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Vitiligo

Belastender Pigmentverlust

Das Model Winni Harlow ist mit ihren weißen Flecken bekannt geworden. Doch nicht jeder ist so selbstbewusst. Viele Betroffene leiden sehr unter der Vitiligo und versuchen, die pigmentfreien Stellen im Gesicht und am Körper zu verbergen.
Carina Steyer
03.08.2021  16:00 Uhr

Vitiligo ist die häufigste Depigmentierungsstörung weltweit. Etwa 0,5 bis 1 Prozent der Weltbevölkerung sind betroffen, unabhängig von Geschlecht, Hauttyp oder ethnischer Herkunft. Die Krankheit beginnt meist zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr, kann aber auch in hohem Alter noch auftreten. Als typisches Kennzeichen gelten die asymptomatischen, scharf begrenzten weißen Flecken. Sie entstehen, weil funktionierende Melanozyten in der Epidermis und den Haarfollikeln verloren gehen.

Mediziner unterteilen die Vitiligo in zwei große Gruppen, die sich in ihrem Verlauf und den betroffenen Bereichen unterscheiden. Die nicht-segmentale Vitiligo beginnt an Körperstellen, die verstärkt mechanischer Belastung oder UV-Strahlung ausgesetzt sind. Das sind häufig die Finger, Ober- und Unterlieder oder der Bereich um den Mund herum, manchmal auch die Streckseiten der Extremitäten oder die Achselhöhlen. Anfangs sind die entfärbten Stellen klein und einseitig, später betreffen sie beide Körperseiten und sind oft symmetrisch angeordnet. Eine nicht-segmentale Vitiligo ist zwar meist langsam, aber fortschreitend. Es können neue depigmentierte Stellen auftreten, bereits bestehende sich ausdehnen oder zusammenfließen. Bei einigen Betroffenen kann sich die Haut vollständig entfärben. Liegen Haare in den betroffenen Bereichen, verlieren auch sie oft ihre Farbe.

Die wesentlich seltenere segmentale Form kommt nur bei etwa 10 Prozent der Betroffenen vor. Sie zeigt sich oft im Gesicht und führt im Gegensatz zur nicht-segmentalen Form nur selten zu einer Entfärbung der Haare oder Ausbreitung auf den gesamten Köper. Auch fortschreitend ist sie in den meisten Fällen nicht. Oft kommt sie nach einigen Jahren von alleine zum Stillstand.

Ursache unbekannt

Was genau den Verlust funktionierender Melanozyten in betroffenen Hautbereichen verursacht, ist unklar. Mediziner vermuten, dass mehrere Faktoren zur Entstehung der Erkrankung beitragen. So scheinen die Melanozyten bei Menschen mit Vitiligo nur unzureichend auf oxidativen Stress reagieren zu können. Bei Betroffenen konnten vermehrt reaktive Sauerstoffspezies und eine erniedrigte Aktivität antioxidativer Enzyme in der Epidermis nachgewiesen werden. Auch Autoimmunerkrankungen gelten als mögliche Trigger und werden besonders bei der nicht-segmentalen Form vermutet. Im Zusammenhang mit der segmentalen Form werden neurologische Faktoren diskutiert. So halten Mediziner es für möglich, dass Nervenendigungen Substanzen ausschütten, die Melanozyten zerstören. Relativ neu ist die Hypothese der Checkpoint-Inhibitor-induzierten Hypopigmentierung. Sie wird dadurch gestützt, dass bei einem Teil der Melanom-Patienten, die neue Antikörpertherapien erhalten, Vitiligo-ähnliche Hautstellen auftreten. Zudem gibt es eine genetische Komponente. Etwa 25 Prozent der Menschen mit Vitiligo haben Verwandte mit der gleichen Symptomatik. Für Geschwister besteht ein sechsprozentiges, für Zwillinge ein 23-prozentiges Erkrankungsrisiko.

Behandlung schwierig

Vitiligo ist nicht schmerzhaft, wird von vielen Betroffenen aber als psychisch äußerst belastend und stigmatisierend empfunden. Experten raten deshalb bei großem Leidensdruck oft zu einer begleitenden Psychotherapie. Von dermatologischer Seite ist die Behandlung schwierig. Es gibt bisher keine Therapie, die zur Heilung führt. Auch der Therapieerfolg ist bei vielen Betroffenen begrenzt. Wichtig zu wissen ist aber, dass eine Therapie nicht zwingend notwendig ist. Solange kein Leidensdruck besteht, kann die Vitiligo als normale Variante der Haut betrachtet werden.

Soll die Vitiligo behandelt werden, richtet sich die Therapie nach dem Ausmaß der betroffenen Bereiche. Die S1-Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Vitiligo« empfiehlt, bei einem Befall von weniger als 3 Prozent der Körperoberfläche topische Corticosteroide als Mittel der Wahl. Die Anwendung erfolgt einmal täglich über einen Zeitraum von drei oder sechs Monaten. Beim längeren Schema folgt nach einer 15-tägigen Behandlungszeit eine Pause über 14 Tage. Bei dunklen Hauttypen, frischen Läsionen und im Bereich von Gesicht und Hals sei die Therapie besonders wirksam, im Gesicht aufgrund der Nebenwirkungen allerdings problematisch, schreiben die Experten. Als Alternative stehen topische Calcineurin-Inhibitoren zur Verfügung, allerdings nur im Off Label Use. Sie werden zweimal täglich für sechs bis zwölf Monate aufgetragen. Funktioniert die Repigmentierung, so reduziert eine zweimal wöchentliche Anwendung das Rezidivrisiko.

Mit UV-B-Strahlung

Zu den wichtigsten Therapiemöglichkeiten bei fortgeschrittener Vitiligo zählt die Bestrahlung mit Schmalband-UV-B-Licht. Sie wirkt sich positiv auf Wachstum und Reifung der Melanozyten aus und hat eine immunsuppressive Wirkung. Die Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Vitiligo« empfiehlt die Ganzkörper-Behandlung, wenn eine topische Therapie aufgrund der Ausdehnung der weißen Bereiche nicht mehr praktikabel erscheint sowie bei fortschreitender Vitiligo, um die Krankheitsaktivität zu stoppen. Bestrahlt wird zwei- bis dreimal pro Woche für zwölf bis 24 Monate. Tritt keine Repigmentierung ein, sollte die Bestrahlung nach spätestens sechs Monaten beendet werden. Eine Kombination mit topischen Glucocorticoiden oder Calcineurin-Inhibitoren ist möglich, eine Verbesserung im Vergleich zur reinen Bestrahlung konnte bisher aber nur für das Gesicht und den Halsbereich nachgewiesen werden.

Schreitet die Vitiligo schnell fort, kann eine Kombination mit systemischen Glucocorticoiden erwogen werden.

Wie erfolgreich die Behandlung sein wird, lässt sich nicht voraussagen. Grundsätzlich gilt, dass Stellen im Kopf- und Halsbereich gut erreichbar sind. Auch der Körperstamm, Arme und Beine können therapiert werden. Hände und Füße hingegen sprechen auf sämtliche Therapien kaum bis gar nicht an. Über die Nachhaltigkeit einer erzielten Repigmentierung, lässt sich ebenfalls kaum eine Prognose abgeben. Die Daten sind spärlich, bewegen sich aber um die 50 Prozent. Etwas besser scheint die Erfolgsrate bei der gezielten Bestrahlung kleinerer Areale mit dem Excimer-Laser beziehungsweise der Excimer-Lampe zu sein. Im Gesicht und bei dunklen Hauttypen beginnt die Repigmentierung oft schon nach vier Behandlungen. Die Repigmentierungsrate im Gesicht und am Stamm liegt bei bis zu 90 Prozent.

Alternative finden

Endgültige Maßnahmen wie die chirurgische Therapie, bei der pigmentiertes Gewebe oder Zellen transplantiert werden, oder auch eine chemische Depigmentierung kommen nur bei wenigen Betroffenen in Betracht. Die Voraussetzungen für beide Behandlungsoptionen sind sehr eng. So kann eine Transplantation nur vorgenommen werden, wenn die Vitiligo über sechs bis 24 Monate stabil ist und nur kleine Bereiche betroffen sind. Bei der chemischen Depigmentierung werden verbliebene Melanozyten irreversibel zerstört. Sie kommt erst nach Ausschöpfung aller therapeutischen Maßnahmen, großflächiger Vitiligo und extrem hohem Leidensdruck in Frage.

Für einige der Betroffenen kann es somit notwendig werden, alternative Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Das Abdecken der betroffenen Bereiche mit Camouflage-Produkten ist eine Option, die zwar nicht dauerhaft ist, aber die Lebensqualität deutlich verbessern kann. Sie sind wasserfest, nach dem Setting mit einem Fixierpuder durchaus einen Tag haltbar und weitestgehend abriebfest. Wichtig ist, das Make-up am Abend zu entfernen und dabei möglichst schonend vorzugehen. Verletzungen der Haut sollten vermieden werden, um ein Fortschreiten der Vitiligo zu vermeiden. Eine längerfristige Option können Selbstbräuner oder haltbares Camouflage (zum Beispiel Microskin™) sein. Von Permanent Make-up raten Experten eher ab, da durch den unvorhersehbaren Verlauf ein dauerhaft zufriedenstellendes Ergebnis nicht garantiert werden kann.

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