Bei starker Blutung die Gebärmutterschleimhaut veröden |
Starke Regelblutungen sind kein nicht zu beeinflussendes Schicksal – zumindest, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. / Foto: Adobe Stock/leszekglasner
Eine Blutung gilt als stark, wenn Frauen mehr als fünf Tampons oder Vorlagen pro Tag benötigen. Die Ursache dafür kann in der Gebärmutter liegen. Größere Polypen, Myome oder Krebserkrankungen sowie ihre Vorstufen können starke Blutungen verursachen und sollten ausgeschlossen werden. Wesentlich häufiger findet sich der Auslöser jedoch im Hormonsystem der betroffenen Frauen. Vor allem zu Beginn und gegen Ende der reproduktiven Phase sind Blutungsstörungen mit starken oder verlängerten Blutungen nicht ungewöhnlich. Sie werden durch eine Östrogendominanz verursacht, die bei jungen Mädchen auf die noch nicht vollständig ausgereifte Hormonachse, bei Frauen in den Wechseljahren auf die nachlassende Eierstockfunktion zurückgeführt werden kann. Für die Behandlung haben sich orale Kontrazeptiva bewährt. Bestehen Kontraindikationen oder der Wunsch nach einer Langzeitkontrazeption, kann eine Hormonspirale (Levonorgestrel-Intrauterinsystem) eingesetzt werden. Diese wirkt oft noch effektiver als orale Kontrazeptiva und kann die Blutungsstärke um bis zu 90 Prozent reduzieren.
Bleibt die hormonelle Therapie erfolglos oder lässt sich nicht durchführen, kann eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden. Anders als früher steht dabei jedoch nicht mehr die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie), sondern die Verödung beziehungsweise das Abtragen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumablation) im Fokus. Ihr Ziel ist es, den monatlichen Auf- und Abbau der Schleimhaut möglichst ganz zu unterbinden. Das gelingt bei etwa 30 bis 40 Prozent der Frauen. Sie sind nach dem Eingriff dauerhaft blutungsfrei. Bei den restlichen Frauen bleibt die Schleimhaut eingeschränkt funktionsfähig. Sie haben weiterhin Periodenblutungen, diese sind aber in der Regel nur noch sehr schwach. Bei etwa 5 Prozent der Frauen versagt die Therapie vollständig, die Blutungsstärke ändert sich nicht.
Die wichtigste Voraussetzung für eine Endometriumablation ist eine abgeschlossene Familienplanung, denn der Eingriff ist irreversibel. Im Umkehrschluss stellt die Schleimhautverödung aber keine zuverlässige Verhütungsmethode dar. Schwangerschaften sind zwar selten, aber theoretisch möglich und gehen mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko bei den Kindern einher.
Die Edometriumablation wird hysteroskopisch durchgeführt, also mittels einer Gebärmutterspiegelung. Beim klassischen Vorgehen arbeiten Mediziner mit einem sogenannten Resektoskop. Dieses ermöglicht das Abtragen und Veröden der Gebärmutterschleimhaut mit verschiedenen Instrumenten unter permanenter Sichtkontrolle.
Begonnen wird mit dem oberen Anteil der Gebärmutterhöhle sowie den Ecken mit den Abgängen der Eileiter. Sie werden mit einer sogenannten Rollerballelektrode verödet, deren kugelförmiger Aufsatz durch Strom erhitzt wird. Die innere Auskleidung der Gebärmutterhöhle trägt der Arzt zunächst mit einer durch Strom erhitzten Drahtschleife (Resektionsschlinge) ab und verödet sie anschließend mit der Rollerballelektrode, um auch die tiefen Schleimhautschichten zu zerstören. Sollten während der Operation noch Myome oder Polypen gefunden werden, können diese aufgrund der Sichtkontrolle ebenfalls mit entfernt werden. Der gesamte Eingriff dauert etwa 15 bis 30 Minuten.
Neben dem klassischen Vorgehen existieren neuere Verfahren, die mit anderen Techniken arbeiten. In Deutschland werden derzeit vor allem die sogenannte Uterusballontherapie (Thermachoice®) und die Goldnetz-Methode angeboten (NovaSure®). Bei der Uterusballontherapie wird ein zusammengefalteter Kunststoffballon in die Gebärmutterhöhle eingeführt und mit Flüssigkeit aufgeblasen. Anschließend wird die Flüssigkeit erhitzt und einige Minuten in der Gebärmutter belassen, sodass die Gebärmutterschleimhaut verkocht wird. Die Ergebnisse sind ähnlich wie bei der Endometriumablation, allerdings ist zu beachten, dass sie nicht durchgeführt werden kann, wenn Septen in der Gebärmutterhöhle vorhanden sind.
Bei der Goldnetz-Methode wird ein sehr dünnes, vergoldetes Netz in die Gebärmutter eingebracht und dort entfaltet. Über ein Vakuum wird die Schleimhaut an das Netz herangezogen, sodass es sich an die Wände der Gebärmutter anlegt. Während der Ablation leitet der Arzt für etwa 90 Sekunden Hochfrequenzstrom durch das Netz, anschließend wird es wieder aus der Gebärmutter entfernt. Der gesamte Eingriff dauert etwa 20 Minuten.
Ein Nachteil neuerer Verfahren ist, dass sie keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen sind. Einige OP-Zentren und Krankenhäuser haben zwar vertragliche Vereinbarungen, die eine Erstattung durch die Krankenkasse ermöglichen, aber nicht alle und auch nicht mit allen Kassen. Hier empfiehlt es sich, vorab Informationen über die Kosten einzuholen.
Unabhängig vom verwendeten Verfahren gilt die Endometriumablation als deutlich schonendere Alternative zur Hysterektomie. Sie ermöglicht den Erhalt des Organs und schützt den Beckenboden. Der Eingriff erfolgt zwar unter Vollnarkose, kann aber ambulant oder im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts von maximal drei Tagen durchgeführt werden. Die Wundschmerzen nach dem Eingriff gelten als sehr gering und werden mit menstruationsartigen Beschwerden verglichen. Die meisten Frauen können bereits nach zwei bis drei Tagen wieder allen normalen körperlichen Aktivitäten nachgehen. Eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ist spätestens nach einer Woche möglich. Ein bräunlicher Ausfluss kann für etwa zwei bis drei Wochen bestehen bleiben. Während dieser Zeit sollte die Frau auf Wannenbäder, Schwimmbad- und Saunabesuche, Tampons und Geschlechtsverkehr verzichten.
Auch die Erfolgsrate der Endometriumablation gilt als sehr gut. Mehrjährige Nachbeobachtungen konnten zeigen, dass bei 70 bis 80 Prozent der klassisch behandelten Frauen die Blutungsstärke erfolgreich und dauerhaft reduziert werden konnte. Das Risiko, dass Schleimhaut nachwächst und erneute Blutungsstörungen auftreten, liegt bei etwa 20 bis 30 Prozent. Die neueren Verfahren erreichen noch bessere Werte. Hier liegt die Erfolgsquote bei über 90 Prozent. Zudem gilt der Eingriff als komplikationsarm. Eine Durchbohrung der Gebärmutterwand oder Verletzung der Nachbarorgane ist sehr selten. In Einzelfällen können Verklebungen an den Gebärmutterwänden verbleiben, in denen sich noch Schleimhautinseln befinden. Da diese nicht mit der Periode abbluten können, entsteht ein Blutstau, der sich in ziehenden Unterleibsschmerzen äußert. Eine erneute Endometriumablation ist möglich, alternativ kann eine Hysterektomie durchgeführt werden.
Während der fruchtbaren Jahre einer Frau bereitet sich die Gebärmutterschleimhaut jeden Monat auf die Einnistung einer Eizelle vor. Sie baut sich auf und bei Ausbleiben einer Schwangerschaft wieder ab. Gesteuert wird der Auf- und Abbau im Wesentlichen durch die Geschlechtshormone Estrogen und Progesteron. Estrogen wird in der ersten Zyklushälfte von den wachsenden Follikeln im Eierstock gebildet und bewirkt den Aufbau der Schleimhaut. Nach dem Eisprung wandelt sich der Leitfollikel in den Gelkörper um, der vor allem Progesteron sowie geringe Mengen Estrogen produziert. Beide bewirken, dass sich die Schleimhaut weiter verdickt. Tritt keine Schwangerschaft ein, geht der Gelbkörper nach zehn bis zwölf Tagen zugrunde, die Progesteron- und Estrogenspiegel fallen stark ab, die Schleimhaut wird weniger durchblutet und schließlich abgestoßen. Bleibt der Eisprung aus, fehlt der natürliche »Stopp« durch den Zerfall des Gelbkörpers. Gleichzeitig wird die Schleimhaut unter Östrogeneinfluss stark aufgebaut. Der Zyklus verlängert sich nun meist und endet mit einer sehr starken Blutung.