Am besten unkonserviert |
11.12.2017 12:09 Uhr |
Von Elke Wolf / HNO-Ärzte sind sich einig: Wenn Nasalia mit abschwellend wirkenden α-Sympathomimetika zum Einsatz kommen, sollte man Benzalkoniumchlorid-freie Präparate bevorzugen. Verschiedene technologische Entwicklungen sorgen dafür, dass ein Nasenspray auch ohne Konservierung auskommt.
Bei einer verstopften Nase etwa infolge einer Nasennebenhöhlenentzündung sorgen topische α-Sympathomimetika schnell für eine freie Nase. Weil Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin in Tropfen- oder Sprayform effektiv die Belüftung und den Sekretabfluss in den Nasengängen verbessern, empfiehlt etwa die S2k-Leitlinie Rhinosinusitis diese Topika bei akuten Nasennebenhöhlenentzündungen. Allerdings sollten sie wegen der Gefahr eines Rebound-Effekts und der Gefahr einer Rhinitis medikamentosa nicht länger als zehn Tage eingesetzt werden und frei von Benzalkoniumchlorid sein, so die Leitlinienautoren.
Professor Dr. Ralph Mösges, HNO-Arzt von der Universität Köln, erklärt im Gespräch mit PTA-Forum warum. »Konservierungsmittel und besonders Benzalkoniumchlorid haben ein deutlich zytotoxisches Potenzial.« Präklinische Daten zeigten sowohl in vitro als auch in vivo, dass Benzalkoniumchlorid konzentrations- und zeitabhängig die Zellmorphologie der Mukosa schädigt und die Zilienschlagfrequenz bis hin zum irreversiblen Stillstand hemmt. Schon nach wenigen Sprühstößen komme die Zilientätigkeit zum Erliegen, so Mösges.
»Die eigentlich schädigende Komponente der Dekongestiva ist nicht der abschwellend wirkende Inhaltsstoff, sondern das Zusammenspiel mit Benzalkoniumchlorid. Dekongestiva-haltige Nasalia, die ohne Konservierung auskommen, sind nicht ganz so kritisch zu sehen.« Für Benzalkoniumchlorid-haltige Arzneimittel zur Anwendung in der Nase ist seit 2004 ein Warnhinweis in der Gebrauchs- und Fachinformation angeordnet. Zur Konservierung wird fast ausschließlich dieser Stoff verwendet, sehr selten noch Kaliumsorbat, Benzylalkohol oder 4-Hydroxybenzoesäuremethylester.
»Es gibt immer noch viele gängige Präparate, die mit Benzalkoniumchlorid konserviert sind«, kritisiert Mösges. Er empfiehlt deshalb genau wie die Leitlinienautoren konservierungsmittelfreie, sogenannte O. K.-Zubereitungen. Verschiedene technologische Entwicklungen verhindern dabei die Kontamination des Inhalts bei der Applikation. Hier gilt es, sich als PTA und Apotheker über die technologischen Hintergründe des Präparates zu informieren und die Inhaltsstoffe zu studieren, um ein geeignetes Präparat empfehlen zu können.
Bei Sprühsystemen mit sogenannter Außenluftfiltration sorgt zusätzlich ein Filter im Lufteinlasskanal für Keimfreiheit. Die einströmende Außenluft muss den feinporigen Filter passieren, wodurch Keime und schwebende Partikel zurückgehalten werden. Weiterhin findet sich entweder an der Nasenapplikatorspitze ein Ventil oder weiter unten im Nasenapplikator eine silberhaltige Spiralfeder. Beim APF-System (wie Tetrilin® Dosierspray) besteht der Filter aus einer Teflonmembran mit einer maximalen Porenweite von 0,2 µm. An der Nasenapplikatorspitze befindet sich das genannte Ventil. Beim sogenannten 3K-System (3-Keimbarrieren) besteht der ringförmige Filter aus porösem Polyethylen, in welches zusätzlich Aktivkohle als Adsorbens und metallisches Silber eingearbeitet sind (wie Otriven® gegen Schnupfen). Im Nasenapplikator des 3K-Systems ist der erwähnte silberhaltige Draht integriert.
Es gibt auch Dosiersprühfläschchen, die ohne Ansaugen von Außenluft auskommen und stattdessen mit einem speziellen Verschlussmechanismus im Nasenapplikator arbeiten. Dabei handelt es sich um das COMOD-System (Continuous Monodose System) mit einer Airless-Dosiersprühpumpe (wie Xylo-COMOD® Nasenspray). Durch die spezielle Luftführung bei der Betätigung der Dosierpumpe kommt die darin enthaltene Lösung zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit der Umgebungsluft. Dafür sorgen die spezielle Pumpe und der mit einem flexiblen Innenbeutel ausgestattete Spezialbehälter. Der Druckausgleich nach der Entnahme von Lösung erfolgt nicht durch das Einströmen von Luft ins Innere des flexiblen Innenbeutels, sondern das Luftvolumen wird in den Spalt zwischen der Behälterwand und dem Innenbeutel geleitet. Dadurch faltet sich der Beutel durch den, mit vermehrter Inhaltentnahme steigenden Unterdruck nach und nach zusammen. So kann der Zusatz von Konservierungsmitteln zu Lösungen in Mehrdosisbehältnissen entfallen. /