Das Beste für den eigenen Körper |
Isabel Weinert |
14.04.2025 08:30 Uhr |
Gegen ein einseitiges Körperideal stellt sich die Bewegung der Body Positivity. »Fühl dich gut, auch wenn dein Körper ganz anders aussieht«, ist zwar ein verständlicher, aber kein optimaler Ansatz für Wohlbefinden und Gesundheit. / © Adobe Stock/Viacheslav Lakobchuk
Body Positivity, das meint, feiere deinen Körper, und zwar ganz unabhängig von Idealmaßen. Wer sich in den sozialen Medien umschaut, sieht zwar immer noch viele Frauen, die sehr dünn und durchtrainiert ihren Körper präsentieren und damit Menschen mit normalen Formen falsche Vorbilder sind, aber mehr und mehr zeigen auch die Fülligen ihre Körper, propagieren, sich zu lieben wie sie sind und versuchen auf diese Weise, dem dünn-muskulösen Ideal den Wind aus den Segeln zu nehmen. An sich ein sinnvolles Vorgehen, denn die Selbstwahrnehmung des Körpers kann durch das einheitliche Dünnheitsideal nachteilig beeinflusst werden.
Je mehr Vielfalt von Körpern gezeigt wird, desto besser für das eigene Körpergefühl, besonders dasjenige von Frauen, so Forschende der Universität Würzburg in einer Pressemitteilung. Sie untersuchten, ob sich BoPo eignet, um das Konzept von idealen Körpern zu verändern und dieses zu erweitern um Körper, die dem nicht entsprechen. Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen Probanden, die in einer Studie BoPo-Inhalte anschauten gegenüber denjenigen, die sogenannte Fitspiration-Inhalte nutzten, also Fitnessbeiträge bei niedrigem Körpergewicht, eine etwas fülligere Körperform als ideal auswählten, den idealen Körper mit drei Formen beschrieben anstelle von nur zwei, und das Gewicht von 36 auf Ganzkörperfotos abgebildeten Personen durchschnittlich niedriger einschätzten als die Probanden, die Fitspiration-Inhalte konsumiert hatten.
Darüber hinaus führten körperpositive Inhalte auch dazu, dass sich Probanden wohler im eigenen Körper fühlten. Die Forschenden schließen aus ihren Ergebnissen, dass Body Positivity »verinnerlichte Schönheitsstandards in Richtung Diversität verändert« und somit ungerechte, auf dem Aussehen basierende Vorurteile adressieren könnte.
Für eine andere Herangehensweise plädiert die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG). Sie spricht sich für die sogenannte Body Neutrality aus. Das bedeutet, Menschen sollen selbstverständlich ein gutes Körpergefühl abseits des Mainstream-Ideals haben, allerdings bezogen auf gesunde Funktionen des Körpers und nicht auf dessen Optik. Denn Letzteres führt dazu, dass neben dem extrem schlanken Körper in den sozialen Medien häufig das Gegenteil präsentiert wird, der extrem übergewichtige Körper. »Es ist nicht einfach ein Ausdruck unterschiedlicher biologischer Körperformen, wenn immer mehr Menschen weltweit von krankhaftem Übergewicht betroffen sind«, erklärte Professorin Dr. med. Christine Stroh, Chefärztin der zertifizierten Klinik für Adipositas und Metabolische Chirurgie am Wald-Klinikum Gera und Vorstandsmitglied der DAG. Menschen mit Adipositas hätten eine verringerte Lebenserwartung und ein stark erhöhtes Risiko für schwerwiegende Folgekrankheiten. Adipositas sei eine chronische, behandlungsbedürftige Erkrankung.
Der Body-Positivity-Ansatz sei zwar durchaus sinnvoll, um die Vielfalt menschlicher Körperformen aufzuzeigen, könne aber auch dazu führen, dass Übergewicht verharmlost würde. Bei der Body-Neutrality hingegen bezieht sich die Wertschätzung des eigenen Körpers darauf, wie gut man sich darin fühlt, weil er eben so vieles kann und darauf, dass man ohne Vorbehalte jeder Körperform gegenübersteht. Der Bezug auf die Funktionen des eigenen Körpers, also etwa auf seine Beweglichkeit und Ähnliches, eignet sich laut DAG auch besser, um Essstörungen in jeder Hinsicht vorzubeugen, sie früh genug zu erkennen, zu diagnostizieren und zu behandeln.
PTA können in der Apotheke dazu beitragen, ihre Patienten und Patientinnen in einem guten Körpergefühl zu bestärken, ohne Über- und Untergewicht zu verharmlosen. Ausgehend von Body Neutrality, also die Funktionen des Körpers in den Vordergrund stellen, eignen sich präventive Angebote, die auch das Apothekensortiment bieten kann, sowie der Verweis auf Angebote zu Ernährung und Bewegung in der näheren Umgebung. Damit richtet man nicht, sondern unterstützt.