Spätschäden drohen |
12.10.2015 10:57 Uhr |
Von Annette Immel-Sehr / Beim Sport kann schon ein vermeintlich harmloser Sturz auf den Kopf oder ein Zusammenprall eine Gehirnerschütterung zur Folge haben. Diese Vorfälle werden jedoch häufig nicht ernst genommen, warnen Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurologen.
In Deutschland werden pro Jahr mehr als 40 000 Gehirnerschütterungen diagnostiziert, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. »Sportler, vor allem im Schul- und Breitensport, unterschätzen diese Unfälle häufig«, warnt Dr. Axel Gänsslen, Arzt am Klinikum Wolfsburg. Ein Hinweis könne sein, wenn sich der Betroffene häufig an den Kopf fasst, diesen abstützt oder einen leeren Blick hat.
10 bis 30 Prozent der Betroffenen leiden unter einem akuten Erinnerungsverlust. »Wenn ein Spieler beispielsweise die Frage, wer das letzte Spiel gewonnen hat, nicht richtig beantworten kann, bestätigt das den Verdacht einer Gehirnerschütterung, und der Spieler muss umgehend aus dem Spiel genommen werden«, so Gänsslen, der Mannschaftsarzt des Eishockeyteams Grizzly Adams Wolfsburg ist.
Wird eine Gehirnerschütterung nicht richtig behandelt, können Spätschäden wie Migräne oder Bewegungsstörungen folgen. Bei einer Gehirnerschütterung dauert es mindestens sechs bis zehn Tage, bis sich die Nervenzellen erholt haben. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Nackenschmerz, Schwäche, Müdigkeit oder verschwommenes Sehen. Zeit und Ruhe sind die wichtigsten Therapiebestandteile. Eine medikamentöse Behandlung gibt es nicht. Bleiben die Symptome länger als drei bis vier Wochen bestehen, sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, rät Gänsslen. Um für das Thema zu sensibilisieren und mögliche Spätfolgen zu vermeiden, wurde die Kampagne »Schütz Deinen Kopf« gestartet. Im Internet finden Interessierte unter www.schuetzdeinenkopf.de Informationsmaterial sowie eine kostenlose App.
Quelle: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2015