Diäten im Schnellcheck |
13.11.2018 10:30 Uhr |
Von Andrea Pütz / Diäten erfordern meist kein selbstständiges Handeln. Die Ernährung muss nicht reflektiert und eigenverantwortlich umgestellt werden. Der Erfolg ist meist nur kurzfristig, dank des Jo-Jo-Effektes sind verlorene Kilos schnell wieder drauf.
Wer Gewicht verlieren will, muss seine Ernährung langfristig umstellen, das erfordert abwechslungsreiche und alltagspraktikable Methoden. Einige Konzepte werden diesem Anspruch gerecht, von anderen sollten PTA besser abraten.
Je einfacher das Konzept, desto beliebter ist es: Bei sogenannten Monodiäten gibt es etwa nur Reis, Kartoffeln, Ananas oder die berühmte Kohlsuppe. Für ein paar Tage ist das für Gesunde unbedenklich, und bis zu 5 Kilogramm Gewichtsverlust pro Woche sind anfangs möglich. In erster Linie schwindet dabei aber Wasser und keine Fettmasse. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme sind solche Crash-Diäten absolut ungeeignet: Es fehlt schnell an wichtigen Nährstoffen und schon nach wenigen Tagen setzt bei vielen Abnehmwilligen Widerwillen gegenüber der Nahrung ein. Die Abbruchquoten sind hoch. Bei der Sieben-Tage-Körner-Diät mit Getreidesorten wie unter anderem Hafer, Hirse und Dinkel kann es zudem zu Darmbeschwerden kommen. Die Eier-Diät (Mayo-Diät) birgt mit ihrem hohen Eiweißanteil (25 Eier pro Woche) vor allem für Gicht- oder Nierenpatienten gesundheitliche Gefahren.
Fazit: Heißhunger-Attacken inklusive.
Diese Argumente sprechen gegen Monodiäten:
Formula-Diäten
Sie gelten als Starthilfe, um schnell Pfunde zu verlieren. Eiweißhaltige Drinks, Pulver oder Riegel gibt es in Apotheken oder Drogerien zu kaufen. Diese sollen eine bis alle Mahlzeiten am Tag ersetzen. Das in den Produkten enthaltene Eiweiß dämpft Hungergefühle und verhindert den Muskelabbau, der ansonsten den Grundumsatz des Körpers vermindern würde.
Mit Formula-Diäten kann man etwa 2 Kilogramm pro Woche abnehmen, was zu Beginn der Diät motivierend wirkt. Die Zusammensetzung der Produkte ist gesetzlich geregelt, sie müssen alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine enthalten. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) empfiehlt Pulverdrinks als Diät für schwer übergewichtige Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m2. Die Produkte werden dann für maximal zwölf Wochen und nur unter Aufsicht von Ärzten und zertifizierten Ernährungsberatern eingesetzt. Danach sollen die Abnehmenden beginnen, nach und nach eine kalorienreduzierte und gesunde Mischkost einzuführen.
Fazit: Fertigpräparate können den Einstieg erleichtern. Die Formula-Diäten können eine Lösung für recht schnellen Gewichtsverlust sein, aber nur für einen kurzen Zeitraum. Danach beginnt das echte Leben wieder.
Steinzeit, Paleo und Low-Carb
Low-Carb-Diäten stellen Kohlenhydrate etwa aus Müsli, Brot und Pasta an den Pranger. Ziel ist, dass der Insulinspiegel nicht so stark ansteigt und der Körper seine Fettreserven anzapft. Die Abkürzung Paleo steht für die Altsteinzeit – das Paläolithikum. Für Fleischliebhaber und solche, die gerne »Jäger und Sammler« spielen, ist die Steinzeit-Diät ansprechend: Es gibt sowohl viel Fleisch oder Fisch als auch Obst und Gemüse. Verzichten muss man dagegen auf alle Getreideprodukte, pasteurisierte Milchprodukte, Hülsenfrüchte, künstliche Süßstoffe (auch Zucker) und alle Lebensmittel mit unnatürlichen Zusatzstoffen.
Fazit: Einige Aspekte des Steinzeit-Prinzips mögen Figur und Gesundheit zugutekommen, aber langfristig birgt die Methode gesundheitliche Nachteile und lässt die Alltagstauglichkeit vermissen.
LOGI-Methode
Der Begriff LOGI-Methode (»Low Glycemic Index«, später »Low Glycemic and Insulemic«) weist schon darauf hin, dass es sich nicht um eine Diät im klassischen Sinne handelt, sondern um den Versuch einer dauerhaften Ernährungsumstellung. Kurzkettige Kohlenhydrate beispielsweise aus Süßigkeiten und Weißmehl werden vermieden. Das soll starke Blutzuckerschwankungen und -spitzen vermeiden und den Insulinspiegel im Blut dadurch relativ niedrig halten. Das entlaste die Bauchspeicheldrüse und das Gefäßsystem, verhindere Heißhungerattacken und fördere die Fettverbrennung, so die Theorie.
Fazit: Ungesunde Kohlenhydrate werden gestrichen. Das Konzept klingt logisch, beruht aber auf Hypothesen, deren Bedeutung bezüglich einer langfristigen Gewichtsreduktion noch nicht zweifelsfrei geklärt sind.
Schlank im Schlaf
Im Ernährungskonzept nach Dr. Pape, auch Insulin-Trennkost genannt, gibt es morgens ausschließlich Kohlenhydrate, mittags eine ausgewogene Mischkost und abends in der Hauptsache Eiweiß. Tierische Eiweiße sind morgens verboten. Stattdessen wird das Müsli trocken oder nach Einweichen in Wasser über Nacht verzehrt oder mit ein bisschen Soja- oder Reismilch verfeinert. Bei der Proteinmahlzeit am Abend verzichtet man komplett auf Kohlenhydrate, um die abendliche Insulinaktivierung zu verhindern. So soll man »schlank im Schlaf« werden.
Fazit: Kompliziert und wissenschaftlich nicht belegt. »Schlank im Schlaf« ist ein künstliches Konstrukt. Außerdem ein Problem: Das Essen wird instrumentalisiert, der Genuss bleibt auf der Strecke.
Weight Watchers
Anstelle von Kalorien werden bei der Mischkost-Diät von Weight Watchers ProPoints® gezählt. Weight Watchers bewertet Lebensmittel nach einem Punktesystem. Durch Sport lassen sich Bonus-Punkte verdienen. Das erlaubte tägliche Punktebudget wird nach Alter, Größe, Geschlecht und Gewicht festgelegt. Typisch Weight Watchers sind auch wöchentliche Gruppentreffen. Das Diätkonzept strebt eine ausgewogene Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen an. Das Abnehmen mit den Weight Watchers kostet Geld (circa 39,95 Euro pro Monat). Das erhöht die Compliance der Teilnehmer (»Wenn ich schon dafür bezahle, muss es sich auch lohnen«).
Fazit: Mit Punktezählen kann man einige Kilos verlieren. Einige Argumente sprechen für, andere gegen die Weight-Watchers-Methode:
»Ich nehme ab«-Diät
Das Mischkost-Programm der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist auf mindestens drei Monate angelegt. In zwölf Schritten sollen die Teilnehmer Ernährungsfehler erkennen und auf Dauer vermeiden. Jeder stellt sich seinen Speiseplan nach den Rezepten individuell zusammen, feste Tagespläne gibt es nicht. Das Programm wird deutschlandweit häufig als Gruppenkurs unter Leitung von Ernährungsexperten angeboten (siehe www.dge.de, nach Postleitzahlen geordnet). Man kann sich aber auch beim DGE-Medienservice für 35 Euro eine Trainingsmappe für zu Hause bestellen.
Fazit: Als langfristige Ernährungsumstellung empfehlenswert. Die Prinzipien sind begründet und nachvollziehbar.
Intervall-Fasten
Kurze Fastenzeiten tun dem Körper gut, denn er lernt, bei Bedarf gespeicherte Energiereserven zu mobilisieren. Dies soll unter anderem den Zucker- und Fettstoffwechsel verbessern. Muskelmasse wird bei kurzen Fasten-Intervallen nicht abgebaut, anders bei längeren Fastenkuren im andauernden Hungerstoffwechsel. Das ist wichtig, denn Muskeln werden dringend als Verbrennungsmotoren benötigt.
Bei der 8:16-Methode wird beispielsweise nach 17 Uhr nichts mehr gegessen. Gestartet wird wieder am nächsten Morgen um 9 Uhr mit dem Frühstück (16 Stunden Essenspause). Viele Intervall-Fastende freuen sich zudem über eine bessere Schlafqualität, denn der Körper hat nachts weniger mit der Verdauung zu tun. Bei der 5:2-Diät darf an fünf Tagen pro Woche wie gewohnt gegessen werden, ohne Kalorien zu zählen. Natürlich sollte aber auch hier eine gesunde Ernährung im Fokus stehen. Frauen reduzieren dann an zwei Tagen pro Woche ihre Nahrung auf 500, Männer auf 600 Kilokalorien pro Tag. Viel Wasser und ungesüßter Tee füllen die Hungerphase, in Maßen auch schwarzer Kaffee. Laut Studien soll Intervall-Fasten nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch beispielsweise vor Typ-2-Diabetes schützen.
Fazit: Gewicht und Gesundheit profitieren vom Intervall-Fasten.
Nicht nur mehr Bewegung im Alltag hilft beim Abnehmen, sondern auch mehr Achtsamkeit beim Essen: Den Fernseher ausschalten, das Handy weglegen und sich einfach wieder mehr Zeit nehmen für seine Mahlzeiten. Wer achtsamer und langsamer isst, lernt wieder, die einsetzende Sättigung zu spüren – und nimmt dann auch weniger zu sich.