Das Gehirn trainieren – geht das überhaupt? |
Es muss ja nicht gleich Schachspielen sein. Um unseren Geist zu fördern und zu fordern, genügen schon einfachere Übungen – die allerdings Regemäßigkeit erfordern. / Foto: Adobe Stock/appledesign
»Wir verstehen nicht wirklich, was im Gehirn passiert, wenn wir eine bestimmte Gehirnleistung trainieren«, sagt Professor Emrah Düzel, Direktor am Institut für kognitive Neurologie und Demenzforschung.
»Wir wissen im Grunde nicht mal, wo genau die Prozesse ablaufen.« Was laut Emrah Düzel aber in aller Regel funktioniert: eine bestimmte Fertigkeit zu trainieren. Zum Beispiel, sich Telefonnummern zu merken. Wie sich das auf andere Prozesse oder Teile des Gehirns auswirkt, ist dagegen noch weitgehend unklar. Die Forschung hat sich daher das Ziel gesetzt, herauszufinden, was die Gehirnleistung generell trainieren könnte.
Auch wenn die Wissenschaft noch viele offene Fragen sieht: Es gibt Trainingsprogramme für das Gehirn auf den Markt – zum Teil mit vollmundigen Versprechungen. Die sieht Neurologe Düzel skeptisch. Andererseits könne man nichts falsch machen, wenn man das Gehirn stimuliere, glaubt er. Sinnvoll kann das nach einem Schlaganfall sein, bei Konzentrationsproblemen nach einer Narkose, aber auch einfach so im Alltag.
Und es muss gar nicht kompliziert sein. Schon vor 150 Jahren habe ein amerikanischer Arzt einem Politiker mit Gedächtnisproblemen einen Auftrag gegeben: Er sollte jeden Abend seiner Frau erzählen, wen er am Tag alles getroffen habe. »Das hat der Mann über mehrere Jahre gemacht«, sagt Düzel. Dadurch habe er sich besser erinnern können.
Warum das so war, darüber gibt es Diskussionen. »Entweder war sein Gedächtnis besser geworden«, sagt Emrah Düzel, »oder er hat über die Zeit Strategien entwickelt, wie er sich auf bestimmte Inhalte konzentrieren konnte, und damit die Informationen besser wahrgenommen und gespeichert.« Letztlich sei das aber egal, solange es helfe.