Das Anti-Schuppen-Programm |
Fettige Kopfschuppen gehen oft mit entzündeter Kopfhaut und Juckreiz einher und werden als Erscheinungsform der seborrhoischen Dermatitis gedeutet. In dieser fettigen Umgebung fühlen sich der zur physiologischen Hautflora gehörende Hefepilz Malassezia furfur – auch bekannt unter seinem alten Namen Pityrosporum ovale – und sein Verwandter Malassezia globosa besonders wohl, wobei meistens Ersterer anzutreffen ist. Sie ernähren sich von langkettigen Fettsäuren und finden auf der talgreichen Kopfhaut von Seborrhoikern ideale Lebensbedingungen vor. Jedoch: Beim Talgabbau entstehen stark hautreizende freie Fettsäuren und Lipoperoxide. Die Reaktion der Kopfhaut liegt auf der Hand: Sie wird chronisch gereizt und reagiert mit einer hochgradig gesteigerten Bildung neuer Zellen. Zudem ist die Erneuerung der Hornschicht auf die Hälfte der Zeit herabgesetzt und beträgt nur noch vier Tage. Diese großen Mengen an neuen Hornzellen verkleben mit Schweiß und Talg, und es entstehen große blättrige Schuppen.
Und auch die Kleienpilzflechte (Pityriasis versicolor) mit Pigmentierungsstörungen als Leitsymptom geht auf diesen Hefepilz zurück. Abzugrenzen gegen Malassezia-assoziierte Kopfschuppen sind allergische Ekzeme, Psoriasis und Neurodermitis, die in ärztliche Hände gehören. Treten Kopfschuppen in Kombination mit Haarausfall auf, könnte eine Fadenpilzinfektion (Tinea capitis) dahinterstecken.
Die Betroffenen leiden besonders unter starkem Juckreiz. Dem Drang, sich ständig zu kratzen, können sie sich kaum entziehen. Aber genau das verschlechtert die Lage: Beim Kratzen gelangen neue Keime auf die Kopfhaut, die Enzyme dieser Keime verschlechtern den Gesamtzustand und steigern die Menge irritierend wirkender Fettsäuren und Lipoperoxiden. Ein Teufelskreis entsteht: Juckreiz – Kratzen – Vermehrung der Mikroben – verstärkte Talgzersetzung – verstärkte Reizwirkung – verstärkter Juckreiz. Diesen gilt es zu unterbrechen, indem man Malassezia furfur und anderen Stämmen dieses Hefepilzes Einhalt gebietet.
Das können medizinische Shampoos mit antiseptisch oder antimykotisch wirksamen Substanzen, allen voran die Antimykotika Ketoconazol (wie Terzolin®, Ketozolin®) oder Clotrimazol (wie Cloderm® Shampoo). Aber auch Selendisulfid (wie Selsun® Shampoo), Zinkpyrithion (wie Ducray Squanorm Shampoo), Octopirox® (Piroctonolamin etwa in Dermasence® Seborrha oder Adtop Shampoo) und Ciclopiroxolamin (wie Stieprox® classic/intensive Shampoo) bringen in den meisten Fällen gute Erfolge, weil sie der mikrobiellen Lipolyse der Fette auf der Kopfhaut entgegenwirken. Keratolytische Wirkstoffe – häufig in Kombination – lösen übermäßige Hornzellaggregate von der Kopfhaut. Beispiele sind Salicylsäure oder Harnstoff (wie Stieproxal® Shampoo, Criniton® Lösung, Ducray Kelual DS Shampoo).
Ketoconazol ist zur Behandlung von fettigen Kopfschuppen als medizinisches Shampoo (wie Ketozolin® 2 %) und als Lösung (Terzolin® 2 %) erhältlich. Die richtige Anwendung verhilft zur Wirkung:
Zur Therapie chronischer Entzündungen und der Mikroben kann der Dermatologe auch topische Steroide wie Hydrocortison, Prednicarbat oder Betametason in Form von Kopftinkturen verordnen. Sie wirken immunsuppressiv, antiphlogistisch und antipruriginös. Sie sollten nur kurzzeitig angewandt werden. Oft lässt sich die seborrhoische Dermatitis nicht völlig ausheilen, sondern tritt in Episoden erneut auf.