Borreliose erkennen |
Nach einem Aufenthalt im Grünen sollte man sich am besten nach Zecken absuchen. Auf heller Kleidung sind sie gut erkennbar. / © Getty Images/Helin Loik-Tomson
Neben FSME-Viren können Zecken auch Borrelien, also bestimmte Bakterien (Borrelia burgdorferi), übertragen. Eine Infektion kann unbehandelt einen schweren Krankheitsverlauf nehmen. Möglich sind etwa eine chronische Entzündung der Haut, brennende Nervenschmerzen oder beidseitige Gesichtslähmungen. »Gegen FSME kann man sich mit einer Impfung schützen, eine solche Impfung gibt es gegen Borreliose allerdings nicht«, sagt Professor Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Eines Tages könnte sich das aber ändern: An Borreliose-Impfstoffen wird derzeit geforscht.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Borreliose.
Borreliose wird auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt. Lyme und Old Lyme sind Städte im US-Bundesstaat Connecticut, in denen die Erkrankung im Jahr 1975 zum ersten Mal beschrieben wurde. »Auslöser sind Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, die auch einfach Borrelien heißen«, sagt Kristina Huber, Ärztin beim Institut für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München.
Eine Borreliose kann überall in Deutschland von Zecken auf Menschen übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, »Betroffene sind nicht ansteckend«, sagt Huber. In den Monaten Juni, Juli und August kommt die Erkrankung gehäuft vor.
Zecken tummeln sich im Gebüsch, in Gräsern oder im Unterholz. Streifen Wanderer, Joggerinnen oder Spaziergänger die Spinnentierchen, heften sie sich an die Kleidung der Person. Dann suchen sie nach unbedeckter Haut. »Zecken mögen feuchte, weiche oder auch behaarte Körperstellen«, sagt Frank Erbguth. So fühlen sich die Tiere etwa in der Achselhöhle oder hinter dem Ohr wohl. Hat die Zecke eine geeignete Stelle gefunden, sticht sie zu.
»Falsch wäre es, in dem Zusammenhang von einem Zeckenbiss zu sprechen«, so Erbguth. Wissenschaftlich korrekt ist die Bezeichnung Zeckenstich: Die Zecke bohrt mit einem Stechrüssel in die Haut und saugt Blut. Das Opfer spürt den Einstich zunächst nicht, da das Tierchen während des Stechens mit seinem Speichel eine Art Betäubungsmittel absondert. Spezielle Stoffe im Zeckenspeichel sorgen außerdem dafür, dass das Blut nicht gerinnt und die Einstichstelle sich nicht entzündet. So ist die Zecke, sofern sie nicht entdeckt wird, ungestört.
In Deutschland ist nicht jede Zecke mit Borrelien befallen. »Nur 20 Prozent der Tierchen können eine Borreliose übertragen«, sagt Frank Erbguth. Und längst nicht jeder Stich einer befallenen Zecke hat eine Infektion zur Folge. Nach Angaben der Robert-Koch-Instituts (RKI) ist bei 0,3 bis 1,4 Prozente aller Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.
Übrigens: Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke, sie muss also eine gewisse Zeit saugen, ehe sie die Bakterien überträgt. »Ist die Zecke mit Borrelien befallen, kann es nach frühestens vier bis sechs Stunden ab Beginn der Blutmahlzeit zu einer Infektion kommen«, so Kristina Huber.
Oft bleibt eine Borreliose unbemerkt. Treten Beschwerden auf, können sie sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. »Betroffen ist häufig die Haut«, sagt Kristina Huber. Symptome einer Borreliose können sich aber auch am Nervensystem, an den Gelenken und am Herz zeigen:
Bei Verdacht auf eine Borreliose ist es immer ratsam, rasch ärztliche Hilfe zu holen. »Anlaufstelle ist die Hausärztin oder der Hausarzt«, sagt Kristina Huber. Er oder sie wird Betroffene gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen, etwa eine Dermatologin oder einen Neurologen.
»Je früher eine diagnostizierte Borreliose mit Antibiotika behandelt wird, desto besser«, sagt Kristina Huber. So lassen sich schwere Krankheitsverläufe verhindern. In der Regel kommt es mit Antibiotika zu einer vollständigen Genesung.
Oft heißt es, dass man bei einem Aufenthalt im Wald oder auf Wiesen Langärmeliges und lange Hosen tragen soll. Aus Sicht von Frank Erbguth ist das bei hohen Temperaturen im Sommer wenig praktikabel. »Besser ist es, vor dem Aufenthalt im Grünen ein zeckenabwehrendes Mittel auf die Haut aufzutragen.«
»Zusätzlich ist es nach Ausflügen in die Natur wichtig, sich selbst und die Kinder nach Zecken abzusuchen und sie zu entfernen«, rät Kristina Huber. Besonders in Augenschein sollte man dabei die Achselhöhlen, den Kopf und Haaransatz, den Bereich hinter den Ohren, aber auch Kniekehlen und die Leisten nehmen.
Grundsätzlich gilt, dass man Zecken immer so schnell wie möglich entfernen sollte. »Je früher dies nach dem Stich geschieht, desto geringer ist das Risiko für eine Infektion«, sagt Professor Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung.
Und so geht's laut Erbguth richtig mit dem Entfernen der Zecke:
Eine Pinzette oder eine Zeckenkarte nehmen und damit die Zecke an ihrem Kopfbereich nah der Haut greifen. Dann das Tierchen langsam und gerade herausziehen. Die Zecke nicht zerquetschen, da dies das Risiko birgt, dass sie vermehrt Erreger freisetzt. Und auch kein Öl oder Cremes auf die Zecke träufeln – das setzt das Tier womöglich so stark unter Stress, dass es noch mehr Erreger in den Körper abgibt.
Nach dem Herausziehen der Zecke die Einstichstelle sorgfältig desinfizieren. Mitunter bleibt nach dem Herausziehen der Rüssel der Zecke zurück. Dadurch ist es möglich, dass sich die Hautstelle leicht entzündet. Immerhin: Das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken, steigt damit aber nicht. Mit der Zeit wird der Stechapparat von der Haut abgestoßen.