Blasenkrebs braucht Früherkennung |
Blut im Urin? Das könnte mit 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit an einem Blasentumor liegen. / Foto: Getty Images/RealPeopleGroup
Blasenkrebs ist die fünfthäufigste Krebserkrankung in Europa, mit mehr als 30.000 Diagnosen jährlich allein in Deutschland. Männer sind dreimal häufiger betroffen, das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Und die Hälfte der Blasenkarzinome seien auf Nikotin zurückzuführen, informierte Dr. Severine Banek (in der Mitte des Bildes), Oberärztin der Sektion Uroonkologie am Uniklinikum Frankfurt, bei der Vorstellung der „Rot heißt Reden“-Kampagne in Zusammenarbeit mit dem Pharmahersteller Merck Healthcare.
Da es keine Vorsorgemöglichkeiten gebe, sei eine umfassende Aufklärung so wichtig. »Je früher ein Karzinom diagnostiziert wird, desto wahrscheinlicher ist eine Heilung im Bereich des Möglichen«, betonte sie die Bedeutung der Früherkennung. Die Aufklärungsinitiative »Rot heißt Reden« setze genau da an. Symptome wie Blut im Urin, häufiger Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen sollten ernst genommen, der Besuch beim Hausarzt nicht auf die lange Bank geschoben werden. Seit vergangenem Sommer engagieren sich das in Darmstadt ansässige Unternehmen Merck und der Bundesligaclub im Kampf gegen Blasenkrebs (siehe Kasten).
Foto: SV98
»Der Fußball tut gut daran, nicht so sehr um sich selbst zu kreisen, sondern auch soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Deshalb ist es begrüßenswert, dass wir zusammen mit Merck die Früherkennung von Blasenkrebs unterstützen können«, sagte Rüdiger Fritsch (rechts im Bild), Präsident des SV Darmstadt 98, bei der Vorstellung eines Sondertrikots. Im zurückliegenden Heimspiel gegen den Lokalrivalen Eintracht Frankfurt liefen die Darmstädter Fußballer mit »Rot heißt Reden«-Banner auf der Brust aufs Feld.
Bereits im August hatte der SV 98 mit mehreren Videos und Fotos den Startschuss der Kooperation mit Merck eingeläutet, um die Erkrankung sichtbar zu machen und Bewusstsein für das Thema zu schaffen, erklärte Dr. Matthias Wernicke, Geschäftsführer Merck Healthcare Germany (Bild links): Verschiedene Lilien-Profis hatten über Symptome, Diagnosen und Therapien aufgeklärt. Ausgespielt wurde das Material auf den digitalen Plattformen der Lilien sowie auf der Videowand an den Heimspieltagen. Bei den Heimspielen ziert die Kampagne die Banden. Auch eine begehbare Blase wurde unlängst in der Fußgängerzone Darmstadts aufgebaut, um Passanten für das Thema zu sensibilisieren.
Blut im Urin ist das Leitsymptom, »in 22 Prozent der Fälle ist ein Tumor in der Blase oder in den ableitenden Harnwegen der Grund«. Die wichtigste Differenzialdiagnose sei der Harnwegsinfekt. Barnek versuchte, die allgemeine Furcht vor einer Blasenspiegelung zu nehmen, also vor derjenigen Untersuchung, bei der sich ein Verdacht erhärtet oder ausgeschlossen werden kann. »Sie ist nicht so furchtbar wie sie sich anhört. Sie erfolgt unter lokaler Betäubung, die Geräte, mit denen wir in die Blase schauen, sind kleiner als ein Bleistift. In der Regel dauert diese Untersuchung zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten; es geht also schneller als Zähneputzen.«
Das therapeutische Vorgehen ist davon abhängig, ob und wie tief der Tumor in die Blasenwand eingewachsen ist. »In 70 bis 75 Prozent aller bestätigten Karzinome ist nur die Schleimhaut betroffen und die Ausschabung oder Aushoblung ist der Hauptteil der Therapie«, berichtete die Uroonkologin aus ihrer Erfahrung. Um im Anschluss das Rückfallrisiko zu senken, erhalten Betroffene in regelmäßigen Abständen eine örtliche Chemo- oder Immuntherapie, die als Spülung direkt in die Harnblase eingebracht wird.
Anders sieht es aus, wenn die Geschwulst nicht nur lokal begrenzt ist, sondern bereits in die Blasenmuskelwand eingewachsen ist. Dieses sogenannte muskelinvasive Harnblasenkarzinom hat sich bei etwa 20 Prozent der Fälle den Weg gebahnt. Dann müssen die Ärzte die Harnblase meist vollständig entfernen. Während der Operation schafft der Chirurg einen Weg, wie der Körper dauerhaft Urin aus dem Körper ableiten kann. So wird entweder eine Ersatzblase, die aus einem Stück Dünn- oder Dickdarm geformt wird, geschaffen oder ein Stoma durch die Bauchdecke angelegt, über das der Urin direkt aus den Harnleitern abgeführt wird.
Zudem wird nach der Operation eine Kombination aus Chemo- und Immuntherapie nötig. Bei 5 Prozent der Fälle sei das Karzinom nicht mehr operabel. »In den vergangenen 15 Jahren hat sich in der Vielfalt der Therapieoptionen viel getan. Damit können wir relativ nebenwirkungsarm länger die Lebensqualität erhalten«, machte Banek Mut.