| Caroline Wendt |
| 26.11.2025 16:00 Uhr |
Jeder, der länger als 14 Tage ein Antihypertensivum einnimmt, hat im Rahmen einer pharmazeutische Dienstleistung (pDL) alle zwölf Monate Anspruch auf eine Blutdruckmessung in der Apotheke. / © Getty Images/Tom Werner
Bluthochdruck sei in Deutschland nach wie vor der Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für etwa 33 Prozent der Todesfälle verantwortlich. Doch: »Bluthochdruck tut nicht weh und verursacht zunächst kaum Symptome«, so Ude. Viele Menschen wüssten daher nicht, wie krank sie sind – hier habe Aufklärung, auch in der Apotheke, einen echten Nutzen. »Wenn der Blutdruck erst so hoch ist, dass er Beschwerden bereitet, dann haben wir ein ernstes gesundheitliches Problem«, betonte der Apotheker. Neben der genetischen Veranlagung spielen auch Lebensstil, Umweltfaktoren wie Lärmbelästigung und der sozioökonomische Status eine Rolle.
Die einfache Einteilung der nationalen Versorgungsleitlinie in die Schweregrade eins, zwei und drei geht dem Apotheker nicht weit genug. Die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) differenziere genauer: Zum einen gebe es zusätzlich die Kategorie des erhöhten Blutdrucks und die Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren. »Und zweitens müssen wir uns fragen, wie die Werte zustande kommen«, betonte Ude. Denn klar sei: Die Blutdruckwerte sind nur so verlässlich wie die durchgeführte Messung. »Das weiß jeder, der schon einmal analytisch gearbeitet hat.«
Neben der Messung beim Arzt sind auch die 24-Stunden-Messung und die Selbstmessung zu Hause sinnvoll – jede Variante hat ihre Berechtigung. Allerdings variieren die Grenzwerte leicht. Daher müsse man die Werte richtig einordnen können. Bei Messungen zu Hause sei wichtig, dass das Gerät geeignet (auf das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga achten) und der Patient entsprechend geschult ist.
Die erste Therapiemaßnahme sei immer eine Lebensstiländerung. Erst danach komme eine Kombinationstherapie aus ACE-Hemmern, Angiotensin-Rezeptor-Blockern, Calciumkanalblockern oder Diuretika zum Einsatz. Bleiben die Blutdruckwerte nach ein bis drei Monaten außerhalb des Zielbereichs, werde ein weiteres Medikament ergänzt. »Aber erst danach sieht die Leitlinie eine Prüfung der Adhärenz vor«, bemängelte Ude.
Im Rahmen der Verlaufskontrolle könne die Blutdruckmessung in der Apotheke empfohlen werden. Jeder, der länger als 14 Tage ein Antihypertensivum einnimmt, hat alle zwölf Monate Anspruch auf die pharmazeutische Dienstleistung (pDL). Auch nach einer neuen Verordnung oder Dosisanpassung sei eine Messung sinnvoll.
Tipp von Ude: »Immer, wenn sich im Gespräch die Möglichkeit ergibt, mit einfachen Fragen nachhaken: ›Wie sehen Ihre Werte aus?‹ oder ›Funktioniert alles mit den Medikamenten?‹« Die Messung müsse nicht im Beratungszimmer erfolgen, sondern könne in einer Sitzecke in der Offizin stattfinden. »So können Sie den Patienten direkt vom Gespräch ohne großen Aufwand platzieren«, erklärte er. Jeder zusätzliche Aufwand erhöhe die Hemmschwelle.
Für die Zukunft wünscht sich Ude, dass die pDL konsequent weiterentwickelt wird – auch als Screening, um den Anteil unerkannter Hypertonien zu senken.