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Mythen und Fakten
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Cholesterin – der unterschätzte Risikofaktor?

Alles im grünen Bereich – nur der Cholesterinspiegel ist erhöht: Muss man sich deshalb gleich Sorgen machen? Reichen Ernährung und Bewegung aus? Oder führt kein Weg an Medikamenten vorbei? Im Netz wimmelt es nur so von vermeintlichen Wundermitteln. Was wirklich hilft und was nicht, erklärt Fettstoffwechselexperte Professor Dr. Ulrich Laufs – und trennt Fakten von weit verbreiteten Irrtümern.
AutorKontaktKatja Egermeier
Datum 23.04.2025  12:00 Uhr

Auch wer gesund ist und »nur« deutlich erhöhte Cholesterinwerte aufweist, kann sich leider nicht in Sicherheit wiegen. Das bestätigt Professor Ulrich Laufs, Direktor der Klinik für Kardiologie der Uniklinik Leipzig in einem Podcast der Deutschen Herzstiftung. Denn das Cholesterin habe bezüglich der Arteriosklerose eine Art Alleinstellung. Das bedeutet, dass selbst Menschen, deren erhöhter Cholesterinwert nicht durch den Lebensstil, sondern durch eine genetische Mutation geprägt ist, eine Arteriosklerose entwickeln können – ohne weitere Risikofaktoren.

Eine solche familiäre Hypercholesterinämie sei nicht einmal selten, erklärt Laufs, der auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung ist. Weitere Verursacher für eine Gefäßverkalkung wie Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes verschlechterten den Verlauf noch deutlich. Umgekehrt führten diese zusätzlichen Faktoren allein nicht zu einer Gefäßverkalkung. »Dafür muss das erhöhte Cholesterin dazukommen.«

HDL ist gut, LDL böse?

»Es geht nur um das LDL, das ist das böse Cholesterin«, so Laufs. Und das werde an der falschen Stelle zum Problem: Wenn es aus dem Blut in die Gefäßwand aufgenommen wird, sich dort ablagert und zu Arteriosklerose führt, die dann wiederum zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. »Cholesterin ist schlecht an der falschen Stelle.«

Während das Low Density Lipoprotein (LDL) schon immer das »böse« Cholesterin war, habe man früher gedacht, dass die High Density Lipoproteine (HDL) positiv seien, weil sie das Cholesterin eher zur Leber zurück transportieren.  »Das ist überholt«, so Laufs. Die neue Erkenntnis ist: Ein zu niedriges HDL ist zwar ein gesundheitliches Problem, ein hohes HDL wirkt jedoch nicht schützend. Der HDL/LDL-Quotient, der bis heute »leider« noch von manchen Laboren ausgegeben werde, sei daher nicht zielführend. 

Können Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel helfen?

Wie viel die Ernährung per se auf den Cholesterinspiegel einwirkt, hänge vom individuellen Ausgangszustand jedes Menschen ab – und werde von der Bedeutung erheblich überschätzt, warnt Laufs. Stelle sich beispielsweise ein Mensch, der an einem schweren metabolischen Syndrom leidet, auf vegetarische oder vegane Ernährung und viel Bewegung um, könne das das LDL durchaus um 20 bis 30 Prozent senken, so der Experte. Im Durchschnitt bewirke eine Umstellung von Mischkost auf eine vegane Ernährung jedoch maximal eine Reduzierung um bis zu 10 Prozent – und bleibe somit innerhalb der normalen Schwankungsbreite der Laborwerte. Gesund lebende Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie könnten ihr Cholesterin über eine Ernährungsumstellung oder Nahrungsergänzungsmittel (NEM) zudem überhaupt nicht senken – selbst, wenn sie ganz aufhörten zu essen. »Es handelt sich um eine genetische Programmierung des Stoffwechsels.«

Auch mit vielfach angepriesenen Mitteln wie Kleie, Ingwer, Knoblauch oder Pektin lasse sich das Cholesterin nicht senken. Studien hätten gezeigt, dass all diese Mittel keinen messbaren Effekt über Placebo hinaus haben, so Laufs. Ebenso Präparate mit Artischocke oder Curcuma. Gerade bei Letzterem habe sich in einer Studie selbst bei täglicher und regelmäßiger Einnahme kein Unterschied zu Placebo gezeigt. Viele der Präparate schadeten zwar nicht, es gebe jedoch auch keine Wirksamkeitsbeweise.

Eine Absage erteilt der Fettstoffwechselexperte schließlich auch dem Verzicht auf cholesterinreiche Lebensmittel. Forschungen hätten gezeigt, dass auch der Konsum von zum Beispiel extrem vielen Eiern – die inzwischen ohnehin als rehabilitiert gelten – den Cholesterinspiegel nicht erhöhe. »Ein gesunder Stoffwechsel reguliert das herunter.«

Sonderfall Rotschimmelreis

Bei der Frage, ob bestimmte Lebensmittel das Cholesterin beeinflussen, stellt Rotreis oder Rotschimmelreis einen Sonderfall dar. Denn früher seien Statine aus Naturstoffen, genauer gesagt aus Pilzen gewonnen worden, erklärt Laufs. Die rote Farbe auf Rotschimmelreis sei ein solcher Pilz, der ein natürliches Statin herstellt. Für einen messbaren Effekt müsse man jedoch jeden Tag riesige Mengen roten Reis zu sich nehmen.

Setze man hier auf NEM, gebe es ein weiteres Problem: NEM unterliegen nicht den gleichen Qualitätskontrollen wie Arzneimittel. Gesundheitsbehörden wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen daher nicht umsonst explizit vor Rotschimmelreis. Denn zum einen sei über NEM die eingenommene Menge und damit seine Wirkung nicht abzuschätzen, zum anderen könnten sich beim Fermentieren auch toxische Substanzen bilden wie Citrinin und Puberulasäure. Zudem würden auch Verunreinigungen nicht geprüft und festgestellt.

Ein weiterer Aspekt, der gegen Rotschimmelreis zur Cholesterinsenkung spricht: Unerwünschte Effekte und Nebenwirkungen treten bei Rotschimmelreis in gleichem Maße auf wie bei den Medikamenten. »Es ist genau das Gleiche wie ein Statin. Roter Reis macht also wirklich keinen Sinn.«

Margarine bis zum Abwinken

Ebenso wenig empfehlenswert sind aus Sicht Laufs pflanzliche Sterole. Sie sind das Cholesterin der Pflanzen und beispielsweise in einigen Margarinen enthalten. Im menschlichen Körper werden diese Sterole nicht hergestellt und bei Aufnahme von der Darmschleimhaut wird viel Energie aufgewendet, um sie wieder loszuwerden. Zwar ließe sich durch extrem große Aufnahmemengen ein Cholesterin-senkender Effekt erzielen, doch müsse man dafür von morgens bis abends Margarine essen, so Laufs. »All diese Dinge sind lebensfremd.«

Helfen könnten jedoch andere Maßnahmen – nicht auf Lebensmittel bezogen. Wer also einen hohen Cholesterinwert hat und einen Risikofaktor weglässt – wie zum Beispiel das Rauchen –, der habe einen besonders großen Vorteil. Das Gleiche gelte für Menschen, die beginnen, sich regelmäßig zu bewegen. »Das sind mit Abstand die zwei entscheidenden Lebensstilfaktoren.«

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