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Braunes Fettgewebe als neue Waffe gegen Adipositas?

Das braune Fettgewebe hat großes Potenzial in der Therapie von Adipositas und damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen. Aktiviert wird es weniger durch bestimmte Lebensmittel, als insbesondere durch Kälte. Die Forschung testet derzeit Medikamente, die das braune Fettgewebe aktivieren sollen. Sie könnten eines Tages Konkurrenz oder Kombinationspartner für die Inkretinmimetika werden.
PZ
18.03.2024  14:00 Uhr

Der Mensch hat zwei Arten von Fettgewebe: weißes zum Energie speichern und braunes zum Energie verbrennen. Darauf wies Privatdozent Dr. Tim Hollstein bei einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie hin. Der Mediziner vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel informierte, dass ein erwachsener Mensch zwischen 50 und 300 g braunes Fettgewebe (Brown Adipose Tissue, BAT) besitzt. Lokalisiert sei es vor allem im Bereich des Schlüsselbeins und entlang der Wirbelsäule.

Eine wichtige Aufgabe von BAT sei seine »Heizungsfunktion«: Bei Kälteexposition verbrennt es Energie, um Wärme zu erzeugen. Die Effekte sind dabei keine Peanuts: Schon 50 g aktives BAT können bis zu 300 Kilokalorien pro Tag verbrennen.

Hollstein betonte zudem, dass BAT auch eine endokrine Funktion besitzt und Hormone, sogenannte Batokine, ausschüttet. Diese haben vielfältige Effekte auf den Stoffwechsel und können zum Beispiel ein Sättigungsgefühl induzieren. Auch die Fettverbrennung in der Leber kann dadurch gefördert werden. In diesem Zusammenhang ist das Batokin Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21) zu nennen.

Summa summarum ist es also offensichtlich eine gute Idee, BAT zu aktivieren. Eine Möglichkeit dafür ist ganz einfach und kostet nichts: mehr Kälte zulassen. Hollstein betonte, dass sich BAT durch regelmäßige Kälteexposition trainieren und vermehren lässt. Das könne zum einen Effekte auf das Gewicht, aber auch auf Stoffwechselparameter wie Insulinempfindlichkeit und Blutfettwerte haben.

β-Agonisten im Test

Auch Capsaicin-haltige Lebensmittel wie Chilischoten wurden als BAT-Aktivatoren erkannt. In Studien ließen sich laut dem Mediziner damit allerdings nur marginale Effekte erzielen. Vielversprechender könnten Ansätze sein, BAT mittels Pharmakotherapie gezielt zu aktivieren.

Erste Versuche mit dem β3-Rezeptoragonisten Mirabegron, der bei überaktiver Blase zum Einsatz kommt, hätten gezeigt, dass dieser Wirkstoff BAT aktivieren kann. Allerdings sei dafür eine Dosis notwendig, die zu Herzrasen und erhöhtem Blutdruck führt.

Neueren Erkenntnissen zufolge aktivieren beim Menschen vor allem β2-Rezeptoren BAT, weshalb es Untersuchungen mit dem bekannten β2-Agonisten Salbutamol gab. Aber auch hier, so Hollstein, kämen bei der notwendigen Dosis Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen zum Tragen.

Die Forschung hat sich daher auf den Weg gemacht, noch spezifischere Wirkstoffe zu finden, um BAT gezielt zu aktivieren. Hollstein zufolge könnten diese auch als Kombinationspartner für die zum Gewichtsmanagement zugelassenen Inkretinmimetika wie Semaglutid und Tirzepatid taugen. Denn während letztgenannte vor allem zu weniger Nahrungsaufnahme führen, würden BAT-Aktivatoren den Energieverbrauch erhöhen und hätten damit einen additiven Effekt.

Last, but not least könnte man BAT auch transplantieren. Dies wurde im Mausmodell bereits getestet. Wie Hollstein informierte, war man dabei aber noch nicht sehr erfolgreich. Teilweise sei eine Rückumwandlung von BAT in weißes Fettgewebe beobachtet worden. Ganz vom Tisch ist die Idee mit der Transplantation damit aber noch nicht. Bis so ein Verfahren oder ein BAT-Aktivator aber in der Fläche zum Einsatz kommen können, wird es noch einige Zeit dauern. Kurzfristig bleibt zum BAT-Training damit nur die kalte Dusche oder eine andere Art der Kälteexposition.

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