Das Lungenkrebsscreening kommt |
Verena Schmidt |
04.07.2024 16:50 Uhr |
Per Niedrigdosis-CT-Untersuchungen sollen Lungentumoren bei Rauchern früher als bislang erkannt werden. / Foto: Getty Images/da-kuk
In Deutschland erkranken laut der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) jährlich rund 57.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Und jedes Jahr sterben 45.000 Menschen daran. Die Prognose des Bronchialkarzinoms ist mit Fünf-Jahres-Überlebensraten von etwa 20 Prozent eher schlecht – was auch damit zusammenhängt, dass Tumoren in der Lunge oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt werden.
Experten fordern daher schon lange ein Früherkennungsprogramm, also ein Screening für Lungenkrebs. Am 1. Juli ist die Lungenkrebs-Früherkennungs-Verordnung (LuKrFrühErkV) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) in Kraft getreten. Damit wurden die ersten Voraussetzungen dafür geschaffen, Rauchern und ehemaligen Rauchern zwischen 50 und 75 Jahren bald eine CT-Untersuchung der Lunge anbieten zu können.
Acht medizinische Fachgesellschaften und Berufsverbände, darunter die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), begrüßen diesen Schritt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung betonen sie aber auch, dass für ein für alle Risikopersonen erreichbares Früherkennungsprogramm weitere Schritte folgen müssen.
Konkret wird zur Früherkennung von Lungenkrebs eine Niedrigdosis-Computertomografie oder Low-Dose-CT (LDCT) eingesetzt. Diese arbeitet mit 10 bis 30 Prozent der Strahlendosis von gewöhnlichen CT-Untersuchungen. Eine bestimmte Körperregion wird dabei schichtweise im Abstand von jeweils 1 mm auf Röntgenbildern dargestellt.
Die strukturierte Früherkennung von Lungenkrebs durch eine Niedrigdosis-Computertomographie bei Personengruppen mit einem hohen Lungenkrebsrisiko sei eine wissenschaftlich belegte, wirksame, sichere und kosteneffektive Methode, betonen die Fachgesellschaften. Durch eine Diagnosestellung bereits in einem frühen und damit noch heilbaren Tumorstadium könne die Sterblichkeit an Lungenkrebs signifikant gesenkt werden, heißt es in der Pressemeldung. LDCT-basierte Lungenkrebs-Screeningprogramme sind bereits unter anderem in den USA, Kanada, Australien, China und Südkorea etabliert. In Europa laufen bereits nationale Früherkennungsprogramme mittels LDCT in Kroatien, Polen und Tschechien.
Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) war in einer Nutzenbewertung zu dem Schluss gekommen, dass ein Früherkennungs-LDCT starken aktiven und ehemaligen Rauchern mehr Nutzen als Schaden – beispielsweise das Risiko von falschen Diagnosen oder Überdiagnosen – bietet. Laut IQWiG kann ein Low-Dose-CT-Screening 5 von 1000 ehemals starke Raucherinnen und Rauchern innerhalb von etwa zehn Jahren davor bewahren, an Lungenkrebs zu sterben. Als starke Raucherinnen und Raucher gelten zum Beispiel Personen, die 20 Jahre lang mindestens eine Packung Zigaretten pro Tag geraucht haben oder zehn Jahre lang mindestens zwei Packungen Zigaretten pro Tag.
Mit Inkrafttreten der neuen Verordnung sind nun erst einmal die strahlenschutzrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen worden, dass die LDCT zur Früherkennung von Lungenkrebs eingesetzt werden darf. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat nun 18 Monate Zeit, die genauen Bestimmungen für die Durchführung zu regeln und zu entscheiden, ob die Kosten für gesetzlich Versicherte übernommen werden. Mitte oder Ende 2025 könnte es dann ein nationales Screening auf Krankenkassenkosten geben.