Besser Pistazien pur statt Dubai-Schokolade |
Grünes Gold: Pistazien sind recht teuer und gelten auch heute noch als luxuriöse Zutat. / © Getty Images/Aniko Hobel
Die Pistazie ist aktuell buchstäblich in aller Munde: Der Hype um die mit Pistaziencreme und Kataifi-Teigfäden (Engelshaar) gefüllte Dubai-Schokolade wurde in den vergangenen Wochen durch Social Media und entsprechendes Marketing angeheizt. Die Zutaten sind allerdings oft nicht so hochwertig und exotisch, wie es scheint. Die Qualität der enthaltenen Pistaziencreme lässt Untersuchungen zufolge meist zu wünschen übrig (niedriger Pistaziengehalt); es dominieren vor allem Zucker, Farb- und Aromastoffe. Viele Dubai-Schokoladen sind übermäßig süß, wodurch die feinen Aromen des Kakaos verloren gehen. Der astronomisch hohe Preis resultiert eher aus dem Drumherum wie geschicktes Marketing und einer edlen Verpackung mit Goldverzierung als aus der Qualität. Laut der »Trendstudie 2025« soll der Hype um die Dubai-Schokolade, der Ende 2024 wohl seinen Höhepunkt erreicht hat, bald abflauen.
Die Pistazie galt allerdings schon seit jeher als wertvoll und luxuriös: Archäologen fanden Hinweise, dass sie im Nahen Osten schon vor 9000 Jahren gegessen wurde. Im alten Persien war sie ein Symbol für Reichtum und Glück und wurde als »grüne Mandel« verehrt. Pistazien waren ein Luxusgut, das an den Tafeln von Königen serviert wurde. Sie galten im Orient als Aphrodisiakum. Angeblich mischte man sie mit Honig für einen Liebestrank.
Alexander der Große soll Pistazien auf seinen Feldzügen mitgeführt haben, wodurch sie früh Bekanntheit erlangten. Später machten die Römer sie in Europa populär, und Plinius der Ältere erwähnte sie bereits im ersten Jahrhundert nach Christus. Im Mittelalter brachten arabische Händler die Pistazie in den Mittelmeerraum, wo sie in Baklava und später in italienischen und spanischen Spezialitäten wie Pesto, Eiscreme oder »Turrón de Pistacho« verwendet wurde. Im 19. Jahrhundert gelangte die Pistazie in die USA und wurde durch italienische Einwanderer zum beliebten Snack.
Die Pistazie (Pistacia vera) gehört zur Familie der Sumach-Gewächse. Sie ist eine Steinfrucht, weil sie sich aus einer fleischigen Frucht entwickelt und der essbare Teil der Samen im Kern ist. Die essbaren Samen befinden sich in einer harten Schale, die bei Reife im Spätsommer aufspringt. Der Begriff »Nuss« wird im Alltag oft falsch verwendet, weil Pistazien in ihrer Schale an typische Nüsse erinnern – aber botanisch betrachtet gehören sie nicht dazu.
Pistazienbäume wachsen in warmen, trockenen Regionen. Die Ernte erfolgt per Hand oder maschinell durch Schütteln, um die empfindlichen Kerne zu schützen. Nach Entfernung der äußeren Hülle werden die Pistazien getrocknet. Hochwertige Pistazien erkennt man an ihrer grünen Farbe und geöffneten Schale.
Die Pistazie war im Mittelalter in Europa zwar bekannt, aber exotisch und entsprechend teuer. Klöster hatten zwar oft gute Handelsbeziehungen, aber Pistazien waren ein Luxusgut, das meist nur in besonderen Fällen eingesetzt wurde. Aufgrund ihrer verdauungsfördernden Eigenschaften wurden sie bei Magen- und Darmbeschwerden eingesetzt. Zudem galten sie als Kräftigungsmittel für Rekonvaleszente, da sie gesunde Fette und Proteine liefern. Ihre beruhigende Wirkung auf das Nervensystem wurde ebenfalls geschätzt, da sie Stress lindern und die Nerven stärken sollten. Außerdem wurde Pistazien eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben und sie fanden Anwendung bei Atemwegserkrankungen, um die Schleimhäute zu schützen.
Hochwertige Pistazien haben nicht nur einen nussigen, leicht süßlichen Geschmack, sondern sind auch eine wertvolle Nährstoffquelle. Sie gehören zu den proteinreichsten Kernen und liefern alle essenziellen Aminosäuren – ideal für Sportler, ältere Menschen und alle, die Muskeln aufbauen wollen. Besonders hervorzuheben ist zudem ihr hoher Gehalt an gesunden Fetten, insbesondere einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die gut für das Herz-Kreislauf-System sind und dabei helfen, den Cholesterolspiegel zu senken. Sie enthalten zudem wertvolle Ballaststoffe, die die Verdauung fördern und das Sättigungsgefühl steigern. Das macht sie zu einem idealen Snack. Durch das Knacken der Schale knabbert man zudem bewusster.
Pistazien haben eine außergewöhnlich hohe antioxidative Kapazität, die die von Blaubeeren und Granatäpfeln übertrifft. Eine Studie der US-amerikanischen Cornell University (2020) zeigt, dass ihre antioxidativen Inhaltsstoffe wie Vitamin E, Carotinoide und Flavonoide zur Bekämpfung chronischer Erkrankungen und Entzündungen beitragen können. Darüber hinaus liefern Pistazien Phytosterine, die den Cholesterolspiegel senken sowie die Aminosäure L-Arginin, die die Blutzirkulation fördert. Auch Vitamin B6 und Magnesium sind mit von der Partie.
Es lohnt sich, Pistazien naturbelassen oder leicht geröstet zu genießen. Die grünen Samen sind vielseitig einsetzbar als Snack, im Salat oder als Topping für Desserts und herzhafte Gerichte – oder in einem köstlichen Pesto (siehe Kasten).
Cremig gemixt: Pistazien-Pesto / © Adobe Stock/TTLmedia
Zubereitung (für 2 bis 4 Personen): 120 g geschälte Pistazien (geröstet, ungesalzen) mit 50 g geriebenem Parmesan, einer Knoblauchzehe, dem Saft einer halben Zitrone und einer Handvoll Kräutern (zum Beispiel Basilikum oder Petersilie) in einen Mixer geben.
Nach und nach Olivenöl (circa 60 bis 80 ml) während des Mixens einfließen lassen, bis die gewünschte (cremige) Konsistenz erreicht ist. Nun abschmecken mit Salz und Pfeffer, bei Bedarf noch etwas Zitronensaft.
Das nussige Pesto passt hervorragend zu Pasta, Grillgemüse oder als Aufstrich aufs Brot.