden. Seit einer Änderung des sogenannten einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM), in dem die Inhalte ärztlicher Leistungen zu Abrechnungszwecken beschrieben sind, kann aber auch der EndoPredict-Test seit dem 1. Oktober nicht mehr abgerechnet werden.

»Wir hoffen sehr, dass die entsprechende EBM-Ziffer wieder geändert wird, damit auch gesetzlich versicherte Brustkrebs-Patientinnen unseren Test wieder kostenlos bekommen können«, so Kox. Einige Kassen seien trotz der Änderung weiter bereit, die Kosten für den Test zu übernehmen, doch sei das eben immer eine Einzelfallentscheidung und die Beantragung entsprechend umständlich. »Frauen, die gerade die Diagnose Brustkrebs erhalten haben und davon noch unter Schock stehen, kann man das eigentlich nicht zumuten«, sagte Kox.

Die Ziffern des EBM legt der Bewertungsausschuss fest, ein gemeinsames Gremium aus Vertretern der Kassen­ärztlichen Bundesvereinigung und des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Der GKV-Spitzenverband lehnt die Kostenübernahme mit der Begründung ab, der Nutzen solcher Tests sei bisher nicht überzeugend nachgewiesen.

In anderen europäischen Ländern sehen die zuständigen Gremien das aber durchaus anders: In Großbritannien hat gerade erst das National Insti­tute for Health and Care Excellence (NICE) die Kostenübernahme des Oncotype-DX-Tests beschlossen. Das könnte ein Vorbild für Deutschland sein. Denn das NICE ist nicht gerade bekannt dafür, mit den Geldern britischer Versicherter leichtfertig umzugehen. /

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