Darmparasiten sind meist Madenwürmer |
Über Spuren von infizierten Kotresten, zum Beispiel in Erde oder Sand, können die Wurmeier etwa beim Spielen in den Mund gelangen. / Foto: Adobe Stock/Petr Bonek
Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen von einer Wurmerkrankung betroffen. Sie zählen zu den zehn häufigsten ansteckenden Krankheiten und sind insbesondere in Gebieten mit begrenztem Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen oder medizinischer Versorgung weit verbreitet. In Europa bieten die hohen Hygienestandards einen guten Schutz, können aber nicht alle Wurmerkrankungen verhindern. So sind Madenwurminfektionen bei Kindern zwischen vier und elf Jahren relativ häufig, etwa jedes fünfte Kind ist betroffen.
Die Infektion mit Madenwürmern erfolgt über den Mundkontakt mit Händen oder Gegenständen, an denen die Mikrometer kleinen, klebrigen Wurmeier anhaften. Die Larven selbst schlüpfen im Darm, wo sie die Dick- und untere Dünndarmschleimhaut besiedeln. Der Wirt bemerkt von all dem in der Regel zunächst nichts. Das parasitische Leben im Darm verläuft meist beschwerdefrei und Komplikationen durch das Eindringen der Würmer in die Bauchhöhle oder anliegende Organe sind äußerst selten.
Ungewöhnlich und unangenehm ist für die meisten Betroffenen dann aber ein starker Juckreiz im Bereich des Afters, der vor allem in der Nacht ausgeprägt ist. Er wird durch die Weibchen verursacht, die aus dem Darm auswandern, um auf der Perianalhaut bis zu 10.000 Eier abzulegen. Durch Kratzen bleiben die Eier an den Händen haften, werden in der Umgebung verteilt oder führen zur erneuten Autoinfektion. Larven, die im Perianalbereich ausschlüpfen, können aktiv in den Darm einwandern.
Eine Madenwurminfektion lässt sich relativ einfach nachweisen. Morgens wird ein durchsichtiger Klebestreifen auf die Perianalregion und danach auf einen Objektträger aufgeklebt. Unter dem Mikroskop sind die Eier gut erkennbar. Mit dem bloßen Auge wird der Befall meist erst sichtbar, wenn er stark ausgeprägt ist. Dann können Würmer im Stuhl, der Windel oder auch im Bett zu finden sein.
Die Behandlung erfolgt mit einem Anthelminthikum wie Mebendazol, Pyrantel oder Pyrvinium in Kombination mit Hygiene- und Präventivmaßnahmen. Dazu gehört das regelmäßige und gründliche Waschen der Hände, insbesondere vor den Mahlzeiten. Sinnvoll ist auch das Kürzen der Fingernägel, bei Kleinkindern kann das nächtliche Tragen von leichten Baumwollhandschuhen vor Autoinfektionen schützen. Die Perianalregion sollte morgens sowie nach dem Stuhlgang gründlich und am besten feucht gesäubert werden.
Auch die Wohnung bedarf einer Grundreinigung. Da Desinfektionsmittel gegen die Eier wirkungslos sind, sollten alle Oberflächen, Türklinken, Spielzeuge und so weiter mit einer warmen Seifenlösung abgewischt werden. Unterwäsche, Handtücher, Bettwäsche und Kuscheltiere werden nach Möglichkeit bei 60 °C gewaschen. Böden, Sofa, Sessel können gesaugt werden, allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Kissen oder Decken nicht aufgeschüttelt werden. Eier, die in die Luft geschleudert werden, können durch Inhalation in den Mund und weiter in den Darm gelangen und sogar im Hausstaub überleben. Aus diesem Grund wird empfohlen, während des Saugens oder Entleerens des Staubsaugers einen Mundschutz zu tragen.
Weitere Wurminfektionen werden in Europa in der Regel durch Spul- oder Bandwürmer verursacht. Im Vergleich zu Madenwürmern sind sie jedoch selten, was in erster Linie den hohen Hygienestandards zu verdanken ist. So erfolgt die Ansteckung mit menschlichen Spulwürmern über mit Fäkalien verunreinigte Gegenstände, Nahrungsmittel oder Trinkwasser. Spulwurmlarven schlüpfen im Dünndarm aus, durchbohren die Darmwand und wandern über die venösen Blutgefäße in die Lunge. Von dort werden sie mit dem Bronchialschleim abgehustet, verschluckt und in den Dünndarm transportiert, wo sie ihren letzten Entwicklungsschritt zum geschlechtsreifen Wurm vollziehen.
Menschliche Spulwürmer ähneln in ihrem Aussehen Regenwürmern, können 10 bis 50 cm lang werden und haben eine Lebenszeit von bis zu 24 Monaten. In dieser Zeit legen die Weibchen täglich bis zu 20.000 Eier, die in einer Stuhlprobe nachgewiesen werden können. Neben menschlichen Spulwürmern kann der Mensch auch zum Wirt für tierische Spulwürmer von Hund, Katze, Fuchs, Wolf oder Schwein werden. Sie können den letzten Entwicklungsschritt zum adulten Wurm jedoch nicht vollenden, sodass keine Eier mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Ansteckung erfolgt über mit Tierkotspuren verunreinigte Lebensmittel, Sandkisten oder die Tiere selbst. Die gründliche Reinigung von roh verzehrten Lebensmitteln, das Abdecken von Sandkästen und regelmäßiges Entwurmen von Haustieren sind wichtige Präventivmaßnahmen.
Leichte Spulwurminfektionen verlaufen oft symptomlos. Ein stärkerer Befall macht sich bemerkbar, wenn die Larven die Lunge erreichen. Zu den Symptomen zählen Husten, Fieber, Atembeschwerden und Asthma-ähnliche Beschwerden. Ist der Entwicklungsschritt zum adulten Wurm vollzogen, treten Symptome der chronischen Askariasis mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Gewichtsverlust auf. Befinden sich sehr viele Würmer im Darm, kann es zum Darmverschluss kommen. Die Behandlung erfolgt unabhängig davon, ob es sich um menschliche oder tierische Spulwürmer handelt, mit Mebendazol oder Pyrantel.
Auch Infektionen mit Rinder- oder Schweinebandwürmern verursachen häufig keine Beschwerden. Auffällig sind vor allem die etwa 2 cm langen, weißlich gefärbten und beweglichen Wurmabschnitte, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Bandwürmer selbst können bis zu 10 m lang werden. Zur Infektion kommt es durch den Verzehr von rohem oder halbrohem Fleisch, das Vorstufen der Bandwürmer, die sogenannten Finnen, enthält. Im Rahmen der Fleischbeschau wird betroffenes Fleisch heute jedoch in der Regel erkannt, sodass Rinder- und Schweinebandwurminfektionen nur noch selten vorkommen. Die Behandlung erfolgt mit Niclosamid.
Im Verlauf deutlich gefährlicher sind Infektionen mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm. Beide durchdringen die Darmwand ihres Wirtes und besiedeln die Leber. Hier bildet der Hundebandwurm eine einzelne gewebeverdrängende Zyste (zystische Echinokokkose), der Fuchsbandwurm wächst mit schlauchförmig verbundenen Vesikeln nicht nur in der Leber, sondern auch in ihre Nachbarorgane ein (alveoläre Echinokokkose). Die Zystenbildung verläuft in beiden Fällen sehr langsam, sodass Jahre vergehen können, bis erste Symptome wie Oberbauchschmerzen auftreten.
Für die Heilung ist die operative Entfernung der Zysten notwendig, was bei einer alveolären Echinokokkose häufig nicht mehr möglich ist. Das infiltrierende Wachstum kann durch Albendazol oder Mebendazol verlangsamt werden. Unbehandelt verläuft der Befall mit dem Fuchsbandwurm tödlich.
Während der Hundebandwurm vor allem in Mittelmeerländern und dem Balkan verbreitet ist, kommt der Fuchsbandwurm auch in Deutschland vor. Die Präventivmaßnahmen sind dennoch dieselben. So empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die regelmäßige Entwurmung von Haustieren, gründliches Händewaschen nach dem Kontakt mit Tieren oder der Gartenarbeit, auf saubere Sandkästen und Spielplätze zu achten sowie tote Tiere nicht zu berühren.