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Psoriasis

Mehr als eine Hauterkrankung

Datum 21.09.2015  10:29 Uhr

Von Daniela Hüttemann / Typische Zeichen einer Schuppen­flechte sind verdickte, schuppende, juckende Hautpartien. Doch die Auto­immunerkrankung betrifft weit mehr als die Haut: Oft greift sie auch die Gelenke an und erhöht das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck. Entsprechend vielschichtig ist die Therapie.

Ein Grund für die vielfältigen Symptome und Komorbiditäten der Psoriasis ist das chronische Entzündungsgeschehen der Autoimmunerkrankung. Zunächst reagiert das Immunsystem, als wäre die Haut schwer verletzt. Dadurch vermehren sich Keratinozyten übermäßig und entwickeln sich nicht normal. Darüber hinaus wirken sich die Entzündungs­reaktionen häufig auf den ganzen Körper aus. Beispielsweise richtet sich die Immunabwehr oft auch gegen Gelenke und Bänder. Etwa 20 Prozent der Schuppenflechte-Patienten entwickeln zusätzlich eine Psoriasis-Arthritis. Allerdings machen sich bei 80 Prozent dieser Patienten Auffälligkeiten an den Gelenken erst im Laufe von Jahren bis Jahrzehnten bemerkbar.

Bei etwa jedem zehnten Psoriasis-Arthritis-Patienten gehen die Gelenkschäden den Hautsymptomen voraus. Weniger als 10 Prozent leiden ausschließlich unter Psoriasis-Arthritis, die dann oft sehr schwer zu erkennen ist. Unbehandelt nehmen bei jedem fünften Patienten die Gelenke fortschreitend Schaden und werden zerstört. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu anderen rheumatoiden Erkrankungen sind die inneren Organe nur selten betroffen und ebenfalls nur selten verformen sich die Gelenke.

Warum das Immunsystem bei vielen Schuppenflechte-Patienten auch die Gelenke angreift, bei anderen aber nicht, weiß man noch nicht. Doch bekanntermaßen ist das Risiko dann erhöht, wenn die Patienten an einer schweren Form der Psoriasis erkrankt sind. Dazu sind meist auch die Hand- und Fußnägel und/oder die Kopfhaut beteiligt oder Hautstellen haben sich in der Gesäßfalte und um den After herum entzündet.

Bewegung eingeschränkt

Typischerweise läuft die Psoriasis-Arthritis nach einem bestimmten Muster ab: Anfangs sind vor allem einzelne große Gelenke wie das Knie und/oder einzelne Finger oder Zehen mit jeweils allen drei Gelenken betroffen (Dakty­litis). Dabei schwellen häufig auch die Weichteile (»Wurstfinger«) an. Ebenso oft ist der Übergang zwischen Sehnen und Knochen, zum Beispiel an der Achillesferse (Enthesitis), und die Wirbelsäule betroffen. Dann leiden die Patienten unter Schmerzen und können sich nur noch eingeschränkt bewegen. Wie bei der rheumatoiden Arthritis wachen sie morgens mit steifen Gelenken auf, jedoch bessern sich Schmerzen und Steifigkeit in der Regel durch Bewegung.

Bei der Behandlung sollten sich Dermatologe, Rheumatologe und Patient absprechen. Ziel ist es, die Entzündungsreaktionen zu stoppen, die Symptome zu kontrollieren, Gelenkschäden zu verhindern, die Funktionalität der Gelenke und damit insgesamt die Lebensqualität der Patienten zu erhalten.

Arzt entscheidet individuell

Therapiert wird zunächst mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac, die antientzündlich und analgetisch wirken. Alternativ kommen schon in frühen Krankheitsstadien sogenannte krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) wie Methotrexat und Sulfasalazin zum Einsatz. MTX gilt auch als Basistherapeutikum bei Psoriasis vulgaris (siehe Titelbeitrag ab Seite 12). Sind Haut und Gelenke gleichzeitig betroffen, sollte der Arzt generell Arzneistoffe bevorzugen, die sich auf alle Symptome positiv auswirken. Cortison kann er bei Psoriasis-Arthritis direkt in das Gelenk injizieren; eine orale Corticoid-Therapie sollte dagegen nur zurückhaltend und möglichst niedrig dosiert erfolgen.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus oder verträgt der Patient sie nicht, kann der Arzt einen TNF-α-Hemmer wie Etanercept (Enbrel®), Infliximab (Remicade®) und Adalimumab (Humira®) verschreiben. Die Arzneistoffe sind genau wie der Interleukin-12- und -23-Blocker Ustekinumab (Stelara®) sowohl zur Therapie der mittelschweren bis schweren Psoriasis vulgaris als auch der aktiven Psoriasis-Arthritis zugelassen. Bei sehr starker Krankheitsaktivität verordnen Ärzte einen TNF-α-Hemmer als Erstlinientherapie.

Psoriasis kostet Lebensjahre

Patienten mit einer schweren Schuppenflechte haben Beobachtungsstudien zufolge eine geringere Lebenserwartung. Bei betroffenen Frauen verkürzt sich diese um durchschnittlich 4,4 Jahre, bei Männern um 3,5 Jahre. Das gilt nicht für milde Formen der Psoriasis vulgaris. Grund hierfür könnten Komorbiditäten sein, bei denen Entzündungsreaktionen ebenfalls eine Rolle spielen wie starkes Übergewicht (Adipositas), Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Psoriasis-Patienten sollten daher auf ihr Gewicht achten, nicht rauchen, keinen Alkohol trinken, sich möglichst viel bewegen und ihre kardiovaskulären Risikofaktoren wie den Blutdruck regelmäßig vom Arzt überprüfen lassen.

Auch ist bei Psoriasis-Patienten das Risiko erhöht, an chronisch-entzündlichen Krankheiten mit Autoimmunkomponente wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken. Hier scheint es gemeinsame genetische Einflüsse zu geben. Zudem leiden Psoriasis-Patienten deutlich häufiger an Depressionen als die Durchschnittsbevölkerung. Daher ist es wichtig, das psychische Empfinden der Betroffenen im Beratungsgespräch zu berücksichtigen.

Insgesamt sollte der behandelnde Arzt – unabhängig von seiner Spezialisierung – den Patienten und seine Beschwerden als Ganzes im Blick behalten. Bei rechtzeitiger Behandlung der Psoriasis lassen sich einige Komorbiditäten verhindern, hinauszögern oder deren Verlauf abmildern. Das erhöht die Lebenserwartung und -qualität der Psoriasis-Patien­ten deutlich. /

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