Bei Erkältung in die Wanne |
Wenn eine Erkältung im Anflug ist wirkt ein warmes Wannenbad mit ätherischen Ölen lindernd. / Foto: Adobe Stock/ronstik
Die Nase ist verstopft oder läuft, der Husten zeigt sich als trockener Reizhusten oder mit zähflüssigem Schleim, oft fühlen sich Betroffene auch richtig durchgefroren. Ein Erkältungsbad kann dann die klassische Therapie ideal ergänzen. Die Wirkung von Erkältungsbädern kommt im Wesentlichen durch die einzelnen oder in Kombination enthaltenen ätherischen Öle zustande. Ätherische Öle werden aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften schnell in den Körper aufgenommen. Bei einem Erkältungsbad ist diese Wirkung besonders intensiv. Zum einen gelangen die ätherischen Öle durch die Inhalation direkt über die Atemwege in das Bronchialsystem, zum anderen werden sie über die Haut aufgenommen und über das Blut zu Lunge und Bronchien transportiert.
Daneben nutzen Erkältungsbäder einen weiteren Effekt, der oft unterschätzt wird: Ätherische Öle sind bei Raumtemperatur flüchtig und entfalten charakteristische Gerüche. Sie erinnern in der Regel an die Pflanze, aus der sie gewonnen wurden. Bei vielen Menschen sind diese Gerüche mit positiven Gefühlen und Erinnerungen verknüpft. Eine Tatsache, die zu Wohlbefinden und Entspannung während eines Erkältungsbads beiträgt.
Ätherische Öle sind komplexe Gemische aus bis zu 500 Einzelkomponenten, die ganz unterschiedliche Wirkungen aufweisen können. Für die Behandlung von Erkältungskrankheiten, die mit zähflüssigem Schleim einhergehen, haben sich vor allem die ätherischen Öle von Eukalyptus, Fichtennadeln oder Thymian bewährt. In ausreichender Konzentration aufgenommen, wirken sie sekretolytisch und sekretomotorisch, indem sie die serösen Drüsenzellen in der Bronchialschleimhaut anregen, mehr dünnflüssigen Schleim zu bilden. Das Sekret wird flüssiger und kann leichter abgehustet werden. Zudem wird durch das steigende Sekretvolumen der Abhustreflex ausgelöst und die Selbstreinigung der Lunge unterstützt.
Die ätherischen Öle von Eukalyptus, Latschenkiefer und Thymian entkrampfen zudem die Bronchien und unterstützen den Sekretabfluss aus den Nasennebenhöhlen. Das wird auch subjektiv, durch das Gefühl freier atmen zu können, spürbar. Bei einer stark verstopften Nase wird häufig der Einsatz von Einzelkomponenten wie Menthol und Cineol aus Pfefferminz- beziehungsweise Eukalyptusöl als besonders angenehm empfunden. Sie haben eine kühlende und schleimösende Wirkung, wodurch das Atmen durch die Nase erleichtert wird.
Darüber hinaus sind etliche weitere Eigenschaften der ätherischen Öle bekannt. So haben Thymian-, Fichtennadel- und Pfefferminzöl entzündungshemmende Eigenschaften. Pfefferminz- und Eukalyptusöl wirken antimikrobiell. Pfefferminzöl wird zudem als antiviral beschrieben. Latschenkiefern- und Fichtennadelöl wirken durchblutungsfördernd und können dadurch leichte Muskelschmerzen lindern. Campher wird in Erkältungsbädern vor allem wegen seiner durchblutungsfördernden und erwärmenden Eigenschaften eingesetzt, hat aber auch eine schleimlösende Wirkung.
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In der Erkältungszeit wirken Badezusätze mit ätherischen Ölen wohltuend und lindernd. Für Kinder ab zwei Jahren sind ausschließlich kindgerechte Fertigzubereitungen mit niedriger Dosierung geeignet.
Neben etlichen positiven Eigenschaften gibt es für ätherische Öle einige Anwendungshinweise, die beachtet werden sollten. So ist bei Babys und Kleinkindern bei der Verwendung von ätherischen Ölen grundsätzlich Vorsicht angesagt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist daraufhin, dass bei Kindern unter drei Jahren bereits kleinste Mengen von Campher, Eukalyptus-, Thymian- und Pfefferminzöl (Menthol) ausreichen, um einen lebensbedrohlichen Stimmritzenkrampf auszulösen und zum Atemstillstand zu führen. Weitere unerwünschte Wirkungen können Haut- und Schleimhautreizungen, Erbrechen, Bewegungsstörungen oder sogar Krampfanfälle sein. Für Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren sind die meisten Erkältungsbäder somit tabu.
Eine Ausnahme bilden Zubereitungen, die für ihr Alter zugelassen sind (zum Beispiel Eucabal® Kinderbad mit Thymian, Penaten Baby Erkältungsbad, Babix®-Baby-Thymianbad). Eltern und anderen engen Bezugspersonen wird empfohlen, ätherische Öle nicht am eigenen Körper oder der Kleidung aufzutragen, wenn sie mit kleinen Kindern in Kontakt kommen. Unsicherheit besteht mitunter bei stillenden Müttern, die auf ein Erkältungsbad nicht verzichten möchten. Sie können auf Nummer sicher gehen, indem sie Zubereitungen für Babys verwenden.
Darüber hinaus bestehen Kontraindikationen, die unabhängig vom Alter sind. So sind Erkältungsbäder bei Asthma bronchiale, Keuchhusten, akuter Lungenentzündung, Pseudokrupp und anderen Atemwegserkrankungen, die mit einer starken Überempfindlichkeit der Atemwege einhergehen, kontraindiziert. Die Wirkstoffe können beim Einatmen zu einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen. Bei offenen Wunden, nach Verbrennungen oder bei vorgeschädigter Haut sollte ebenfalls von einem Bad mit ätherischen Ölen abgesehen werden. Bei empfindlicher Haut wird dazu geraten, vor dem großflächigen Hautkontakt eine Kontaktprobe an einer kleinen Stelle am Arm durchzuführen. Pflanzenallergiker sollten bedenken, dass bei der Verwendung des ätherischen Öls der allergieauslösenden Pflanze ebenfalls eine Reaktion möglich ist.
Neben den ätherischen Ölen wirkt ein Erkältungsbad mit weiteren Komponenten auf den Organismus ein, die helfen können, eine Erkältung erfolgreich abzuwehren. So wärmt das Bad den gesamten Körper und trägt zur Muskelentspannung bei. Es regt die Durchblutung der Schleimhäute an, sodass die Virenabwehr besser in Schwung kommt. Noch besser ist die Erholung, wenn sich der Patient danach noch ein bis zwei Studen – Ruhe gönnt – am besten wohlig warm eingepackt in eine Decke. Um die positiven Effekte eines Erkältungsbads voll auszuschöpfen, sollte die Anwendung immer vor dem Höhepunkt des Infekts erfolgen. Ein idealer Zeitpunkt ist, wenn erste Symptome wie Frösteln, kalte Füße, ein Kratzen im Hals oder Kribbeln in der Nase auftreten. Ist die Entzündung der oberen Atemwege bereits fortgeschritten oder tritt Fieber auf, wird der Organismus durch das Erkältungsbad zu stark belastet.
Die ideale Wassertemperatur liegt bei einem Erkältungsbad bei 32 bis 38 °C. Die Badezeit sollte auf maximal 20 Minuten begrenzt werden. Drei bis vier Erkältungsbäder pro Woche sind für Gesunde kein Problem. Dennoch stellt ein Vollbad eine Belastung für den Organismus dar, die besonders das Herz-Kreislauf-System betrifft. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thrombosen sollten deshalb Ihren Arzt fragen, ob ein Vollbad für sie geeignet ist. Die Weitstellung der Blutgefäße durch das warme Wasser kann auch bei ansonsten gesunden Menschen zu Schwindel führen. Hier lässt sich mit einer niedrigeren Wassertemperatur und einer kürzeren Badezeit gegensteuern.
Oft wird zudem ein Dreiviertelbad besser vertragen als ein Vollbad. Hierbei ragen Knie, Schultern und Arme aus dem Wasser, was für Abkühlung sorgt. Dennoch wird zur Sicherheit empfohlen, dass Personen, die in der Vergangenheit Kreislaufprobleme hatten, und ältere Menschen nur baden gehen sollten, wenn eine weitere Person anwesend ist, die im Bedarfsfall unterstützen kann. Auch schwangeren Frauen ist zur Vorsicht geraten, da in der Schwangerschaft ist der Kreislauf zusätzlich belastet ist und ein heißes Bad mitunter weniger gut vertragen wird. Gegen Ende der Schwangerschaft muss zudem damit gerechnet werden, dass das warme Wasser die Wehen anregen kann.