Das Problem mit den Hautfalten |
Mehr Aufmerksamkeit fürs gründliche Abtrocknen: Das hilft schon, in Hautfalten nicht wund zu werden. / © Adobe Stock/Rene L/peopleimages.com
Ein zu enger Ärmelausschnitt unter den Achselhöhlen oder eine scheuernde Jeans im Leistenbereich sorgen über kurz oder lang für gerötete, wunde Stellen. Diese Hautreizungen werden auch als Intertrigo oder intertriginöse Ekzeme bezeichnet. Hinter diesen Fachbezeichnungen stehen die beiden lateinischen Wörter »inter« (zwischen) und »terere« (reiben). Sie beschreiben das zugrundeliegende Problem recht gut: Schmiegt sich Haut an Haut, entsteht Reibung (»scheuern«) – was die Hautirritationen vorantreibt.
Besonders häufig trifft es Hautfalten wie unter der Brust, an den Leisten, in den Achseln oder die Intimzone im Bereich des Gesäßes. Aber auch zwischen Zehen und Fingern kann es zu Scheuerprozessen kommen. Übergewichtigen Menschen macht zudem die querverlaufende Bauchfalte Probleme. Und beim Sporttreiben sind auch die Innenseiten der Oberschenkel durch ständiges Aneinanderreiben nicht vor Wundwerden gefeit. In der Leiste spricht man auch vom »Wolf, den man sich gelaufen hat«. Ein geschwächtes Immunsystem und Erkrankungen wie Diabetes mellitus können die Neigung zu intertriginösen Ekzemen verstärken.
Wenn zwei Hautstellen aneinander reiben, bildet sich ein feuchtwarmes Milieu, das die Hautoberfläche mazerieren lässt. Gerade im Sommer ist das Risiko für derlei Beschwerden besonders hoch, da sich durch häufiges Schwitzen noch mehr Feuchtigkeit bildet und diese keine Chance zum Trocknen hat. Luft kann in diesen Hautfalten nicht zirkulieren. Gestaute Feuchtigkeit und Wärme treiben die Hautschädigung voran, die Haut kann gänzlich einreißen, wird wund und nässt. Brennen, Schmerzen und Juckreiz sind ziemlich unangenehm.
Da ein feucht-warmes Milieu einen idealen Nährboden für Pilze und Bakterien darstellt, sind Infektionen nicht unwahrscheinlich. Typischerweise wird eine fortgeschrittene Intertrigo vom Wachstum des natürlich auf der Haut vorkommenden Hefepilzes Candida albicans begleitet. Dieser vermehrt sich bei Feuchtigkeit besonders schnell und kann an wunden Hautstellen für eine Infektion sorgen. Bei einer Windeldermatitis bei Säuglingen sind Streptokokken am Werk und sorgen für die Sekundärinfektion. Ist das der Fall, zeigen sich Papeln oder Pusteln an der betroffenen Hautstelle. Eine Behandlung ist dann immer erforderlich.
Wird die Reizung früh erkannt, ist die Haut meist noch unversehrt. Dann reicht es meist aus, die Stelle sauber und trocken zu halten und weitere Reibung, etwa durch enganliegende Kleidung, zu vermeiden. Zeigen sich jedoch bereits stark gerötete und brennende Hautpartien, gilt es vorrangig, die Feuchtigkeit in der Region zu binden.
Am besten legt man die Partie buchstäblich trocken, etwa mit Mullkompressen oder einem Leinentuch. Sie werden zu Streifen gefaltet oder in Streifen geschnitten und direkt in die Hautfalte gelegt. Auch Ausdauersportler können sich vorbeugend mit Gaze- oder Mulleinlagen an den gefährdeten Körperstellen behelfen. Babypuder oder Talkum sind nur dann anzuraten, wenn die Haut keine offenen Stellen zeigt. Ansonsten könnten sich Klümpchen bilden, die den »Hautwolf« zusätzlich reizen.
Gegen die Hautirritationen zeigen Zinkoxid-haltige Salben (wie Mirfulan® Wund- und Heilsalbe, Desitin® Salbe) eine gute Wirkung. Zinkoxid sorgt dafür, dass Feuchtigkeit von den betroffenen Hautstellen ferngehalten wird, es entsteht also ein gewisser Barriereeffekt. Bei Candida-Besiedlung ist mit einem Antimykotikum wie Nystatin zu kombinieren (wie Adiclair® Salbe, Multilind® Heilsalbe, Mykoderm® Heilsalbe, Candio Hermal®). Halten sich die Beschwerden trotz diverser Selbstbehandlungsversuche und Ratschläge des Apothekenteams, ist der Dermatologe aufzusuchen.
Wer anfällig für Hitzepickel ist, sollte auf eine regelmäßige Körperhygiene mit schwach sauren, schonenden Reinigungsmitteln (wie Eucerin® pH 5 Waschlotio, Eubos® Wasch + Dusch blau, Balneum® intensiv Waschlotion) achten. Nach dem Sport oder an stickigen Sommertagen duscht man sich am besten gleich den Schweiß vom Körper. Danach stets gründlich abtrocknen, dabei Achselhöhlen, Brustfalten, Leistengegend oder Zehenzwischenräume nicht vergessen.
Eine sorgfältige Hautpflege rundet das Streichelprogramm ab (wie Linola® Schutz Balsam, Tannolact® Fettcreme, Tannosynt® Creme). Auch gut: Intimschutzsalben mit pflanzlichen Ölen wie Jojoba- oder Mandelöl, Aloe vera und Ringelblumenextrakt (etwa Kadefemin® oder Deumavan®) ziehen einen atmungsaktiven Film auf. Das bietet Schutz vor Trockenheit, Reibung etwa bei sportlicher Belastung oder bei längerer Feuchtigkeitseinwirkung. Tipp: Die Intimschutzsalben eignen sich auch bei Inkontinenz, für den Bereich rund um den After und auch für Männer.
Bei Temperaturen von 30 °C und mehr empfehlen sich lockere, legere Kleidungsstücke. Hautenge Leggings oder zu enge BHs begünstigen Intertrigo, denn sie sorgen für extra Reibung an der ohnehin bereits strapazierten Haut. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Beim Sporttreiben sollte man enganliegende Funktionskleidung bevorzugen, damit nichts scheuert und Feuchtigkeit abgeleitet wird. Spezielle Sport-BHs, am besten aus dem Fachgeschäft, sind hautschonend.