Das Problem mit dem Estragol |
Einige der getesteten Tees hatten zu hohe Gehalte an Estragol. / © Getty Images/romrodinka
Estragol ist von Natur in Fenchel enthalten. Das Problem: Estragol gilt als potenziell krebserregend. Es wird vermutet, dass der Stoff das Erbgut verändert. Je nach Herkunft und Sorte des Fenchels kann dessen Estragol-Gehalt stark schwanken, so »Öko-Test«. Eltern können kaum steuern, wie viel von dem Stoff etwa durch eine Tasse Tee ins Kind gelangt. Denn einen gesetzlichen Grenzwert für Estragol in Babytees gibt es bislang nicht, auch wenn der nach Auffassung der Tester »dringend nötig« wäre.
Immerhin: 2023 hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) ihre Empfehlung angepasst. Kinder bis elf Jahre gehören demnach zu der Gruppe, für die das Risiko durch Estragol besonders hoch ist.
Seitdem gibt es für sie – abhängig vom Körpergewicht – neue Orientierungswerte für die maximale tägliche Aufnahme durch pflanzliche Arzneimittel. Zurzeit prüft die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Sicherheit fenchelhaltiger Lebensmittel wie Tees. Die Behörde will im Herbst eine Stellungnahme veröffentlichen.
»Öko-Test« wollte jedoch jetzt schon wissen, ob die Hersteller von Kräutertees das Problem im Blick haben. Neun fenchelhaltige Tees für Babys und Kleinkinder hat die Zeitschrift im Labor untersuchen lassen und dabei den Orientierungswert der EMA für Arzneimittel zugrunde gelegt.
Drei Tees fallen mit problematischen Estragol-Gehalten durch – einer mit »mangelhaft«, zwei sind »ungenügend«. Trinkt ein acht Kilogramm schweres Baby 100 Milliliter dieser Tees am Tag, ist der Orientierungswert überschritten. Auf dem letzten Platz landete »Sidroga Bio Kinder-Fencheltee«, der zu 80 Prozent Süßen Fenchel und außerdem Anis enthält (nach Packungsangaben aus EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft). Zudem fand das Labor in dem Produkt trotz Biosiegel zwei Pestizide.
In den anderen sechs Tees konnten die Testerinnen und Tester ebenfalls Estragol nachweisen, jedoch nur in Spuren – unterhalb des Orientierungswertes.
Doch die Öko-Tester wurden nicht nur in Sachen Estragol fündig: In zwei der neun Tees entdeckten sie natürliche Pflanzengifte, sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA). Sie können bei der Ernte über Beikräuter wie Jakobskreuzkraut oder Bilsenkraut in die Teemischung gelangen. Nimmt man sie über längere Zeit auf, können Abbauprodukte für Schäden an Leber und Erbgut sorgen. Die gemessenen Gehalte schöpfen den gesetzlichen Grenzwert für PA zu mehr als 50 Prozent aus, so »Öko-Test«.
Zudem enthalten drei Tees im Test Pestizidrückstände, zum Teil auch mehrere – auch hier: Punktabzug.
»Sehr gut« fiel dagegen ein reiner »Baby Fenchel Tee« von Alnatura aus, der nur Spuren von Estragol und keine Pestizidrückstände enthielt. Hier stammen die Fenchelsamen aus Ägypten und das Produkt trägt ein Demeter-Siegel.