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Projekt Weckworte

Slam Poetry im Pflegeheim

28.10.2016  11:35 Uhr

Von Angela Kalisch / »Jung und Alt bewegt Demenz« lautete das Motto des Welt-Alzheimertags im September dieses Jahres. Es könnte auch über der Arbeit des Autors und Rezitators Lars Ruppel stehen, der Slam Poetry mit Altenpflege verbindet und so zwei Bereiche zusammenbringt, die nur auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben.

»Demenz ist ein uncooles Thema, mit dem sich niemand gerne beschäftigt«, sagt Lars Ruppel – und tut es dennoch, mit großem Engagement. »Weckworte« heißt sein Projekt, mit dem er einen Beitrag für die kulturelle Vielfalt im Umgang mit Demenzkranken leisten will. Seit 2009 vermittelt Ruppel in Workshops, wie Literatur kreativ in der Pflege eingesetzt werden kann.

Zu oft bestimme die Monotonie von Essen, Schlafen und Bingo-Nachmittagen den Alltag in Pflegeheimen, kritisiert Ruppel. Er hält Poesie für ein geeignetes Mittel, um Demenzkranke emotional zu erreichen. Gedichte regen mit ihren Reimen und der rhythmischen Sprache besonders dazu an, aktiv zu werden, mitzusprechen oder sich zum Vortrag zu bewegen. Voraus­gesetzt, ein Gedicht wird nicht einfach nur vorgelesen, sondern mit Mimik und Gestik, direkter Ansprache und Berührungen unterstützt. Diese Methodik studiert der Rezitator mit den Teilnehmern seiner Workshops ein, die sich vor allem an Angehörige und Pflegekräfte richten.

Doch auch für Jugendliche und Schülergruppen bietet er solche Kurse an. Eine Brücke zwischen den Genera­tionen zu bauen, gehört ebenfalls zu den Anliegen des Projekts. Während Gedichte bei älteren Menschen ein fester Bestandteil der kulturellen Erziehung waren, haben Jüngere oft ein eher distanziertes Verhältnis zu Lyrik. Sie sind zunächst wenig begeistert von der Vorstellung, den Großeltern den »Erlkönig« vorzutragen. Hier gilt es, über die Auswahl geeigneter Texte einen Zugang zur Poesie zu schaffen. Verse von Ringelnatz, Morgenstern, Wilhelm Busch oder auch Heinz Erhardt eignen sich für den Einstieg besonders gut. Sie sind bei Jung und Alt gleichermaßen positiv besetzt, schaffen eine heitere, lockere Atmosphäre und helfen so, Berührungsängste abzubauen.

Seinen virtuosen Umgang mit Sprache stellt Lars Ruppel normalerweise in einem ganz anderen Zusammenhang unter Beweis, nämlich in Poetry-Slam- Wettbewerben. Schon seit er 16 ist, steht Ruppel auf Lesebühnen und nimmt erfolgreich an diesen Veranstaltungen teil. Vor einem zumeist jungen, studentischen Publikum werden dabei selbstverfasste Texte bei zeitlicher Begrenzung vorgetragen. Ein moderner Ansatz, um Poesie aus der verstaubten Ecke zu holen und interaktiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Zuhörer in kürzester Zeit zu fesseln und mit der Darbietung des Textes zu überzeugen, gehört dabei zu den wichtigsten Fähigkeiten.

Gelöschte Erinnerungen

Dass Lars Ruppel das kann, bewies er auch bei der Vorstellung seines neuen Buchs auf der Frankfurter Buchmesse. »Geblitzdingst« heißt die Anthologie mit Texten zum Thema Demenz, die Ruppel herausgegeben hat. Die kurzen Erzählungen und Gedichte sind Beiträge verschiedener Autoren aus Poetry-Slam-Wettbewerben, einige stammen von Ruppel selbst. Seine ansteckende Leidenschaft für Redewendungen und Sprachspiele zeigt sich beispielsweise, wenn er in einem seiner Texte der Frage nachgeht, wer eigentlich die Familie Hempel sein könnte und was sich unter deren Sofa befinden mag.

Humorvoll und zugleich berührend sind auch die anderen Beiträge der Textsammlung. Die Auseinandersetzung der jungen Autoren mit der Demenz von Familienangehörigen führt häufig zu der Frage, was am Ende ein Leben ausmacht. Von den Großeltern nicht mehr erkannt zu werden, deren Umzug in Pflegeheime zu erleben und mit ansehen zu müssen, wie Erinnerungen verblassen, bis sie sich auf die eigene Kindheit und Jugend reduzieren, sind oft der Auslöser, sich dem Thema Demenz literarisch zu nähern. Da Poetry Slam sehr stark von der Performance des Vortrags lebt, sind einzelne Beiträge mit einem Link zu einer Audiodatei versehen.

Der Herausgeber will mit dem Buch vor allem Angehörigen von Demenzkranken zeigen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind, und für mehr gegenseitiges Verständnis werben. Auch mit dem Projekt Weckworte hofft Ruppel, einen kleinen Beitrag leisten zu können, um das gemeinsame Leben zu bereichern. Selbst wenn es nur für kurze Augenblicke ist. /

Buchtipp

Lars Ruppel (Hg.): Geblitzdingst. Slam-Poetry über Demenz.

Klappenbroschur, 112 Seiten, inklusive mehrerer Audiolinks, Satyr-Verlag 2016. ISBN 978-3-944035-75-8, 11,90 Euro.

Zu bestellen im Govi-Buchshop unter Tel. 06196 928250, per Fax: 06196 928259, per E-Mail: service@govi.de oder unter www.govi.de.

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