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Narbentherapie

Spuren verwischen

Datum 11.09.2018  12:09 Uhr

Von Verena Arzbach / Völlig glatt wird die Haut nach einer größeren Verletzung oder Operation nicht mehr. Denn es gibt keine Möglichkeit, Narbengewebe in intakte Haut zurück­zuverwandeln. Mit speziellen Narbentherapeutika kann das optische Erscheinungsbild aber verbessert werden.

Bei Narben handelt es sich um eine gutartige Vermehrung von Bindegewebe, die sich optisch deutlich in Beschaffenheit, Struktur und Farbe von dem sie umgebenden Hautareal abhebt. Das bleibt auch nach einer Behandlung in der Regel so. Denn auch wenn eine Narbe vollständig ausgeheilt ist, ist sie eine Art Ersatzgewebe, ohne Pigmentierung, Haare oder Schweißdrüsen.

Zwar werden Narbentherapeutika am besten frühzeitig nach dem Abheilen der Wunde eingesetzt, vollkommen vermeiden lässt sich die Narbenbildung beim Abheilen einer tieferen Wunde dennoch nicht. Bei leichteren Verletzungen bleiben allerdings lediglich sogenannte physiologische Narben zurück, welche eher unauffällig und nicht erhaben sind. Wird aber der Heilungsprozess der Wunde behindert, etwa wenn Zugspannung auf der Wunde­ liegt oder Keime sie infiziert haben, kann eine pathologische Narbe ent­stehen. Dermatologen unterscheiden hier hypertrophe und Keloid-Narben.

Hypertrophe Narben sind rötlich und erheben sich wulstartig über das normale Hautniveau. Sie bleiben auf den Bereich der ursprünglichen Verletzung beschränkt, im Gegensatz zu den Keloiden, bei denen die Wucherung über den Wundbereich hinausgeht. Das Bindegewebe der Keloide ist hart, und oft entwickeln sich Juckreiz und Schmerzen. Das Risiko, eine Keloid-Narbe­ auszubilden, ist genetisch bedingt und höher, je pigmentierter die Haut ist. Hypertrophe Narben können sich übrigens im Gegensatz zu den Keloiden­ nach Monaten oder Jahren spontan oder auch durch eine Behandlung zurückbilden.

Betroffene sollten möglichst früh mit der Narbenpflege beginnen. Am besten starten sie, wenn die Wunde weitgehend abgeheilt und schorffrei ist beziehungsweise wenn die Fäden nach der Operation gezogen sind. Viele Narbentherapeutika eignen sich aber ausdrücklich auch für die Behandlung älterer Narben. Wichtig bei der Anwendung ist, die Narbe regelmäßig und konsequent über mehrere Monate mit dem Topikum zu behandeln. Zusätzlich kann das Narbengewebe mehrmals täglich massiert werden.

Druck hat sich generell in der Narben­behandlung bewährt: In der Verbrennungsmedizin beispielsweise werden frische Narben mit Kompressions­anzügen oder -bandagen behandelt, um die Narben abzuflachen. Bei der Selbstmassage sollte man jedoch nicht allzu rabiat vorgehen und die Narbe weder stark reizen noch reiben­. Denn das könnte sich wiederum negativ auf die Heilung auswirken. Ein guter Beratungstipp: Die sanfte manuelle Bearbeitung der Narbe kann der Patient auch mit dem Auftragen eines Narbentopikums verbinden. Das hat den zusätzlichen Effekt, dass das Topikum besser in die Haut eindringen kann.

Zwiebel und Heparin

Eines der meistverwendeten Narben­topika enthält eine Kombination aus Zwiebel­extrakt, Heparin und Allantoin (Contractubex® Gel). Es kann bei frischen­ Narben angewendet werden, eignet sich aber auch zur Therapie älterer Narben. Der Zwiebelextrakt (Extractum cepae), den auch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft bei hypertrophen Narben und Keloiden empfiehlt, und auch Heparin wirken entzündungshemmend und antiproliferativ auf Fibroblasten, die für die Kollagensynthese zuständig sind. Heparin soll außerdem die Kollagenstruktur lockern und die Wasserbindung und die Durchblutung im Narbengewebe fördern. Allantoin wiederum fördert die Wundheilung, lindert Juckreiz und wirkt keratolytisch. Außerdem unterstützt es die Penetration des Zwiebel­extraktes in die Haut und erleichtert das Vordringen in tiefere Hautschichten. Contractubex ist auch als Intensivpatch für die Nacht verfügbar, bei dem Zwiebelextrakt und Allantoin in einen Okklusivverband eingebettet sind.

Gele und Pflaster

Silikon-Präparate haben sich ebenfalls bei der Narbenbehandlung bewährt. Sie sind in Form von Gelen (wie Kelo-Cote®, Dermatix® Ultra, Scarsil®, Bepanthen® Narbengel mit Massageroller), Pflastern (wie Cica-Care®, Scar Fx®), Folien (zum Beispiel Epi-Derm®) und Sprays (wie Kelo-Cote® Spray) auf dem Markt. Wie die Silikone ihre physikalische Wirkung vermitteln, ist nicht genau geklärt. Vermutlich werden die Keratinozyten durch den Okklusions­effekt stärker hydratisiert. Das beeinflusst wiederum Wachstumsfaktoren, die die Fibroblastenfunktion und die Kollagenproduktion normalisieren.

Für ein kosmetisch gutes Ergebnis ist auch bei den Silikonen eine konsequente Anwendung wichtig. Silikongele sollen­ täglich zwei- bis dreimal aufgetragen werden, und zwar über drei bis sechs Monate hinweg. Silikonpflaster, die die Wunde vollständig bedecken müssen, sollte der Patient 12 bis 24 Stunden pro Tag über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren tragen. Das kann, gerade bei größeren Narben, für den Patienten sehr teuer werden. Die silikon­basierten Narbentherapeutika, besonders die Pflaster und Folien, sind relativ hochpreisig und werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.

Der Markt bietet noch eine Reihe weiterer Narbentherapeutika, deren Wirksamkeit mehr oder weniger gut untersucht ist. Kelofibrase® Sandoz enthält etwa eine Kombination aus Harnstoff, Heparin und Campher. Die Creme soll den Feuchtigkeitsgehalt der Haut verbessern, die Durchblutung stimu­lieren und Spannungsgefühle vermindern. Hansaplast® Med Narben Reduktion, ein Pflaster aus hypo­allergenem Poly­urethan, soll ein optimales Temperaturniveau herstellen, die Hautfeuchte steigern und so Umbauprozesse im Narbengewebe positiv beeinflussen.

Verschiedene Öl-Formulierungen (zum Beispiel Bi-Oil®, Frei Öl® Pflege-Öl, Kneipp® Bio Hautöl, Narbenpflegeöl Repair­ & Protect Casida) werden allesamt unter anderem auch zur Narbenpflege empfohlen. Sie sollten über einen­ Zeitraum von mindestens drei Monaten in kreisenden Bewegungen zweimal täglich in die Narbe einmassiert werden, um das Erscheinungsbild zu verbessern. Wer die Narbe homöopathisch behandeln möchte, kann auf ein Gel mit Echtem­ Salomonssiegel, Lebensbaum, Rosmarin­öl und Küchenzwiebel (Narben­-Gel Wala®) zurückgreifen.

Dem Narbengewebe fehlen Pigmentzellen, daher ist es kaum vor der Sonne geschützt. Gerade frische Narben sollten möglichst nicht der Sonne aus­gesetzt werden, denn ein Sonnenbrand könnte das Ersatzgewebe schädigen und in seiner Regeneration beeinträchtigen. Die Narbe kann sich dann dauerhaft bräunlich verfärben. Im Laufe der Zeit wird die Narbe unempfindlicher gegenüber der Sonne, aber Dermatologen empfehlen teilweise, Narben bis zu zwei Jahre lang besonders vor UV-Strahlung (auch im Solarium!) zu schützen. Beim Schwimmen oder am Strand kann die Narbe beispielsweise mit einem­ wasserfesten Pflaster, einem Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 50+ oder spezieller UV-Kleidung abgedeckt werden. Bei Narben am Kopf sollten Betroffene nicht auf einen Hut verzichten. Inzwischen gibt es auch Narbentopika mit zusätzlichem UV-Schutz, zum Beispiel Kelo-Cote®UV.

Gut abgedeckt

Zu guter Letzt: Narben, die den Betroff­enen ästhetisch sehr stören, lassen­ sich mit einem stark deckenden Make-up mit hoher Pigmentdichte, Camou­flage genannt, kaschieren. Produkt­beispiele aus der Apotheke sind Avène Cou­vrance, Benevi Color® Pigment­creme, Dermacolor Camou­flage Creme und Vichy Dermablend™. /

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