Augenprobleme bei Schwangeren verschwinden meist wieder |
12.10.2015 10:57 Uhr |
Von Annette Immel-Sehr / Gar nicht selten tritt während einer Schwangerschaft plötzlich Kurzsichtigkeit auf, oder sie verstärkt sich. Noch häufiger stellen sich Kontaktlinsenunverträglichkeiten ein. Ursache ist vermutlich eine veränderte Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit während der Schwangerschaft sowie eine Zunahme der Dicke von Hornhaut und Linse.
Beide Phänomene sind in der Regel kein Grund zur Sorge. Sie bilden sich nach der Entbindung meist von selbst zurück, heißt es in einer Pressemeldung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Vorsicht ist dagegen geboten, wenn die werdende Mutter unter Diabetes Typ 1 leidet. »Eine diabetesbedingte Netzhauterkrankung kann sich in den neun Monaten massiv verschlechtern«, berichtet Privatdozent Dr. Thomas Neß von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Deshalb ist eine konsequente Behandlung vor oder spätestens zu Beginn der Schwangerschaft wichtig, ferner die Kontrolle der Augen mindestens alle drei Monate.
Treten während der Schwangerschaft oder Stillzeit Augenerkrankungen auf, lassen sich diese meist behandeln, ohne dass Nachteile für das Kind zu befürchten sind. Die Therapie mit Aciclovir-Augensalbe bei Herpes ist unbedenklich. Auch spricht meist nichts gegen lokal angewendete Antihistaminika bei einer allergischen Bindehautentzündung. Ist ein Antibiotikum erforderlich, eignen sich lokal Fluorchinolone oder Aminoglykoside. Bei oraler Anwendung sind Penicilline oder Cephalosporine zu bevorzugen. »Diese Antibiotika können in Tablettenform in der Stillzeit vorübergehend zur Veränderungen der kindlichen Stuhlflora führen, mit der Folge einer Stuhlverdünnung«, erläutert Neß. »Das sollten die Eltern vorher wissen, um sich darauf einstellen zu können.«
Oft werden Augenerkrankungen auch als Grund für einen Kaiserschnitt herangezogen. »Dies entbehrt der wissenschaftlichen Grundlage«, betont Neß. Bei Netzhauterkrankungen, Glaukom, Kurzsichtigkeit oder nach Augenoperationen ist eine normale Entbindung ohne Gefahr für das Auge möglich. /
Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)