Das richtige Ehrenamt finden |
Ehrenamtliche Unterstützung für Groß und Klein wird an vielen Stellen dankbar angenommen. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Das Ehrenamt hat eine lange Tradition, die bis ins alte Rom zurückreicht. Damals war es üblich, dass ehrenamtlich Tätige freiwillig ein öffentliches Amt ohne Vergütung übernehmen. Heute muss ein Ehrenamt kein öffentliches Amt mehr sein, sondern findet sich in fast allen Lebensbereichen. Dazu gehören der Sport-, Kultur- und Musikbereich, Kindergärten und Schulen, Bildungsarbeit für Erwachsene oder außerschulische Kinder- und Jugendarbeit, Umwelt-, Natur- und Tierschutz, Politik oder berufliche Interessenvertretungen, Unfall- und Rettungsdienste, die Justiz oder der kirchliche Bereich. Die Aufgaben, auf die Freiwillige hier stoßen, reichen vom aktiven Umgang mit Menschen über handwerkliche Tätigkeiten und Fahrtendienste bis hin zum organisatorischen Bereich. Die Möglichkeiten, sich einzubringen, sind im Vergleich zum alten Rom somit deutlich gewachsen. Unverändert sind jedoch die grundlegenden Werte des Ehrenamtes. Es ist freiwillig, unentgeltlich und gemeinwohlorientiert.
In Deutschland engagieren sich laut dem fünften Deutschen Freiwilligensurvey 28,8 Millionen Menschen ehrenamtlich. Die meisten Ehrenamtlichen sind im Bereich Sport und Bewegung (13,5 Prozent) aktiv. Danach folgen Tätigkeiten im Kultur- und Musikbereich (8,6 Prozent), im sozialen Bereich (8,3 Prozent), in Schulen und Kindergärten (8,2 Prozent) sowie in Einrichtungen für Geflüchtete oder Asylsuchende (8 Prozent). Die meisten Ehrenamtlichen sind zwischen 30 und 49 (44,7 Prozent) oder 14 und 29 Jahre alt (42 Prozent) Jahre alt.
Die Motivation für ein ehrenamtliches Engagement ist unterschiedlich. Während bei einigen die Hilfsbereitschaft im Vordergrund steht, nutzen es andere, um soziale Kontakte aufzubauen, das Selbstwertgefühl zu steigern, Fähigkeiten zu entwickeln oder Wissen weiterzugeben. Das Ehrenamt kann Ausgleich zum Beruf sein oder der Bereicherung im Ruhestand dienen. Es bietet eine Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Es kann zur individuellen Teilhabe, gesellschaftlicher Integration und zur Gesundheit beitragen. Und nicht zuletzt erfahren ehrenamtlich Tätige viel Dankbarkeit für ihr Engagement.
Voraussetzungen, die man für ein Ehrenamt mitbringen muss, gibt es kaum. Jeder Freiwillige soll seine Stärken und Interessen so gut wie möglich einbringen können. Dabei geht es nicht um Leistung, sondern um den Spaß an der Tätigkeit. Deshalb gilt auch, für freiwilliges Engagement gibt es kein Mindestalter. So können beim Technischen Hilfswerk (THW) bereits Kinder ab sechs Jahren mitmachen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Jugendschutzvorschriften eingehalten werden.
Das richtige Ehrenamt zu finden, ist nicht leicht. Unterstützung bei der Suche bieten die Internetseiten zahlreicher Organisationen und Vereine:
Wie viel Zeit ein Ehrenamtlicher in seine Tätigkeit investieren kann und möchte, ist ganz ihm selbst überlassen. Das kann die tägliche Hausaufgabenbetreuung sein, das zweimal wöchentliche Training im Verein oder die monatliche Unterstützung beim Seniorencafé. Laut dem fünften Deutschen Freiwilligensurvey verbringt die Mehrheit der freiwilligen Helfer (60 Prozent) bis zu zwei Stunden pro Woche mit ihrem Ehrenamt.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, eine ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Beruf auszuüben, allerdings darf es nicht zu Überschneidungen mit der Arbeitszeit kommen. Ausnahmen gelten hier lediglich für Menschen, die sich als Wahlhelfer, Schöffe, Rettungskraft oder Jugendleiter engagieren. Untersagen darf ein Arbeitgeber eine ehrenamtliche Tätigkeit ebenfalls nur in Ausnahmefällen. Dazu gehören eine mangelhafte Arbeitsleistung, weil das Ehrenamt über den Beruf gestellt wird, oder eine Rufschädigung des Betriebes durch das Ehrenamt.
Auch während einer Arbeitslosigkeit dürfen ehrenamtliche Aufgaben übernommen werden, solange sie die berufliche Wiedereingliederung nicht beeinträchtigen. Konkret bedeutet das, ein Ehrenamt, das mehr als 15 Stunden in der Woche in Anspruch nimmt, muss bei der Agentur für Arbeit gemeldet werden.
Wer sich für ein Ehrenamt engagiert, macht das in der Regel freiwillig, unentgeltlich und aus innerer Überzeugung. Dennoch ist es so, dass Ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, die soziale Einrichtungen, Vereine oder andere Institutionen nicht finanzieren könnten. Sie sind damit existenziell für viele gesellschaftliche Bereiche und übernehmen mitunter viel Verantwortung. Vereine und Organisationen haben deshalb die Möglichkeit, ehrenamtliches Engagement mit einer Aufwandsentschädigung zu honorieren. Dabei handelt es sich um die sogenannte Ehrenamts- oder Übungsleiterpauschale, die bis zu einem Betrag von 840 beziehungsweise 3000 Euro pro Jahr steuer- und sozialversicherungsfrei sind. Für Menschen, die Grundsicherung beziehen oder für Asylbewerber: Werden nachgewiesene Auslagen ersetzt, ändert das nichts an der Unentgeltlichkeit der ehrenamtlichen Tätigkeit. Einnahmen aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit werden bis zu einem Betrag von 250 Euro nicht auf die Leistungen der Grundsicherung oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz angerechnet.
Aufgrund der Vielzahl an möglichen Ehrenämtern ist der Versicherungsschutz für Ehrenamtliche ganz unterschiedlich geregelt. Ehrenämter bei Organisationen oder Vereinen sind meist vonseiten des Trägers abgesichert. Ist kein Versicherungsschutz für die Tätigkeit vorhanden, empfiehlt der Verein Deutsches Ehrenamt e. V., dass Ehrenamtliche sich selbst um eine ausreichende Absicherung kümmern sollten. Sinnvoll sei eine Unfallversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Haftpflichtversicherung.