Bei der Beratung an die Umwelt denken |
Juliane Brüggen |
27.02.2025 16:00 Uhr |
Eine der wirksamsten Strategien, Arzneimittel aus der Umwelt fernzuhalten, ist laut UBA die Prävention vermeidbarer Erkrankungen, etwa durch Beratung zu Lebensstil oder Rauchstopp, sowie das Ausschöpfen nicht medikamentöser Optionen. Auch die Medikationsanalyse, die mittlerweile eine pharmazeutische Dienstleistung ist, könne dazu beitragen, unnötige Medikamente zu identifizieren und die richtige Anwendung zu fördern. PTA und Apotheker könnten zudem im OTC-Bereich bevorzugt umweltfreundliche Präparate empfehlen – sofern diese als Therapieoption geeignet sind –, etwa ein pflanzliches anstatt ein Analgetika-haltiges Schmerzgel.
Als Informationsquelle nennt das Umweltbundesamt unter anderem eine schwedische Datenbank (Janusinfo, Englisch), die viele Arzneistoffe hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen einstuft. Eine deutsche Datenbank dieser Art gibt es noch nicht. Auch die Fachinformationen enthalten unter Abschnitt 5.3 (Präklinische Daten zur Sicherheit) und 6.6 (Entsorgung) Hinweise auf eine potenzielle Umweltschädlichkeit. Die Toxizität bestimmter Wirkstoffe auf Wasserorganismen stellt das UBA in Tabellenform zur Verfügung.
Nicht nur der Arzneistoff, auch die Darreichungsform spielt eine Rolle. Grundsätzlich haben parenterale Arzneiformen (Infusionen, Injektionen und Suppositorien) die beste Umweltbilanz, wie eine Grafik des UBA zeigt. Der Grund: Die Arzneistoffe sind niedriger dosiert und werden teils schon im Körper metabolisiert. Letzteres gilt auch für orale Arzneimittel wie Tabletten, Lutschpastillen oder Saft, wobei hier zusätzlich das Ausmaß der Resorption, zum Beispiel aus dem Magen-Darm-Trakt, zu beachten ist. Nachteilig ist außerdem, dass Restmengen flüssiger Arzneimittel häufig falsch (in Abfluss oder Toilette) entsorgt werden. Sowohl bei oralen als auch bei lokal anzuwendenden Zubereitungen ist oft eine höhere Dosierung als parenteral notwendig, was das UBA ebenfalls als Minuspunkt wertet. Dosieraerosole enthalten wiederum klimaschädliche Treibgase, Pulverinhalatoren schneiden diesbezüglich besser ab.
Halbfeste Zubereitungen wie Salben oder Cremes haben den Nachteil, dass die enthaltenen Wirkstoffe teils in größeren Mengen unverändert in die Umwelt gelangen. Diclofenac wird beispielsweise vor allem über die Anwendung von Gelen in Gewässer eingetragen und weniger über Pflaster und Tabletten. Hilfreich ist der Hinweis, nach dem Auftragen des Gels die Hände zunächst mit einem Papiertuch abzuwischen, dieses im Restmüll zu entsorgen und erst dann die Hände zu waschen. Das verringert den Umwelteintrag deutlich.
Stichwort Entsorgung: Immerhin etwa 10 Prozent der in die Umwelt eingetragenen Arzneistoffe gehen auf die nicht fachgerechte Entsorgung zurück. Daher ist es wichtig, Patienten darüber aufzuklären, wie es richtig geht. Eine Regel ist universal: Arzneimittel gehören niemals in den Abfluss oder die Toilette. Die weiteren Vorgaben sind regional unterschiedlich, bei der Recherche hilft das Portal arzneimittelentsorgung.de. Oft ist die Entsorgung über den Restmüll möglich, da dieser in der Regel verbrannt wird. Es gibt allerdings Ausnahmen, zum Beispiel Dosieraerosole oder Zytostatika. An vielen Orten gibt es außerdem spezielle Entsorgungsstellen wie Schadstoffmobile und Recyclinghöfe.