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Als Apotheke zur Seite stehen

Betreuung von Brustkrebspatienten

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Die Diagnose bedeutet in der Regel einen massiven Einschnitt ins Leben. Betroffene haben meist einen hohen Bedarf an Information und Unterstützung. PTA und Apotheker können hier einen wertvollen Beitrag leisten und diese Patientinnen in der Therapieumsetzung begleiten.
Katja Renner
14.10.2020  16:00 Uhr

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 69.000 Neuerkrankungen an Brustkrebs diagnostiziert. Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens. 30 Prozent der Frauen sind unter 55 Jahre alt. Doch Brustkrebs ist keine reine Frauenkrankheit, etwa ein Prozent der Patienten sind männlich. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Wer die Nachricht eines positiven Krebsbefundes erhält, stürzt meist zunächst einmal in einen Schockzustand. »Warum trifft es mich? Was kommt auf mich zu? Wie kann ich das schaffen?«. Das sind Fragen, die quälen. Denn so eine Nachricht führt einen an die eigenen Grenzen. Rasch müssen nach Diagnosestellung Entscheidungen getroffen werden: Operation, Bestrahlung, Chemotherapie – was verspricht den besten Erfolg? Welche Klinik hat eine hohe fachliche Expertise und welche Therapie wird wie vertragen? Diese Situation ist emotional sehr belastend. Die Patienten benötigen Unterstützung bei der Therapieentscheidung, der psychischen Bewältigung, aber auch bei der Umsetzung der medikamentösen Therapie. Patienten mit Brustkrebs sind deshalb eine Zielgruppe, die eine besonders intensive pharmazeutische Betreuung benötigen.

Da viele Patientinnen zudem ambulant behandelt werden, kommt der Apotheke eine weitere wichtige Beratungsfunktion zu. Denn unter der medikamentösen Therapie können zahlreiche arzneimittelbezogene Probleme auftreten. Hier übernehmen die Apothekenmitarbeiter eine wichtige Rolle in der Identifizierung und Lösung dieser Probleme. Außerdem können sie Tipps zur Vermeidung von Nebenwirkungen und Komplikationen geben.

Rund um die Arzneimittel

Die medikamentöse Tumortherapie wird alleine oder in Kombination mit einer Strahlentherapie durchgeführt. Sie umfasst die systemische Behandlung mit verschiedenen Chemotherapeutika wie Hormonen oder Hormonantagonisten, mit zytotoxischen Zytokinen, monoklonalen Antikörpern, Kinaseinhibitoren oder immunmodulatorischen Substanzen.

Als Begleitung empfiehlt die S3-Leitlinie zur Therapie des Mammakarzinoms zudem Supportivmaßnahmen. Sie sollen Symptome der Tumorerkrankung und Nebenwirkungen der Therapie lindern. Auch Physiotherapie und psychologische Beratung werden hier ergänzend empfohlen. Ziel ist es, den Patienten während der Erkrankung zu unterstützen und seine Lebensqualität zu verbessern.

Antihormonbehandlung

Eine Antihormontherapie hemmt die Östrogenwirkung auf hormonempfindliche Tumore und soll so deren Wachstum beeinflussen. Gleichzeitig ruft dieser Wirkmechanismus aber auch verschiedene Nebenwirkungen hervor. Da die meisten Frauen eine antiöstrogene Behandlung über viele Jahre erhalten, können solche Nebenwirkungen die Adhärenz langfristig gefährden und die Lebensqualität dauerhaft beeinflussen.

Als Wirkstoffe werden das Antiöstrogen Tamoxifen, Aromatasehemmer, Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH-)Analoga und Fulvestrant eingesetzt. Besonders häufig werden Tamoxifen-Tabletten verordnet. Einmal täglich eingenommen bindet der Wirkstoff an Östrogenrezeptoren und verdrängt so das körpereigene Hormon. Es wird besonders Frauen vor der Menopause empfohlen. Typische Nebenwirkungen sind Hitzewallungen, Zwischenblutungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Erschöpfung und Trockenheit der Schleimhäute. Frauen sprechen auch davon »künstlich« in die Wechseljahre gefallen zu sein.  Falls die Patientin über eine oder mehrere der genannten Nebenwirkungen klagt, sollte das Apothekenpersonal  raten, die Beschwerden beim Arzt anzusprechen.

In keinem Fall darf im Rahmen einer Brustkrebserkrankung eine Hormonsubstitution zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden vorgenommen werden. Auch von Phytopharmaka mit östrogenartiger Wirkung sollte abgeraten werden. Betroffenen können in erster Linie nichtmedikamentöse Maßnahmen wie Entspannungsübungen, Bewegung, Verzicht auf Alkohol und Nikotin zur Linderung der Symptome empfohlen werden. Nicht-hormonelle Arzneistoffe, zum Beispiel Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) können bei starken Hitzewallungen erwogen werden. Gegen Schlafstörungen und Unruhe sind Phytopharmaka wie Baldrian- oder Lavendelölpräparate eine mögliche Option. Zur Pflege der durch den Östrogenmangel ausgelösten trockenen Haut und Schleimhäute sind Produkte mit einem hohen Feuchtigkeitsanteil zu empfehlen. Zum Schutz der Vaginalschleimhaut gegenüber Infektionen sind pH-neutrale Vaginallotionen und Zäpfchen mit Bakterienkulturen zum Aufbau der Flora eine gute Ergänzung.

Äußerliche Spuren

Chemotherapeutika schädigen vor allem schnell wachsende und sich rasch teilende Zellen, zu denen sowohl Tumorzellen aber auch Haut-, Haarwurzel und Schleimhautzellen gehören. Letzteres äußert sich dann in Form von Nebenwirkungen wie Haarausfall, Hautveränderungen und Mundtrockenheit.

Ob und in welchem Ausmaß Haarausfall auftritt, hängt unter anderem vom Arzneimittel, der Dosierung und der Dauer der Behandlung ab. Für viele Frauen ist Haarausfall eine schwerwiegende Nebenwirkung und sogar ein Argument gegen eine Chemotherapie. Hier kann im Gespräch darauf hingewiesen werden, dass dauerhafter Haarverlust sehr selten ist und die Haare nach der Therapie wieder nachwachsen. Außerdem ist die Kostenübernahme einer Perücke durch die Krankenkasse üblich, wenn der Arzt eine Verschreibung für einen Haarersatz vorgenommen hat. Die zielgerichtete Krebstherapie mit Kinasehemmern kann ebenfalls nach mehrmonatiger Anwendung die Haarbeschaffenheit verändern, ein großflächiger Haarausfall ist aber eher selten.

Richtig Pflegen

Unter einer Krebstherapie kann sich auch der Zustand der Haut verändern. Sie wird oftmals trocken, rissig und schuppig. Auch ein akneähnlicher Ausschlag, der im zeitlichen Zusammenhang mit einer Antikörpertherapie auftritt, ist möglich. Eine gute Hautpflege mit harnstoffhaltigen Cremes ist zu empfehlen. Auch Vitamin B3-haltige Cremes, rückfettende Salben zum Beispiel mit Polidocanol haben günstigen Einfluss auf Juckreiz und trockene Haut. Antihistaminika und gerbstoffhaltige Salben und Bäder sind ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung der Hautpflege, wenn Juckreiz auftritt. Gegen stärkere Hautveränderungen unter Epidermal Growth Factor Receptor-(EGFR-)Hemmern können außerdem Tetrazykline verordnet werden.

Wenn eine Bestrahlung Teil der Therapie ist, ist die Haut besonderen Belastungen ausgesetzt. Die Leitlinie Supportive Therapie empfiehlt deshalb eine Creme mit Silbersulfadiazin, mit Ringelblumenextrakt oder Mometasonfuorat 0,1 Prozent. Andere Cremes, zum Beispiel mit Aloe vera oder Hyaluronsäure spenden zwar Feuchtigkeit, haben aber vorbeugend keinen erwiesenen protektiven Einfluss auf die Radiodermatitis.

Häufig beklagen Patienten unter einer Chemotherapie schmerzhafte und entzündliche Läsionen der Schleimhäute. Insbesondere der Mund- und Rachenraum ist betroffen. Die Mukositis kann sich bis zur Geschwürbildung verschlimmern. PTA und Apotheker sollten vorbeugend auf eine sorgfältige Mundhygiene hinweisen. Als milde und beruhigende Mundspülung eignet sich eine einfache Kochsalzlösung (ein Teelöffel Kochsalz auf einem Liter Wasser). Auch die Zahnzwischenräume sollten mit Zahnseide gereinigt werden. Heiße, scharfe und saure Speisen, Alkohol und Nikotin reizen die Schleimhäute zusätzlich und sollten gemieden werden. Zuckerfreie Bonbons und hyaluronsäurehaltige Lutschtabletten befeuchten die trockenen Mundschleimhäute. Wer schmerzhafte entzündliche Läsionen hat, kann diese mit einem nicht steroidalem Antirheumatikum (NSAR) lindern.

Gesprächseinstieg finden

Tumorerkrankungen zählen zu den Tabuthemen in der Apotheke. Wer Krebspatienten pharmazeutisch beraten möchte, muss oft erst einmal selber die eigene Betroffenheit und Ängste überwinden, bevor er die richtigen Fragen stellen kann. Eine einfache Eingangsfrage kann oft der Türöffner zu einem ausführlicheren Beratungsgespräch sein, zum Beispiel: »Wie vertragen Sie denn die Therapie?«, »Wie geht es Ihnen mit dem Medikament?«

Prinzipiell haben alle Krebspatienten ein hohes Interesse an Informationen und sind dankbar für jedes Beratungsangebot. Zu Behandlungsbeginn möchten Betroffene außerdem oft wissen, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind. Nicht immer wird das beim Arzt intensiv besprochen. PTA und Apotheker sollten hier mithilfe der ABDA-Datenbank kompetent Auskunft geben, aber auch daran denken, die Adhärenz nicht zu gefährden. So sollte der Nutzen der Behandlung immer in den Mittelpunkt gestellt und Vorschläge zur Minderung von Nebenwirkungen gemacht werden.

Immer wieder fragen Patienten außerdem nach alternativen komplementär-onkologischen Maßnahmen, zu denen es keine Evidenz gibt. Hier sollten PTA und Apotheker Erwartungen der Patienten dämpfen und von nicht seriösen Therapiemethoden abraten. Oberstes Ziel sollte sein, die Patienten bei ihrer Therapie sinnvoll zu begleiten und Informationen und Hilfestellungen an die Hand zu geben. Denn Studien haben gezeigt, dass Patienten, die selber mit der Aufklärung und ihrem Wissenstand zur Erkrankung und Behandlung zufrieden sind, eine bessere Lebensqualität und eine geringere psychische Belastung haben sollen. Hier können Apotheker und PTA mit Kompetenz und Einfühlungsvermögen einen wichtigen Beitrag leisten.

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