Das hilft gegen Skin Picking |
Juliane Brüggen |
12.08.2024 16:30 Uhr |
Ein Auslöser für Skin Picking kann der Blick in Spiegel oder ein neuer Pickel sein. / Foto: Getty Images/Maksym Belchenko
Es geht darum, den Teufelskreis zu unterbrechen. Denn Skin Picking (dt. Hautzupfen, med. Dermatillomanie) ist für die Betroffenen ein fest eingeübtes Ritual, das – wenn auch nur kurzfristig – Erleichterung verschafft. Im Fokus stehen dabei meist Hautunebenheiten oder Pickel. Das Tückische an der körperbezogenen Impulskontrollstörung: Langfristig kommt es zu Hautschäden und sich verstärkenden Gefühlen von Scham, der Selbstwert leidet – was wiederum den Drang zum Knibbeln verstärkt.
Die Behandlung setzt vor allem auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Allein die Aufklärung darüber, dass Skin Picking ein anerkanntes Krankheitsbild ist, kann den Betroffenen helfen. Ein erster Schritt ist außerdem die intensive Beobachtung des eigenen Verhaltens, etwa durch das Führen eines Tagebuchs oder eines Skin-Picking-Protokolls. So wird deutlich, wie oft das Verhalten ausgeführt wird und welche Auslöser dahinterstecken. Oftmals ist das Skin Picking mit Emotionen wie Wut oder Stress oder bestimmten Situationen wie Langeweile verknüpft. Um die Motivation zu fördern, sollten Betroffene persönliche Ziele formulieren und sich immer wieder klarmachen, warum es sich lohnt, mit dem Skin Picking aufzuhören.
Eine anerkannte Selbsthilfetechnik ist die Reaktionsumkehr (engl. Habit-Reversal-Training), bei der das automatisch ablaufende schädliche Verhalten durch eine mit diesem nicht vereinbare Reaktion ersetzt wird. Hierbei handelt es sich in der Regel um eine starre Bewegung, bei der Muskeln angespannt werden. Das kann zum Beispiel das Ballen von Fäusten, Abspreizen der Finger oder das Falten der Hände sein.
Schritt für Schritt bedeutet das:
Eine abgewandelte Form des Habit Reversal ist das Habit Replacement, bei dem die unerwünschte Handlung nicht durch das Verharren in einer Position, sondern durch eine neue Bewegung ersetzt wird, zum Beispiel leichte kreisende Bewegungen mehrerer Finger am Unterarm.
Laut dem Portal »Tricks gegen Ticks« können auch bestimmte Hilfsmittel vom Skin Picking abhalten, zum Beispiel eine Peel-Off-Maske, Pickel-Patches oder das Auftragen einer wundheilungsfördernden Creme.
Die Technik der Entkopplung – entwickelt von Professor Steffen Moritz, Neuropsychologe – hat sich vor allem bei klar definierten Bewegungsmustern wie beim Nägelkauen, Nägelpulen oder Haareausreißen bewährt. Wieder geht es darum, eine Ersatzhandlung zu etablieren. Anders als beim Habit Reversal soll diese eine gewisse Ähnlichkeit mit dem zu verlernenden Verhalten aufweisen. Das heißt, die Bewegung wird zunächst wie gewohnt begonnen, dann aber mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung umgelenkt.
Soll beispielsweise das Nägelkauen abtrainiert werden, geht die Hand zunächst wie gewohnt zum Mund, lenkt dann aber schnell zum Ohrläppchen ab. So wird der alte Verhaltenspfad durch einen neuen ersetzt und das schädliche Verhaltensmuster allmählich verlernt.
Um die Ersatzbewegung zu etablieren, üben Betroffene diese mehrmals am Tag bewusst und in typischen Situationen. Empfohlen werden jeweils zehn Wiederholungen mindestens dreimal am Tag.
Eine Variante der Entkopplung besteht darin, sich den ersten Teil der Bewegung vorzustellen und nur den zweiten Teil, also die ruckhafte Bewegung, durchzuführen, zum Beispiel das schnelle Ausstrecken des Arms mit gespreizten Fingern. Man spricht dann von Entkopplung in sensu.
Ausführliche Informationen zu verschiedenen körperbezogenen Impulskontrollstörungen und ihrer Behandlung finden Interessierte unter tricks-gegen-ticks.de