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Migrationshintergrund

Bei Diabetes Kultursensibel beraten

In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 600.000 Diabetiker mit Migrationshintergrund. Bei ihnen können kulturelle Besonderheiten und sprachliche Barrieren die Behandlung der Stoffwechselerkrankung erschweren. Wie funktioniert eine kultursensible Beratung? Das erläuterte Professor Dr. Werner Kern bei einer Presseveranstaltung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Verena Schmidt
16.12.2021  09:00 Uhr
Bei Diabetes Kultursensibel beraten

Studien zeigen, dass sich bei Menschen mit Migrationshintergrund je nach Herkunftsregion häufiger und früher ein Typ-2-Diabetes entwickelt als bei der restlichen Bevölkerung. »Türkischstämmige Menschen haben beispielsweise eine um 50 Prozent höhere Diabetes-Inzidenz als die deutschstämmige Bevölkerung«, verdeutlichte Kern, der Ärztlicher Leiter des Endokrinologikums in Ulm ist.

Häufig seien Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund nicht adäquat versorgt. Aus Angst, durch Krankschreibungen oder andere medizinische Maßnahmen den Arbeitsplatz zu verlieren, würden Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen von den Betroffenen oft nicht wahrgenommen, so Kern. Diabetes, aber auch Adipositas, Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte blieben daher oft lange Zeit unentdeckt und unbehandelt.

Um diese Patientengruppen gut zu betreuen, müsse man bei der Diagnose, Therapie, Beratung und Schulung auf sprachliche und kulturelle Unterschiede eingehen, sagte Kern. »So wird in manchen Kulturen eine Krankheit als Schicksal, Sühne oder Prüfung Gottes gesehen, die geduldig ertragen werden muss. Die Patienten haben Skrupel zu verändern, was Gott ihnen gegeben hat«, so der Mediziner. Religiöse Einflüsse spielten oft eine große Rolle – der muslimische Fastenmonat Ramadan etwa könne für die Therapie eine echte Herausforderung darstellen – laut Kern vor allem dann, wenn Insulin und orale Antidiabetika verwendet werden, die ein hohes Risiko für Unterzuckerungen bergen.

Nach den islamischen Regeln müssen chronisch Kranke im Ramadan nicht fasten. Für viele Diabetes-Patienten ist die Teilnahme laut Kern aus religiösen und/oder familiären Gründen jedoch sehr wichtig. Unerlässlich sei hier, schon vorab abzuklären, ob der Patient fasten will. Dann müsse die Therapie dementsprechend angepasst werden, so der Internist. Auch über die Ernährung beim Fastenbrechen sollte man sprechen und nach der Fastenzeit nicht versäumen, die Therapie erneut anzupassen.

In vielen Kulturen hat gemeinsames Essen und Trinken generell eine große soziale und emotionale Bedeutung. Mitunter gebe es häufig kohlenhydratlastige Speisen, die hierzulande weniger bekannt seien. Beliebte türkische Gerichte sind beispielsweise Pide, Brotfladen, die wie kleine Schiffe geformt und dann befüllt werden, Börek, eine Art Auflauf oder Strudel aus Yufka-Teig, sowie das Blätterteig-Dessert Baklava. Eine adäquate Ernährungsberatung sei kaum möglich, wenn man diese Gerichte nicht kenne, so Kern.

Sportliche Aktivität ist dagegen oft wenig kulturell verhaftet. Dazu kommt ein oftmals abweichendes Schönheitsverständnis. »Übergewicht gilt in vielen Kulturen als Zeichen von Wohlstand, Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit. Schlanksein ist manchmal nicht erwünscht, die übergewichtige Frau entspricht eher dem Schönheitsideal«, erklärte Kern.

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