Blutvergiftung erkennen und schnell handeln |
Katja Egermeier |
09.08.2023 15:30 Uhr |
Bei einer Sepsis denkt man zunächst nur an entzündete Kratzer und Schrammen. Doch zum Beispiel auch ein Harnwegsinfekt kann zum Auslöser für eine Blutvergiftung werden. / Foto: Getty Images/Eternalcreative
Ein wichtiger Fakt vorab: Der mit einer Blutvergiftung häufig in Verbindung gebrachte »rote Streifen«, der sich von der Wunde in Richtung Herzen zieht, ist kein Anzeichen für eine Sepsis. Es handelt sich dabei um eine entzündete Lymphbahn, die mit Antibiotika gut behandelbar ist. Unbehandelt könnte diese Entzündung zwar zu einer Sepsis führen, das geschieht der Apothekerkammer zufolge aber nur sehr selten.
Echte Anzeichen für eine Sepsis sind dagegen Fieber, Schüttelfrost und Atemnot. Erkrankte wirken laut Apothekerkammer zudem häufig verwirrt, apathisch oder schläfrig. Doch Vorsicht: Fieber trete bei sehr jungen oder alten Menschen nicht immer auf und Schläfrigkeit könne vor allem bei älteren Menschen falsch gedeutet werden. »Plötzliche Verwirrtheit ist dagegen immer ein Alarmzeichen, weil sie nicht bei anderen schweren Infektionen auftritt.« Kommen neben der Bewusstseinstrübung noch ein erniedrigter Blutdruck und eine beschleunigte Atmung hinzu, dürfe keine Zeit verloren werden. »Das ein Notfall, bei dem der Rettungsdienst gerufen werden muss.«
Eine Sepsis kann innerhalb von zehn Stunden zum Tod führen. Wie die Erkrankung verläuft, hängt jedoch vom Alter, der Verfassung und der Infektion ab. Hat diese Zeit, sich lange und stark im Körper auszubreiten, können Organe geschädigt werden und versagen, so die Apothekerkammer. Je schneller der Betroffene also behandelt werde, desto größer sind die Überlebenschancen.
Doch selbst Menschen, die eine Sepsis überleben, brauchen mitunter Jahre, um sich zu erholen. Durch geschädigte Organe komme es mitunter lebenslang zu Lähmungen oder Nervenschädigungen. Ist Gewebe abgestorben oder wurden Gliedmaßen nicht ausreichend mit Nähr- und Sauerstoff versorgt, müssen diese manchmal amputiert werden. Auch posttraumatische Belastungsstörungen könnten die Folge sein.
Eine Sepsis kann sich aus einer lokal begrenzten, nicht behandelten Infektion, wie beispielsweise einer eiternden Wunde, einer Lungenentzündung, einem Harnwegsinfekt oder als Komplikation nach großen Operationen entwickeln. Auch eine verschleppte bakteriell bedingte Infektion, ausgelöst beispielsweise durch Einnahmefehler der verordneten Antibiotika, kann zu einer Sepsis führen. Meist handelt es sich bei den Erregern um Bakterien, aber auch Viren, Pilze und Parasiten können eine Sepsis auslösen.
Anders als bei einer »normalen« Infektion bleibt die Entzündung bei einer Sepsis nicht auf den lokalen Infektionsherd begrenzt, sondern breitet sich im ganzen Körper aus: das Immunsystem gerät außer Kontrolle und greift körpereigenes Gewebe sowie Organe an.