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Anaphylaktischer Schock

Im Notfall schnell handeln

Datum 12.10.2015  10:57 Uhr

Von Verena Arzbach / Bereits ein einziger Wespenstich oder eine winzige Nuss kann bei Allergikern zu einem anaphylaktischen Schock führen – ein lebensbedrohlicher Zustand und damit ein akuter Notfall. Betroffene können sich bei einer Anaphylaxie aber häufig selbst behelfen: Sie sollten immer ein Notfallset mit sich führen und es richtig anwenden können.

Die Anaphylaxie, ein allergischer Schock, tritt zwar relativ selten auf, kann aber tödlich enden. Laut der Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie rechnet man mit ein bis drei anaphylaxiebedingten Todesfällen pro eine Million Einwohner. Die Häufigkeit von Anaphylaxien hat laut der Leitlinie in den vergangenen Jahren zugenommen. Wa­rum das so ist, können die Experten allerdings nicht erklären.

Die Anaphylaxie ist eine allergische Soforttyp-Reaktion. Nach dem ersten Kontakt mit einem Allergen bildet der Körper Antikörper der Immunglobulin-Klasse E (IgE), die an Mastzellen binden. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen vernetzt sich das auf den Zellmembranen gebundene IgE. Dadurch werden die Mastzellen aktiviert, und sie setzen in großer Menge Entzündungsmediatoren frei, darunter Hist­amin und Prostaglandine.

 

Zu den häufigsten Auslösern eines Allergieschocks zählen Nahrungsmittel, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Bei Erwachsenen sind eher Insektengifte oder Medikamente für den allergischen Overkill verantwortlich. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen und verschiedene Organe betreffen: Haut und Schleimhäute, Atemwege, Herz-Kreislauf-System oder Magen-Darm-Trakt. Meistens ist auch die Haut beteiligt, zum Beispiel als Urtikaria (Nesselsucht). Auch Atemwegsbeschwerden wie Hustenreiz oder Luftnot sowie Schwindel und Blutdruckabfall treten häufig auf. In schweren Fällen droht ein Herzstillstand.

Bei dem Phänomen, das als Augmentation oder Summation bezeichnet wird, triggern Cofaktoren wie körperliche Anstrengung, Stress, eine akute Infektion oder Alkohol einen anaphylaktischen Schock. Auch gibt es bestimmte Risikofaktoren, die unabhängig vom Auslöser Schweregrad und Ausmaß der allergischen Reaktion beeinflussen, etwa hohes Alter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma und die Einnahme von Medikamenten, die die Aktivierung von Mastzellen beziehungsweise die Bildung von Leukotri­enen fördern (zum Beispiel nicht stero­idale Antirheumatika).

 

Adrenalin im Notfall

Das wichtigste Arzneimittel im Notfall ist laut der Leitlinie Adrenalin (auch Epinephrin), das sofort intramuskulär in die Außenseite des Oberschenkels appliziert werden muss. Adrenalin aktiviert die α- und β-Rezeptoren. Dadurch weiten sich die Bronchien, der Blutdruck steigt und Hautschwellungen gehen zurück. Der Patient kann sich – sofern er dazu in der Lage ist – das Medikament im Notfall selbst mit einem Autoinjektor injizieren. Die Adrenalin-Dosis richtet sich dabei nach dem Körpergewicht: Bei Kindern mit einem Gewicht über 15 kg beträgt die Einmaldosis 150 μg Adrenalin, bei Erwachsenen zwischen 300 und 500 μg.

Lindert die einmalige Gabe die Symptome nicht, kann nach fünf bis zehn Minuten erneut Adrenalin injiziert werden. Patienten sollten deshalb idealerweise immer mehrere Pens für den Notfall mitführen. Auf dem deutschen Markt sind derzeit drei Adrenalin-Injektoren erhältlich: Fastjekt® (Reimport Epipen®), Jext® und Emerade®. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Haltbarkeit und Anwendung (siehe Tabelle).

 

Patienten, die bereits einmal einen anaphylaktischen Schock erlitten haben, sollten immer einen Notfallpass und ein Notfallset mit sich führen. Ein solches Set wird vom Arzt häufig aus mehreren einzelnen Medikamenten zusammengestellt. Es enthält in der Regel einen Adrenalininjektor, der aufgrund seiner schnellen Wirkung im Notfall stets zuerst eingesetzt werden sollte, außerdem ein H1-Antihistaminikum in Form von Tropfen oder als (Schmelz-)Tablette sowie ein Glucocorticoid zur rektalen (für Kinder) oder oralen Anwendung. Bei Patienten mit bekanntem Asthma gehört auch ein inhala­tiver Bronchodilatator zum Set.

Produkt Dosierungen Anwendung Haltbarkeit
Emerade® 150 µg, 300 µg, 500 µg Schutzkappe entfernen, Fertigpen gegen die Außenseite des Oberschenkels drücken – dadurch erfolgt die Injektion. 5 sec halten. Es kann auch durch die Kleidung injiziert werden. Anschließend Applikationsstelle massieren, um die Aufnahme zu verbessern. 30 Monate
Fastjekt®, Fastjekt® junior 300 µg bzw. 150 µg Blaue Sicherheitskappe gerade abziehen, orangefarbene Spitze im rechten Winkel mit einer schnellen Bewegung kräftig gegen die Außenseite des Oberschenkels setzen und drücken, bis die Injektionsnadel hörbar auslöst. 10 sec halten. Anschließend Applikationsstelle massieren. 20 Monate
Jext® 150 µg, 300 µg Gelbe Sicherheitskappe abziehen, schwarzen Nadelschutz im rechten Winkel an die Außenseite des Oberschenkels halten, fest drücken, bis ein Klicken ertönt. 10 sec halten, dann Pen entfernen und Bereich um die Injektionsstelle 10 sec massieren. 24 Monate

PTA und Apotheker sollten Patienten, die ein solches Set verordnet bekommen, genau informieren, wie sie die Medikamente anwenden müssen. Sie sollten Patienten auch darauf hinweisen, dass sie ihr Set regelmäßig auf seine Haltbarkeit überprüfen müssen. Hilfreich kann es auch sein, Patienten und Angehörigen einen Trainings-Autoinjektor ohne Nadel zum Üben zur Verfügung zu stellen. /

Vorbeugung

Das sollten Patienten mit hohem Anaphylaxierisiko tun:

  • Anaphylaxie-Pass und Anaphylaxie-Notfallplan ausstellen lassen.
  • Notfallset, Anaphylaxie-Pass und Mobiltelefon immer griffbereit mitführen.
  • Symptome der Anaphylaxie kennen und gegen andere Symptome (wie Angst) abgrenzen können.
  • Wenn möglich Trainingsgerät für den Adrenalin- Autoinjektor bestellen und die Anwendung alle drei bis sechs Monate üben.
  • Haltbarkeit der Medikamente regelmäßig überprüfen.
  • Umfeld informieren, Unterstützung sichern, Aufgaben für Notfallsituation verteilen (Notruf, Medikamentengabe, Notarzt empfangen).
  • Beratung, Informationsmaterial und Austausch mit anderen Betroffenen bei Patientenorganisationen.

Quelle: S2-Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie

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