Beraten ohne Tabu |
Juliane Brüggen |
08.05.2023 14:00 Uhr |
»Es ist wichtig, schon im Vorfeld Missverständnisse der Kommunikation zu vermeiden«, betonte Esser. Sind die beschriebenen Symptome nicht eindeutig, zum Beispiel bei einer vermuteten Vaginalmykose, helfe nur Nachfragen: »Beschreiben Sie mir das bitte etwas genauer. Tritt das Jucken im Scheidenbereich oder am After auf?« Auch die Anwendung müsse klar kommuniziert werden: »Führen Sie jeden Abend eine dieser Vaginaltabletten in die Scheide ein.« Bei Hämorrhoidalleiden dürfe der Hinweis nicht fehlen, das Zäpfchen nur so tief einzuführen, dass das Ende noch mit dem Finger zu ertasten ist, weil es lokal wirken soll. Esser: »Wenn der Kunde etwas falsch anwendet, liegt das an uns. Wir haben es im Vorfeld nicht richtig erklärt.«
Anstatt zu fragen: »Wissen Sie, wie Sie das Arzneimittel anwenden sollen?«, empfahl die Apothekerin, Dosierung oder Anwendung kurz anzusagen. Bei der Abgabe von Sildenafil zur Therapie einer erektilen Dysfunktion könnte das wie folgt lauten: »Nehmen Sie bitte etwa 60 Minuten vor dem gewünschten Geschlechtsverkehr eine Tablette ein.« Ein weiterer wichtiger Hinweis ist in diesem Fall, dass ein voller Magen den Wirkungseintritt von Sildenafil verzögern kann.
Geht es um Inkontinenz, müssen Hemmschwellen reduziert werden. Esser gab den Tipp, einen Kunden, der sich beim Inkontinenzregal umschaut, anzusprechen: »Ich sehe, Sie interessieren sich für unsere Inkontinenzprodukte. Wie kann ich Sie unterstützen?«. Auch ein gut sichtbares Plakat könne Hemmungen abbauen: »Inkontinent? Sprechen sie uns an! Wir beraten Sie gerne und diskret in unserem Beratungsraum.«
Zusammenfassend hatte die Apothekerin fünf Tipps für die Beratung zu vermeintlichen Tabuthemen: