Diabetes: Fahrplan für die Schwangerschaft |
Bekommen Ungeborene im Mutterleib zu viel Glucose, schraubt sich die Insulinproduktion des Fetus herauf, um für einen normalen Blutglucosespiegel zu sorgen. Nach der Geburt leiden diese Säuglinge dann unter Unterzuckerungen, die mittels Glucosegaben ausgeglichen werden müssen. Die Kohlenhydratmast des Ungeborenen über das »Masthormon« Insulin führt außerdem häufig zu einem hohen Gewicht von mehr als 4000 g. Das begünstigt Geburtskomplikationen. Die hohe Blutglucose kann darüber hinaus die Lungenreife sowie Leber- und Nierenfunktion beeinträchtigen, das Risiko für Fehlbildungen ist erhöht. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft hohe Zuckerwerte hatten, entwickeln zudem selbst leichter Übergewicht und Typ-2-Diabetes.
Mütter mit Gestationsdiabetes leiden häufiger unter Infektionen, hohem Blutdruck und erleiden öfter eine Frühgeburt. Sie bekommen wahrscheinlicher einen Typ-2-Diabetes als Frauen mit normalen Blutzuckerwerten während der Schwangerschaft.
Selbst messen lernen
Schon direkt nach der Diagnose Gestationsdiabetes sollten betroffene Frauen lernen, ihren Blutzucker selbst zu messen und die Werte genau zu protokollieren. Nur auf dieser Grundlage kann der Arzt entscheiden, wie es weitergeht.
Frauen mit Gestationsdiabetes bekommen Blutzuckerteststreifen zulasten der Krankenkassen verordnet. Wer mit Ernährung und Bewegung auskommt, sollte viermal täglich testen, wer Insulin braucht, sollte dies bis zu achtmal pro Tag tun. Das Therapieregime mit Insulin entspricht einer Intensivierten Konventionellen Therapie (ICT). Das heißt, die Insulingaben werden nach vorherigem Blutzuckertest auf dessen Ergebnis und die zur Mahlzeit geplante Kohlenhydratmenge abgestimmt.
Um beurteilen zu können, wie es dem ungeborenen Kind geht, steht alle zwei bis drei Wochen eine Ultraschalluntersuchung an, nach Maßgabe des Arztes auch häufiger. Um unter Umständen auch eine Gestose rechtzeitig erkennen zu können, sollten Frauen mit Gestationsdiabetes ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren und die Werte dokumentieren.
Ein Geburtshaus oder gar eine Hausgeburt ist für Risikoschwangere wie Frauen mit Diabetes tabu. Auf jeden Fall sollten sich die Eltern rechtzeitig um eine Klinik kümmern, die über ein Perinatalzentrum Level 1 oder 2 verfügt. In vielen Fällen geht alles gut, aber zur Not hat man hier die Sicherheit, das Neugeborene in Expertenhänden zu wissen.
Kontrolle auf Dauer
Nach Geburt des Kindes normalisieren sich die Blutzuckerwerte der Mutter in der Regel wieder. Allerdings entwickeln 35 bis 60 Prozent der Frauen in den zehn Jahren nach der Schwangerschaft einen manifesten Typ-2-Diabetes. Besonders gefährdet für diese Entwicklung sind Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft übergewichtig waren, solche, bei denen der Diabetes schon vor der 24. Schwangerschaftswoche auftrat, deren Ein-Stunden-Belastungstest größer oder gleich 200 mg/dl Glucose im Blut anzeigte, die eine Insulintherapie brauchten sowie Asiatinnen.
Stillen, Normalgewicht und Bewegung unterstützen gute Blutzuckerwerte. Der Arzt gibt außerdem vor, in welchen zeitlichen Abständen der Blutzucker kontrolliert wird, um einen sich anbahnenden Typ-2-Diabetes rechtzeitig zu erkennen. /