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Britische Studie

Booster-Impfstoffe im Vergleich

Die britische Cov-Boost-Studie zeigt, dass die sieben verglichenen Covid-19-Impfstoffe als Booster funktionieren und verträglich sind. Allerdings werden je nach Impfstoff unterschiedlich hohe Antikörper-Spiegel erreicht.
Christina Hohmann-Jeddi
08.12.2021  14:00 Uhr

Biontech/Pfizer oder lieber Moderna? Die Frage, welcher mRNA-Impfstoff zur Boosterung gegen Covid-19 zum Einsatz kommen soll, beschäftigt in Deutschland derzeit viele Menschen. Offiziell ist die Frage längst geklärt: Laut Ständiger Impfkommission sind beide Impfstoffe gleichwertig einsetzbar (in der Altersgruppe über 30 Jahre). Nun zeigt eine im Fachjournal »The Lancet« publizierte Phase-II-Studie aus Großbritannien, dass alle Impfstoffe als Booster funktionieren.

Für die randomisierte, placebokontrollierte Cov-Boost-Studie hat ein Forschungsteam um Alasdair Munro von der University Southampton insgesamt fast 2800 Personen rekrutiert, die bereits vollständig gegen Covid-19 geimpft waren, und zwar entweder zweimal mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria® von Astra-Zeneca oder zweimal mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer. Die Probanden waren alle über 30 Jahre alt, etwa die Hälfte von ihnen war über 70 Jahre alt.

An diesen vollständig Immunisierten testete das Team die Wirkung von sieben Covid-19-Impfstoffen, die als Booster in einem Abstand von zehn bis zwölf Wochen zur zweiten Dosis verabreicht wurden. Neben den in der EU zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna (Spikevax®), Astra-Zeneca und Janssen/Johnson & Johnson (Ad26.COV2.S) sind dies die Vakzinekandidaten von Novavax (Nuvaxovid®), Valneva (VLA2001) und Curevac (CVnCoV). Der Proteinimpfstoff von Novavax und der Ganzvirus-Impfstoff von Valneva befinden sich derzeit im Prüfverfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Dagegen ist der mRNA-Impfstoffkandidat von Curevac bereits aus dem Rennen.

Die sieben Impfstoffe wurden als Booster jeweils in voller und bei Nuvaxovid, Comirnaty und VLA2001 zusätzlich auch in halber Dosierung getestet. Ein Teil der Probanden erhielt einen Meningokokken-Impfstoff als Kontrolle.

Antikörper-Spiegel fallen unterschiedlich stark aus

Den Forschenden zufolge machen alle Booster, was sie sollen. Sie erhöhen die im Labor feststellbar Immunantwort – mit einer Ausnahme: Personen, die mit Comirnaty grundimmunisiert worden waren, profitierten von einem VLA2001-Booster (volle und halbe Dosierung) als Auffrischimpfung nicht. Hier konnte keine signifikante Steigerung der Immunantwort festgestellt werden.

Den Studiendaten zufolge fallen die Immunantworten bei den unterschiedlichen Impfstoff-Kombinationen unterschiedlich gut aus: Bei den Vaxzevria-Geimpften stieg der mittlere Antikörpertiter durch die dritte Dosis um den Faktor 1,8 (halbe VLA2001-Dosis) bis 32,3 (volle Spikevax-Dosis). Bei Comirnaty lag die Steigerung bei der vollen Dosis bei 24,5 und bei der halben Dosis bei 16,8. Nuvaxovid erreichte eine Steigerung um den Faktor 8,8 und Janssen um 5,8.

Nach der Grundimmunisierung mit Comirnaty lag der Antikörpertiter schon vor der Boosterung höher als nach der Vaxzevria-Immunisierung, heißt es in der Publikation. Der Antikörpertiter konnte durch eine dritte Dosis noch um den Faktor 1,3 (halbe VLA2001-Dosis) bis 11,5 (volle Spikevax-Dosis) gesteigert werden. Eine weitere volle Dosis Comirnaty erhöhte den Durchschnittstiter um den Faktor 8,1, Janssen um 5,6, Nuvaxovid um 5,3 und Vaxzevria um 4,8. Insgesamt fielen die Ergebnisse bei den Probanden zwischen 30 und 69 Jahren und denen ab 70 Jahre ähnlich aus, berichten die Forschenden um Munro.

Auch zelluläre Immunantwort steigt

Das Team untersuchte auch Effekte der Booster auf die zellulären Immunantworten. Bei den Vaxzevria-Immunisierten stiegen die Immunreaktionen durch einen Booster um den Faktor 1,1 (bei Vaxzevria) bis zu 3,6 (Spikevax). Bei den mit Comirnaty-Grundimmunsierten Probanden ließen sich die zellulären Immunantworten durch VLA2001 nicht, aber durch die anderen Vakzinen noch um das 1,4-Fache (halbe Nuvaxovid-Dosis) bis zum 4,7-Fachen (Spikevax) erhöhen.

Die Booster wurden in der Regel gut vertragen und die Reaktionen unterschieden sich nicht allzu stark bei den unterschiedlichen Präparaten. Hauptsächlich wurden Fatigue, Kopfschmerzen und Schmerzen an der Einstichstelle beobachtet. Diese traten häufiger bei den Probanden zwischen 30 und 69 Jahren als bei den Über-70-Jährigen auf. Vier Kombinationen zeigten allerdings eine erhöhte Reaktogenität: Dies waren Spikevax-Booster nach beiden Grundimmunisierungen sowie Vaxzevria oder Ad26.COV2.S nach Comirnaty-Grundimmunisierung.

Vorsicht bei der Interpretation der Daten

Somit zeigte der Spikevax-Booster bei der Reaktogenität und bei der Effektivität in allen Kombinationen und allen gemessenen Parametern die höchsten Werte. Dabei ist einschränkend zu sagen, dass die Studie mit der vollen Spikevax-Dosis, also 100 µg, konzipiert wurde. Als Booster zugelassen wurde allerdings eine halbe Dosis (50 µg). Entsprechend dürfte die Wirksamkeit, aber auch die Reaktogenität bei den Moderna-Boostern im echten Leben geringer ausfallen.

Insgesamt müsse man bei der Interpretation der Ergebnisse die Abstände zwischen den einzelnen Dosen berücksichtigen, schreiben die Autoren. Da in Großbritannien die zweite Impfdosis zumindest bei Vaxzevria aufgrund der anfänglichen Impfstoffknappheit sehr spät gegeben wurde, ist der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis nur wenig geringer als der zwischen zweiter Dosis und Booster. Bei einzelnen Probanden war der Abstand zwischen zweiter Dosis und Booster kürzer als der zwischen den beiden Dosen der Grundimmunisierung. Das könne zu einer Unterschätzung der Booster-Wirksamkeit führen, heißt es in der Publikation. In Deutschland wird eine Boosterung für Personen empfohlen, deren Grundimmunisierung etwa sechs Monate zurückliegt.

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