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Atemwegsinfekte

Ambroxol mit Zusatzeffekten

12.10.2015  10:57 Uhr

Von Elke Wolf, Ingelheim / Kann Ambroxol womöglich mehr, als nur zähen, festsitzenden Bronchialschleim zu lösen? Neue Untersuchungsergebnisse sowohl aus der Grundlagenforschung als auch aus der Klinik deuten darauf hin. Dabei war Ambroxol in der Lage, den Genesungsprozess bei Kindern mit Bronchitis zu verkürzen, die Wirkung von Antibiotika zu verstärken und biofilmbildende Bakterien zu attackieren.

Seit über 35 Jahren hat sich Ambroxol in der Therapie akuter und chronischer Erkrankungen der Bronchien und der Lunge aufgrund seiner sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften bewährt. »Untersuchungen neueren Datums zeigen, dass sich Entzündungsparameter und Einschränkungen der Lungenfunktion bei Kindern mit Bronchitis durch zusätzliche Ambroxolgabe schneller normalisieren als unter Placebo«, informierte Dr. Justus de Zeeuw, Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde aus Köln, auf einer Pressekonferenz von Boehringer Ingelheim.

»Der schnellere Genesungsprozess könnte neben der klassischen sekretolytischen Wirkung des Arzneistoffs auch an seiner Fähigkeit liegen, die Surfactantbildung anzuregen«, so der Experte. Surfactant wird in der Lunge produziert, mindert die Oberflächenspannung von Lungenbläschen und verbessert so den Gasaustausch und damit die Sauerstoffversorgung. Zusätzlich wirkt Surfactant regulierend auf das bei Bron­chitis oft zu zähe Sekret. »Damit erzielt Ambroxol einen gewissen Schutzeffekt für die Lungenbläschen. Das Bronchialsekret gleitet wieder besser Richtung Rachen und ist effektiv an der Erregerabwehr beteiligt.« So belegt etwa eine aktuelle japanische präklinische Untersuchung, dass Ambroxol bei Infektionen mit Rhinoviren in humanen Trachealzellen sowohl die Anzahl der Viren als auch die Produktion von Entzündungsfaktoren reduziert, führte de Zeeuw aus. In einem weiteren In-vitro-Experiment war Ambroxol in der Lage, die Vermehrung von Influenza-Viren zu unterdrücken.

Ambroxol aktiviert Antibiotika

Noch einen weiteren Zusatzeffekt konnten Wissenschaftler jüngst nachweisen. Bei gleichzeitiger Einnahme mit einem Antibiotikum sorgte Ambroxol dafür, dass dieses effektiver wirkte, informierte Dr. Ma­nuel Plomer aus der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung von Boehringer Ingelheim. So verbessere Ambroxol die Penetration des jeweiligen Antibiotikums ins Bronchialgewebe, im Bronchialfluid seien dann höhere Wirkspiegel messbar, haben klinische Untersuchungen ergeben. Daraufhin werden die Bakterien schneller abgetötet als mit einem Antibiotikum ohne zusätzliche Ambroxolgabe, zitierte er eine aktuelle präklinische Untersuchung.

Attacke auf den Biofilm

Die Verstärker-Rolle des Ambroxols könnte auch an einem weiteren Effekt liegen, den man in Zusammenhang mit dem Arzneistoff beobachtet hat. Ambroxol ist laut einem aktuellen Review in der Lage, Biofilm-bildenden Krankheitserregern entgegenzuwirken, also der Schleimschicht, die von Bakterien oder auch Pilzen etwa auf Atemwegsschleimhäuten gebildet wird. Der Biofilm erleichtert Erregern das Anhaften, zeitgleich bietet er Schutz vor äußeren Einflüssen wie Antibiotika.

Diese Anti-Biofilm-Komponente von Ambroxol könnte somit Antibiotika und Antimykotika dabei unterstützen, ihre Wirkung gegen die Erreger überhaupt erst zu entfalten. »Die zusätzliche Gabe von Ambroxol könnte deshalb überall dort relevant werden, wo es zu nosokomialen Infektionen kommen kann, etwa beim Setzen eines Harnwegs- oder Venenkatheters«, sagte de Zeeuw.

Nicht nur Bakterien, sondern auch im Biofilm angesiedelte Pilze können Lungenentzündungen auslösen. Mexikanische Forscher wiesen in einem Laborversuch nach, dass Ambroxol die Formation von Pilzen zu einem Biofilm verhindert und deren Wachstum hemmt. Dabei war es besonders wirksam gegenüber Pilzen der Gattung Candida. Ambroxol verfügte sogar über eine stärkere antifungizide Wirkung als Terbinafin. Die Untersuchung deute demnach auf einen möglichen Einsatz des Schleimlösers bei der Behandlung einer Candidosis hin, informierte de Zeeuw. /

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