Darauf sollten Anwender achten |
09.10.2018 11:25 Uhr |
Von Stephanie Schersch und Sven Siebenand / Seit dem 29. September sind nach einer Änderung der Medizinprodukte- Abgabeverordnung auch in Deutschland verschiedene HIV- Selbsttests im Handel. Zwar gibt es die Tests nicht ausschließlich in Apotheken. Trotzdem werden sie dort sicher häufig verkauft, weil Anwender auf den Rat aus der Apotheke setzen.
Auf In-vitro-Diagnostika hatten bislang nur Fachkreise wie Ärzte oder Gesundheitsämter Zugriff. In den vergangenen Jahren hätten sich Qualität und Handhabung von Selbsttests deutlich weiterentwickelt, heißt es in der neuen Verordnung. Das gelte insbesondere für Diagnostika zum Nachweis von HIV. Da man auf diesem Weg auch Menschen erreiche, die sich bislang gar nicht oder nur unregelmäßig testen ließen, erhöhten die Selbsttests letztlich die Wahrscheinlichkeit, »dass Infektionen zu einem früheren Zeitpunkt erkannt und behandelt werden und dadurch die Weitergabe von Infektionen verhindert wird«.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt bereits seit 2016 den Einsatz entsprechender Tests. In Ländern wie den USA und Frankreich finden sie bereits Verwendung. Im Juni 2018 hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, dass nun auch Deutschland folgen wird. Eine Apothekenpflicht für die Schnelltests gibt es allerdings nicht. Für eine solche Regelung hatte zuletzt unter anderem die ABDA plädiert und auf den Beratungsbedarf rund um die Tests verwiesen. Doch das Argument überzeugte die Politik offenbar nicht.
Verschiedene Prinzipien
Grundsätzlich gilt es, verschiedene Arten von Tests zu unterscheiden: Die sogenannten HIV-Antikörper-Suchtests detektieren im Blut Antikörper auf das HI-Virus. Ein anderer Test ist der HIV-PCR-Test, welcher im Blut nicht die Antikörper, sondern die Viren direkt nachweist. Letztgenannter wird vor allem im Rahmen einer HIV-Behandlung verwendet, um zu schauen, ob die Therapie wirkt. In der Regel dienen HIV-Antikörpertests dagegen zum Nachweis der Infektion. Der Schnell- oder Labortest beim Arzt oder im Gesundheitsamt sowie die HIV-Selbsttests haben die HIV-Antikörpersuche als gemeinsames Wirkprinzip. Manchmal gibt es dennoch einen Unterschied: Denn der Test auf Antikörper kann ergänzt sein durch einen Test auf das Antigen p24, einem Virusbestandteil, der in der frühen Phase der Infektion nachweisbar ist, später aber nicht mehr. Auf dieses Antigen testen die HIV-Selbsttests nicht.
Sicher nach zwölf Wochen
Da die Antikörper-Produktion nach der HIV-Übertragung erst anläuft, kann man mithilfe eines Antikörpertests eine Infektion auch erst nach zwölf Wochen sicher ausschließen. Nach einer möglichen Ansteckung sollte man daher zunächst so lange abwarten, bevor man sich einen Selbsttest besorgt. Auch wenn der Test eine Infektion oft schon früher nachweisen kann, ist das Ergebnis »HIV-negativ« wirklich erst nach zwölf Wochen zuverlässig.
Bei der Auswahl eines HIV-Selbsttests sind zwei Kriterien besonders wichtig: Der Test sollte auf Basis einer Blutprobe und nicht auf einer Speichel- oder Urinprobe erfolgen, da die Konzentration der HIV-Antikörper im Blut am höchsten ist. Zudem sollte die Wahl auf einen Test mit einem CE-Kennzeichen fallen. Im Internet finden sich auch andere Tests ohne dieses Siegel. Ob sie die notwendigen Qualitätsanforderungen erfüllen, ist fraglich.
Fünf Beispiele für Tests mit CE-Kennzeichen sind: Atomo® HIV Self Test, Autotest VIH®, Biosure® HIV Self Test, Exacto® Pro HIV, Insti® HIV Self Test. Der Verkaufspreis soll in etwa zwischen 25 und 40 Euro liegen. Zur Durchführung des Tests wird eine kleine Blutprobe aus der Fingerkuppe gewonnen und diese in eine Testapparatur gegeben. Der HIV-Selbsttest zeigt das Ergebnis nach ungefähr 15 Minuten an.
Sollte der Test »HIV positiv« ergeben, ist dieses Ergebnis durch einen weiteren Labortest, zum Beispiel in der Arztpraxis oder beim Gesundheitsamt, zu bestätigen. Denn Kreuzreaktionen können das Ergebnis beeinflussen, sodass der Test falsch positiv ausfallen kann. Ob tatsächlich eine HIV-Infektion vorliegt, ist erst nach diesem zweiten Test gesichert. Darauf sollten PTA und Apotheker die Anwender unbedingt hinweisen. /