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Neuer Wirkstoff im November

Spezialist gegen Lungenkrebs

Datum 25.11.2013  15:26 Uhr

Von Sven Siebenand / Im November kam mit Afatinib ein weiterer neuer Wirkstoff auf den deutschen Markt. Der Neuling kommt bei bestimmten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom zum Einsatz.

Weltweit verursacht Lungenkrebs die meisten Todesfälle aufgrund einer Tumorerkrankung. Allein in Europa sterben pro Jahr mehr als 340 000 Menschen daran. Die meisten Lungenkrebs-Fälle lassen sich ursächlich auf das Rauchen zurückführen. In Deutschland ist Lungenkrebs sowohl bei Männern als auch bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung und steht an Platz 1 (Männer) beziehungsweise Platz 3 (Frauen) der krebsbedingten Sterbefälle.

Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat Afatinib (Giotrif® 40 mg Filmtabletten, Boehringer Ingelheim) zugelassen zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) mit aktivierenden Mutationen des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR = epidermal growth factor receptor). Vor Therapiestart sollte der Arzt daher testen, ob der Patient zu dieser speziellen Gruppe gehört. Der neue Wirkstoff zählt zur Klasse der EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren. Zugelassen ist Afatinib sowohl zur Erstlinientherapie als auch zur späteren Behandlung von Patienten, die noch keinen anderen EGFR- Tyrosinkinase-Inhibitor erhalten haben.

Afatinib blockiert die Signalweiterleitung aller relevanten Rezeptoren der sogenannten ErbB-Familie: EGFR (ErbB1), HER2 (ErbB2), ErbB3 und ErbB4. Diese Rezeptoren spielen eine wichtige Rolle beim Wachstum vieler Tumoren. Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC und EGFR-Mutation können daher von einer Therapie mit Afatinib profitieren.

Die empfohlene orale Dosis beträgt 40 mg einmal täglich. Der Patient sollte die Tablette nicht mit dem Essen einnehmen, denn das kann dazu führen, dass der Blutspiegel von Afatinib deutlich sinkt. PTA und Apotheker sollten dazu raten, mindestens drei Stunden vor und mindestens eine Stunde nach der Einnahme auf Nahrung zu verzichten. Wer die Einnahme vergisst, kann diese nachholen, allerdings darf der Zeitraum bis zur nächsten geplanten Dosis nicht weniger als acht Stunden betragen.

Patienten können die Behandlung mit Afatinib so lange fortsetzen, bis die Tumorerkrankung fortschreitet oder sie das Medikament nicht mehr vertragen. Der Arzt kann die Dosis auf maximal 50 mg pro Tag erhöhen. Treten allerdings bestimmte Nebenwirkungen auf, muss er die Dosierung unter Umständen reduzieren, die Behandlung unterbrechen oder ganz absetzen. Patienten mit schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung sollen Afatinib nicht erhalten.

In Sachen Wechselwirkungen sollten PTA oder Apotheker wissen, dass Afatinib nur dann mit einem Inhibitor des Transportproteins P-Glykoprotein (P-gp) kombiniert werden kann, wenn die Einnahme beider Präparate zeitlich versetzt erfolgt. In der Fach­infor­ma­tion nennt der Hersteller einen Abstand von sechs Stunden, wenn der Patient den P-gp-Inhibitor zweimal täglich einnehmen muss, und von zwölf Stunden, wenn nur eine Gabe pro Tag vorgesehen ist. Starke P-gp-Inhibitoren sind zum Beispiel Ritonavir, Ciclosporin, Ketoconazol, Itraconazol, Erythromycin, Verapamil, Chinidin, Tacrolimus, Nelfinavir, Saquinavir und Amiodaron.

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Afatinib zählt Durchfall, daher warnt der Hersteller in der Fachinformation explizit vor schwerer Diarrhö. Insbesondere in den ersten sechs Behandlungswochen sollte der Patient bereits bei ersten Anzeichen eines Durchfalls für ausreichenden Flüssigkeitsausgleich sorgen und ein Anti­diarrhoikum einnehmen. Das Mittel gegen den Durchfall muss der Patient daher schnell griffbereit haben, damit er einer Diarrhö direkt bei den ersten Anzeichen gegensteuern kann. Die Behandlung sollte er so lange fortsetzen, bis sein Stuhlgang mindestens zwölf Stunden nicht mehr weich war. Bei schwerer Diarrhö kann es erforderlich sein, die Therapie mit Afatinib zu unterbrechen, die Dosis zu reduzieren oder die Behandlung ganz zu beenden.

Sehr häufig wurden bei mit Afatinib behandelten Patienten Hautreaktionen beobachtet, meist ein leichter bis mittelschwerer erythematöser, akneartiger Ausschlag. Dieser bildet sich an den in der Sonne ausgesetzten Hautbereichen oder verstärkt sich dort. Bevor der Patient in die Sonne geht, sollte er seine Haut durch Kleidung schützen und ein Sonnenschutzmittel auftragen. Werden diese Hautreaktionen rechtzeitig behandelt, zum Beispiel mit Hautpflegemitteln oder einem Antibiotikum, kann der Patient höchstwahrscheinlich die Behandlung mit Afatinib fortsetzen. Reagiert die Haut allerdings zu heftig, kann es erforderlich werden, die Behandlung vorübergehend zu unterbrechen, die Dosis zu reduzieren oder den Patienten an einen Haut- Spezialisten zu überweisen. Auch ein Therapieabbruch ist in bestimmten Fällen notwendig.

In der Fachinformation weist der Hersteller darauf hin, dass bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, mit geringem Körpergewicht und auch generell bei Frauen der Afatinib-Plasmaspiegel erhöht war. Dadurch steigt das Risiko für Nebenwirkungen, zum Beispiel Diarrhö und Hautausschlag oder Akne. Der behandelnde Arzt soll diese Patienten engmaschig überwachen. Auch muss er die Patienten sorgfältig untersuchen, bei denen akut pulmonale Beschwerden auftreten und/oder sich ohne erklärbare Ursache verstärken. Zudem wird in der Fachinformation auf das erhöhte Risiko einer Hornhautentzündung eingegangen. Patienten mit akuten oder sich verschlechternden Augenentzündungen, vermehrter Tränensekretion, Lichtempfindlichkeit, verschwommenem Sehen, Augenschmerzen und/oder geröteten Augen sollen umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Das Tragen von Kontaktlinsen ist ein weiterer Risikofaktor für Hornhautentzündungen und Ulzerationen.

Aus Vorsichtsgründen sollten gebärfähige Frauen während der Behandlung mit Afatinib zuverlässig verhüten. Dies gilt nicht nur während der Therapie, sondern auch bis zu einen Monat nach der letzten Dosis. Für die Wirkung von Afatinib auf Schwangere liegen nur begrenzte Daten vor. Das Risiko für die Mutter ist nicht bekannt. Nimmt eine Frau Afatinib während der Schwangerschaft oder wird sie während oder nach der Therapie mit dem neuen Wirkstoff schwanger, muss der Arzt sie über das potenzielle Risiko für den Fötus informieren. Auch bei Stillenden kann nicht ausgeschlossen werden, dass für den Säugling ein Risiko besteht. Daher sollte die Patientin nicht während der Behandlung stillen. /

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