Diagnose oft beim Augenarzt |
21.09.2015 10:29 Uhr |
Von Elke Wolf / Eine einseitige Sehverschlechterung über Stunden, veränderte und blassere Farben, dazu Schmerzen bei Augenbewegungen: Das kann auf eine Entzündung des Sehnervs hindeuten und damit ein Vorbote für eine Multiple Sklerose (MS) sein, teilt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft mit.
Die MS beginnt häufig als Entzündung des Sehnervs, also jenes Nerven, der das Auge mit dem Gehirn verbindet. Diese als Optikusneuritis bezeichnete Erkrankung stört den neuronalen Datenfluss vom Auge zum Gehirn, die Folge sind die oben genannten Symptome.
Bei 15 bis 20 Prozent aller Betroffenen mit einer MS ist eine Sehnervenentzündung das erste Zeichen der Erkrankung. Tritt diese auf, besteht eine statistische Wahrscheinlichkeit von 38 Prozent, innerhalb der nächsten zehn Jahre eine generalisierte MS zu entwickeln, also eine MS, die verschiedene Körperregionen betrifft. Eine Sehnervenentzündung ist daher immer ein Grund, den Patienten auch an einen Neurologen zu überweisen.
Der Ophthalmologe kann meist durch einen einfachen Pupillen-Test abklären, ob es sich tatsächlich um eine Optikusneuritis handelt. Im Dunkeln leuchtet der Arzt abwechselnd mit einer Lampe in eines der beiden Augen. Zeigt dieser Test, dass die Pupille im schmerzhaften Auge langsamer reagiert, gibt es kaum noch Zweifel an der Diagnose. Denn der »relative afferente Pupillendefekt« hat die gleiche Ursache wie die Sehstörung: Das Datenkabel zum Gehirn ist beschädigt.
Zugleich veranlasst der Augenarzt häufig eine Kernspintomographie vom Gehirn. »Ist der Sehnerv entzündet, zeigt sich dies in der Kernspintomographie häufig als Aufhellung«, erläutert Professor Dr. Klaus Rüther, Spezialist für neuroophthalmologische Erkrankungen in Berlin. Manchmal sind jedoch auch an anderer Stelle Hirngewebsveränderungen zu erkennen – besonders in diesem Fall besteht ein Verdacht auf MS. »Die Diagnose steht allerdings erst fest, wenn sich im Verlauf der Zeit weitere Entzündungsherde im Gehirn zeigen oder erste neurologische Symptome auftreten«, so Rüther.
Die Behandlung der Optikusneuritis erfolgt in der Regel mit hochdosierten Methylprednisolon-Infusionen in die Armvene. Das kann die Erholung des Sehvermögens beschleunigen und die Schmerzen bessern, beeinflusst das Endergebnis aber nicht.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft