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Hygiene für Haut und Haushalt

Das richtige Maß Sauberkeit

Alle paar Minuten die Hände waschen? Zweimal täglich duschen? Desinfektionsmittel im Haushalt nutzen? Wie viel Hygiene sinnvoll ist und wann es zu viel des Guten wird.
AutorKontaktBarbara Döring
Datum 02.09.2025  12:00 Uhr

Keine Frage: Eine sorgfältige Hygiene ist wichtig, um das Risiko für Infektionen möglichst gering zu halten. Das Wort Hygiene leitet sich nicht umsonst von griechisch »hygieia« ab, was so viel bedeutet, wie »der Gesundheit dienend«. Gerade die Hände kommen tagtäglich in Kontakt mit allen möglichen Gegenständen, die potenziell mit Bakterien oder Viren kontaminiert sein könnten. Regelmäßiges Händewaschen ist spätestens seit Corona für die meisten Menschen selbstverständlich. Manche scheinen es jedoch mit der Hygiene zu übertreiben und verbrauchen im Haushalt Dutzende verschiedene Reiniger oder massenweise Desinfektionsmittel. Andere lassen gerne alle Fünf gerade sein und meiden selbst nach dem Toilettengang das Handwaschbecken.

So zeigte eine Studie kürzlich, dass sich in einer dänischen Klinik 43,7 Prozent der Toilettengänger nach der Notdurft ihre Hände nicht wuschen.

Infektiologen raten nicht erst zur Hygiene, wenn Zeichen der Verschmutzung sichtbar sind. Im Alltag sollten die Hände immer dann gereinigt werden, wenn man nach Hause kommt, die Toilette besucht hat oder einem Kind beim Toilettengang geholfen hat, nach dem Windelwechseln und nach dem Kontakt mit Abfällen, Tieren, Tierfutter oder Tierabfällen. Handhygiene ist auch nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen angezeigt sowie vor dem Essen oder der Anwendung von Medikamenten. Wer Speisen zubereitet, Kontakt zu Kranken hat oder Wunden behandelt, sollte ebenfalls immer mal wieder zwischendurch an die Handhygiene denken.

Zu Hause reicht Seife

Wie richtiges Händewaschen funktioniert und dass es 20 bis 30 Sekunden dauert, bis alle Stellen eingeseift sind, ist PTA hinlänglich bekannt. Während in Gesundheitsberufen Desinfektionsmittel gang und gäbe sind, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Privathaushalten mit gesunden Personen, Seife oder Reinigungsmittel mit antibakterieller oder viruzider Wirkung nur in begründeten Ausnahmefällen zu verwenden.

Studien zeigen für eine generelle Anwendung keinen Zusatznutzen für die Hygiene. Im Gegenteil birgt der kritiklose Gebrauch Risiken für den Körper und die Umwelt. So kann es zu Verätzungen kommen, wenn Desinfektionsmittel irrtümlich in die Augen gelangen oder von Kindern verschluckt werden. Zudem stehen sie in Verdacht, die Entwicklung von Allergien zu begünstigen; und manche können die Resistenzentwicklung gegen Antibiotika fördern.

Eine Händedesinfektion ist dann sinnvoll, wenn im Haushalt Personen an einer hochansteckenden Infektion erkrankt oder wegen geschwächter Immunabwehr besonders gefährdet sind. Auch bei der Pflege von Angehörigen kann eine Desinfektion der Hände oder von Oberflächen sinnvoll sein. Dennoch sollte nach Toilettengängen nicht auf Seife verzichtet werden. Zusätzliches Desinfizieren ist dann allerdings nicht erforderlich. Bei der Wahl eines geeigneten Desinfektionsmittels ist zudem relevant, ob es ausschließlich bakterizid oder bei Bedarf auch gegen Viren wirkt. Ein Tipp für den hygienischen Toilettengang: Vor dem Spülen den Toilettendeckel schließen, damit sich keine Aerosole im Bad verteilen. Erst dann sollten Restverschmutzungen entfernt und der Deckel erneut verschlossen werden.

Wer durch häufiges Händewaschen Probleme mit der Haut bekommt, kann mit einer Desinfektion besser beraten sein. So wies die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) während der Coronapandemie darauf hin, dass die empfohlene Reinigung mit Wasser und Seife bei intensiver Hygiene die Haut beeinträchtigen kann. Die Detergenzien können die in der Hornschicht vorhandenen Lipid-Doppellamellen und Peptide, die dem Wasserhaushalt dienen (»Natural Moisturizing Factor«), schädigen und so ein Handekzem begünstigen. Hautarztpraxen berichteten schon wenige Monate nach Beginn der Pandemie über eine Zunahme von Handekzemen.

Die DDG rät deshalb, in Zeiten intensivierter Handhygiene von der Verwendung von Seifen ab. Hautschonender sei dann das Desinfizieren mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel, das möglichst barriereschützende Hilfsstoffe wie Glycerol enthält. Nach der Desinfektion sollten die Hände mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Haut unterstützt (wie Dermasence Adtop plus, Excipial® Protect Creme). Als Faustformel gilt: Händewaschen so oft wie nötig, aber so selten wie möglich.

Hautmikrobiom schützen

Häufiges Waschen der Haut, vor allem mit herkömmlichen basischen Seifen, löst nicht nur die schützenden Fette und Proteine heraus, auch das hauteigene Mikrobiom aus Bakterien, Viren, Pilzen und Milben, welches ein Schutzschild gegen schädliche Keime bildet, kann durcheinandergeraten. Hautprobleme wie Akne oder eine atopische Dermatitis werden dann begünstigt. So zeigen Untersuchungen, dass bei einem akuten Neurodermitis-Schub die Zahl günstiger Mikroorganismen auf der Haut verringert ist und der Keim Staphylococcus aureus in höherer Zahl vorkommt als gewöhnlich.

Einen Richtwert, wie häufig jeder Einzelne duschen oder baden sollte, gibt es nicht, da die Haut individuell unterschiedlich beschaffen ist. Für die Gesundheit ist es jedenfalls nicht notwendig, jeden Tag zu duschen.

Allerdings spricht auch nichts dagegen, wenn jemand viel schwitzt oder starkem Schmutz ausgesetzt ist. Der Haut zuliebe sollten allerdings pH-neutrale Syndets statt herkömmlicher Seife verwendet werden. Bei trockener Haut oder Neurodermitis wird mitunter von täglichem Duschen abgeraten. In jedem Fall sollte anschließend eine geeignete Lotion verwendet werden, um die Hautbarriere zu unterstützen (wie Eucerin AtopiControl, Cetaphil® Pro Itchcontrol, CeraVe Feuchtigkeitslotion).

Desinfektion die Ausnahme

Hygiene im Haushalt ist nicht nur aus optischen Gründen ratsam. In Flecken und Staub finden sich häufig organisches Material wie Lebensmittelreste und Pflanzenteile, Haare und Hautschuppen, an denen sich Bakterien, Milben und Schimmelpilze gerne laben. Vor allem auf häufig genutzten Gegenständen wie Türklinken oder Toilettensitzen bildet sich schnell eine unsichtbare Schicht Mikroorganismen, unter denen sich krankmachende Erreger tummeln können. Komplett keimfrei kann und muss die Wohnung allerdings auch nicht sein. Wasser und normale Haushaltsreiniger reichen zum Putzen vollkommen aus. Desinfektionsmittel sollten nur in Ausnahmen, zum Beispiel aus medizinischen Gründen, und nicht regelmäßig verwendet werden.

Die Verbraucherzentrale rät auch von anderen Spezialreinigern ab, nicht zuletzt der Umwelt zuliebe, und empfiehlt für die Sauberkeit zu Hause vier bewährte Mittel: einen neutralen Allzweckreiniger, Scheuerpulver oder Kratzschwamm, Essigreiniger oder Zitronensäure und ein Handspülmittel. Spüllappen und Putztücher sollte man häufig wechseln und ebenso wie Handtücher bei mindestens 60 °C reinigen. Damit sich in der Waschmaschine keine Mikroben ansiedeln, empfiehlt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) nach etwa jeder fünften Wäsche einen 60°C-Waschgang mit einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel einzulegen.

Zusätzliche Hygienespüler sind nicht nötig und fielen in Tests des Lehrstuhls für Angewandte Reinigung und Hygiene an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen als unwirksam durch. Auch Lüften trägt zu einem hygienischen Haushalt bei, indem es die Zahl potenzieller Krankheitserreger dezimiert und eine Schimmelbildung verhindert.

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